20 - Verwandlung

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„Hermine, geht es dir wirklich gut?" Ginny hielt ihren Eistee fest und schaute mich an. Selbst hier, hinter dem Fuchsbau, im Schatten von dem Apfelbaum, war es warm, um nicht zu sagen heiss.

„Ja, bestens."antwortete ich ihr zum bestimmt schon dritten Mal, trotzdem schien sie mir nicht recht zu glauben. Wie als Bestätigung sah Ginny mich zweifelnd an und schüttelte dann den Kopf. „Wenn du im Ministerium so herumläufst, verstehe ich das ja, naja... zumindest etwas... Dad hat gesagt, sie nennen dich den Eisernen Besen."

Ich grinste. „Der Name gefällt mir." gestand ich. „Er macht vieles einfacher."

„Aber so?" sie musterte nochmals meinen Hut und den Umhang, den ich als neustes Accessoire hinzugefügt hatte. Tiefdunkelgrün, fast schwarz. Er hatte etwas von Snape an sich. Das Grün sah man nur an den Falten, wenn sich das Licht darin brach, es machte ihn geheimnisvoll, fand ich. Ich mochte ihn. Oder vielleicht mehr die Reaktion, die er bei anderen hervorrief. Seit ich den Mantel hatte, verstand ich, warum Könige immer so einen Umhang anhatten. So etwas hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf andere.

„Er ist mysteriös."gestand ich Ginny. Sie sah mich skeptisch an: „Das klingt ja, als wenn du darauf stolz wärst." Ich seufzte innerlich und lächelte äusserlich. Ginny machte sich schon genug Sorgen um mich, kein Grund sie noch mehr zu verunsichern. Ich bemühte mich um eine lockere Stimme, was nicht ganz so einfach war, wenn man es sich davor antrainiert hatte, seine Stimme kalt und etwas überheblich klingen zu lassen und dann, wenn man es endlich geschafft hatte, dass es praktisch von allein ging, hatte ich plötzlich Mühe, freundlich zu klingen. Ich gab mein Bestes: „Doch, ja, irgendwie schon. Eigentlich ist überhaupt der Sinn der ganzen Sache - Eindruck machen. Ich bin jetzt seit einigen Wochen im Ministerium und laufe seit etwas mehr als drei Wochen so herum. Du wirst es nicht glauben, aber seitdem ich so gekleidet bin, scheine ich in den Augen der anderen eine andere Person zu sein."

Ginny seufzte. „Aber warum dann auch, wenn du nicht im Dienst bist." Ihr missfiel es sichtlich, wie ich mich neuerdings kleidete. Selbst ihre Grossmutter hatte sich nie so angezogen, war ihr erster Kommentar gewesen.

„Gewohnheit, Faulheit und – du wirst auch das nicht glauben – die Sachen sind erstaunlich bequem."versuchte ich es ihr zu erklären, aber an ihrem Gesicht konnte man sehen, wie wenig sie es glaubte. Was sollte ich ihr sonst sagen? Das es andere Leute fern hielt, wenn man sich so anzog? Das das einer der Gründe war, warum ich auch ausserhalb des Ministeriums so herumlief? Weil selbst Ron sich dann nicht wirklich traute, näher zu kommen.Nicht das ich Ron wirklich fern halten wollte. Ich wusste nur nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich wollte es nicht wieder in den Sand setzen und solange erschien es mir das Beste, es damit heraus zu zögern.

„Bist du sicher, dass das der Grund ist?" fragte sie nach. Wir hatten uns seit dem letzten Treffen im Fuchsbau nur drei Wochen nicht gesehen und Ginny machte so eine Sache daraus? Ich verstand es nicht ganz. Ich seufzte innerlich. Schon wieder. Vielleicht sollte ich mir anfangen Sorgen zu machen, es kam in letzter Zeit ziemlich häufig vor. Wenn ich nicht aufpasste war ich bald wirklich so eine alte Hexe, die vor sich hin seufzte und dann noch leise vor sich in murmelte. Ich seufzte... ertappte mich dabei und ärgerte mich über mich selbst. Etwas gereizter als gewollt sah ich Ginny an: „Was ist los Ginny? Wollen wir wirklich die ganze Zeit über mein Aussehen reden?"

Sie zog ein Gesicht. „Es ist nur so... ich weiss auch nicht... so sieht wie meine Ur-Grossmutter auf alten Bildern aus." beschwerte sie sich. Die Grossmutter hatte also nicht gereicht, nun wurde ich also schon mit der Urgrossmutter verglichen.

„So wie es aussieht, werde ich das nicht werden." sagte ich spitz und biss mir auf die Zunge. Ich sollte aufpassen, was ich für Bemerkungen von mir gebe. Es klang schon wie eine alte Jungfer. Passt zu deinem Aussehen. Ich seufzte innerlich. Ich war wirklich pathetisch. Einen langen Moment war es still, dann setzte Ginny etwas unsicher an und sagte etwas stockend: „Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll, Hermine, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ehrlich gesagt... du siehst schrecklich aus. Und ich meine jetzt nicht deinen Kleidungsstil. Du hast Ringe unter den Augen, siehst müde und erschöpft aus und im Gesicht bist du beinahe hager geworden." sagte Ginny dann vorsichtig. Ich seufzte – schon wieder – während ich überlegte, was ich nun machen sollte. Sie hatte recht. Irgendwie. Ich hatte mich in der letzten Zeit mit meinen Fressorgien etwas gebremst, aber ich bin immer noch am Zunehmen. Und das mit den Ringen unter den Augen... Kunststück, wenn man Nachts kaum schlafen kann, weil man weiss, dass es am Morgen so losgeht wie immer. Zuerst dreht sich einem der Magen um und wenn man sich dann doch endlich ins Ministerium geschleppt hat, geht es endlich etwas besser. Nur hat man dort wenig Zeit was zu essen oder sich zu entspannen, also stopfte ich am Abend rein, was ging, weil ich Hunger wie ein Wolf hatte. Und dann mit zu vollem Bauch ins Bett und das Ganze ging von Neuem los. Ich entschloss mich, Ginny nicht noch mehr Sorgen zu machen und so wiegelte ich ab, erzählte ihr etwas von dem Stress und das es schon besser gehen würde, bis ihre Bedenken weit genug zerstreut waren. Ich fühlte mich zwar nicht so gut dabei, aber das nahm ich in Kauf. Nach dem schweren Thema entstand eine Schweigepause, während ich nach einem unverfänglichen Thema suchte. Aber bevor ich eines gefunden hatte, begann Ginny schon: „Ron ist gestern gekommen... er weiss nicht, was mit dir los ist. Er ist... verwirrt." kam sie dann zu den interessanten Punkten unseres Gesprächs. Ich hatte schon gewartet, wann sie endlich zu dem Grund ihrer Einladung kommen würde, wobei ich insgeheim gehofft hatte, dass es mein Aussehen und mein Zustand gewesen wäre.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now