57 - Abschied nehmen

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Ich war nicht tot, sonst sollte mir nichts mehr weh tun, aber genau das tat es. Es tat richtig weh und ich wusste nicht, dass man sich über solche Schmerzen so freuen kann. Aber genau so fühlte es sich gerade an. Weil ich wusste, dass ich lebte und für einen Moment war ich beinahe glücklich. Ich würde sie doch noch erwischen. Aber der Moment hielt nicht lange an, als ich mich an die Ereignisse erinnerte. Vor allem das Bild, als Hermine von dem Todesfluch getroffen wurde, brannte grell vor meinen Augen. Die Mischung aus Wut und Verzweiflung brachte mich beinahe um den Verstand. Um das Bild loszuwerden, zwang ich meine Lider nach oben und die Dunkelheit lichtete sich, noch ein Hinweis, dass ich lebte – nur zur Sicherheit.

„Oh Draco!" hörte ich in dem Moment meine Mutter neben mir. Etwas passte nicht. „Mom?" Wieso war sie hier? Oder besser... wo war ich?

„Oh Draco, es tut mir so leid!" sagte sie und ich hörte die Tränen in ihrer Stimme. Ich war in einem Zimmer, dessen Einrichtung mir nur zu vertraut war. St.Mungo. Irgendwie war ich hier her gekommen. Aber eigentlich spielte es keine Rolle wie genau. Ihr Gesicht war verheult und ihre Haare sahen aus, als ob sie hunderte Male mit den Haare durch sie hindurch gefahren wäre. Vermutlich hatte sie das auch, da sie das fast immer machte, wenn ihr etwas leid tat.

Hinter auf, auf einer kleinen Couch sass mein Vater und hatte zwei Kinder rechts und links auf seinen Beinen sitzen, die eingeschlafen waren und an ihm lehnten. Er hatte seinen Zauberstab in der Hand, Tränen in den Augen, als sich unsere Blicke begegneten und er nickte mir zu. Aber es war nicht sein übliches, kaltes Nicken, das er sonst immer machte. Diesmal war sein Gesicht lebendig, sein Blick entschuldigte sich, dass er nicht aufstand und seine Augen wachten über die beiden Kleinen in seinem Armen. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Wenn meine Mutter eine Löwin war, so war mein Vater gerade ein Drache, stolz und wachsam, bereit sich auf jeden zu stürzen, der eine Bedrohung darstellen könnte. Da er die Arme um die beiden geschlungen hatte, damit sie nicht aufwachten, konnte ich in seinem Ärmel seinen zweiten Zauberstab sehen. Es beruhigte mich. Dann neigte er den Kopf kurz nach rechts und links, nur eine ganz kleine Bewegung, als hätte er Angst, er könnte die beiden wecken, dann lächelte es mich kurz an. Automatisch lächelte ich kurz zurück, aber innerlich wunderte ich mich, wieso er plötzlich lächelte. Oder seine beiden Enkel so hielt.

„Geht es den Kindern gut?" fragte ich zögernd. Sie waren vermutlich auch meine Kinder, aber gleichzeitig waren sie auch Fremde. Ich hatte sie und sie hatten mich noch nie gesehen. Aber das sie hier mit meinen Eltern waren, sagte eigentlich alles. Mit einem Mal bedauerte ich es, dass ich hier war. Was sollte ich hier ohne sie? Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Vater, über Nichlas, und ich konnte ihn nur zu gut verstehen.

„Ruh dich aus. Ich habe getan was ich konnte, bevor wir dich hierher gebracht haben, aber deine Verletzungen sind ziemlich schwer..." Ich brauchte etwas länger zum Denken und als ich es dann hatte, fragte ich: „Ihr... wie habt ihr mich gefunden?" Ich verstand es wirklich nicht...
„Der kleine Dolohow hat uns gesagt, wo ihr Versteck war und dass du dort aufgetaucht bist, gerade als sie appariert sind."
Ich brauchte wieder etwas, bis ich die Bedeutung dessen, was sie gesagt hatte, begriffen hatte. „Aber wie... wie hab ihn getroffen?" je mehr sie sagten, desto verwirrter wurde ich.
„Voll von der Seite." grinste Mom kurz. „Mit einem Sectumsempra." ergänzte Vater von dem Sofa. Mutter hatte manchmal einen seltsamen Humor.
„Aber wieso...?" ich wurde immer verwirrter und das Gefühl, dass sie mir etwas verschwiegen, machte mich unruhig.
„Draco, ruh dich aus. Erhol dich. Es ist alles gut." Spätestens jetzt wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert war.
„Mom! Was ist passiert!" drängte ich und meine Stimme zitterte dabei. Mom seufzte. „Wir wollten warten, bis es dir wieder besser geht."
„Was..." ich versuchte mich aufzusetzen, was eine Schmerzwelle durch den Körper schickte. Ich schnappte nach Luft. Mom sagte schnell: „Keine Sorge... sie wollten Hermine und die Kinder... sie sind ins Haus eingebrochen, während Lucius und ich dort waren."
„Und?" ich hielt es kaum aus. Dann sah ich die beiden in Dads Armen schlafen und beruhigte mich etwas. Sie lebten zumindest. Ich wandte mich wieder an Mom. „Wie geht es ihnen? Sind sie verletzt?"
Sie lächelte mich an und schüttelte den Kopf. „Nein, ihnen ist nichts passiert. Hermine hat das Haus mit derart vielen Schutzzaubern versehen, ich bezweifle, dass sie bis ins Kinderzimmer gekommen wären. In einem Safe in Gringott wären sie auch nicht viel sicherer aufgehoben gewesen." sie lächelte und es sah beinahe stolz aus. „ ... ich... wir habe mich nicht zurück gehalten..."
„Die Kinder sind sicher. Alles andere ist nicht wirklich wichtig."

Ich und DracoWhere stories live. Discover now