11 - Gemeinsame Zeit

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Sie war da, die Hand, die mich hielt. Ich klammerte mich an sie und es war eine Qual, wenn ich sie für gewisse Verrichtungen auch nur für eine kurze Zeit loslassen musste. Jedes Mal war ich in Panik, ob sie danach noch da sein würde und ob ich mich wieder an ihr halten durfte. Sie war. Jedes Mal. Tag und Nacht. Langsam fing die gleissende Dunkelheit an, sich zu verändern. Immer mehr Farben und Düfte tauchten auf, Geräusche und Berührungen, sie alle bedrohten mich und doch konnte keines davon die Hand, die mich hielt, überwinden. Sie war mein Anker, meine Burg, meine Orientierung in der Düsternis.

Mit den Tagen wurde es immer besser, ich konnte sogar aufstehen und mit der Hand herumlaufen, auch wenn ich schnell erschöpft war. Aber es war nur noch mein Körper, der sich so lange nicht bewegt hatte. Langsam sah ich mehr von der Hand. Ein Arm, Körper, ein Umhang, eine Zahl. 17. Er? Wieso gerade er? Aber es spielte keine Rolle, dass es seine Hand war. Wichtig war, dass die Hand mich zusammenhielt, was ich alleine irgendwie nicht geschafft hatte. Ich folgte ihm, wenn er sich um die Pflanzen , Tiere und auch um andere Nummern kümmerte, sah wieder, roch wieder und die Dinge blieben, was sie waren. Verwandelten sich nicht mehr in einen Todesser oder in Bellatrix's Gesicht oder Stimme und normale Berührungen schnitten nicht mehr in meinen Arm. Ich wusste nicht, wer sich unter der Kutte mit der Nummer 17 verbarg, aber ich war ihm oder ihr dankbar. Es schien mir aber ein Mann zu sein, seine Hand war rau und fest. Aber vielleicht wird jede Hand so, wenn sie so viel macht? Trotzdem, ich glaube es ist ein er. Er blieb an meiner Seite und er nahm diese Fessel auf sich - für mich. So leid es mir auch tat, ich war nicht fähig, ihn freizugeben. Nicht im Moment. Jetzt brauchte ihn, ohne ihn würde ich sofort wieder zerfallen.

***

Es waren anstrengende und auch schmerzhafte Tage. Alles ging viel langsamer und obschon sie sich sichtlich bemühte, war sie schnell erschöpft und musste ausruhen. Ich sehnte mich danach, mich frei zu bewegen, mich auszustrecken, meine Arme zu bewegen, ohne dass jemand daran hing, aber jedes Mal, wenn sich unsere Hände trennten und ich sofort die Unsicherheit in all ihren Bewegungen fühlen konnte, unterdrückte ich den Impuls. Immerhin ging es ihr jeden Tag besser. Hatten wir die ersten Tage nur im Bett gelegen – sie haben mein Bett sogar neben ihres geschoben – und auf dem Sessel gesessen – ich auf der einen Seite und sie auf der anderen, wurde es zunehmend besser. Sie kam mit, wenn ich die Blumen goss und die ganzen Tiere und Wesen fütterte. Vor allem die Kätzchen schienen ihr jedes Mal mehr Motivation zu verleihen. So gesehen war es ein kleiner Preis, den ich zahlte und ein grosser Gewinn, den sie dadurch machen konnte. Insgesamt fühlte es sich gut an.

Drei Tage vergingen so, dann kam Miss Allencomb auf mich zu, hinter ihr ein Hauself, den ich nicht kannte. Hauselfen... noch so eine Geschichte. Nach dem Krieg hatte es ein paar Gesetzesänderungen gegeben, die den Schutz von Hauselfen verbesserten und es ehemaligen Todessern erschwerten, Hauselfen zu bekommen. Und wenn ich an Dobby dachte, regte sich mein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihn schlecht behandelt. Seltsam. Früher hatte mit keinem Gedanken an so etwas gedacht, aber jetzt, im Nachhinein, fühlte ich mich schlecht deswegen.

„Nummer 17, sie haben Besuch." sagte Miss Allencomb. Erstaunt folgte ich Miss Allencomb - mit Nummer 14 an der Hand - den Gang hinunter, bis Miss Allencomb vor dem Besucherraum stehen bleib und auf den Hauself deutete, der etwas unsicher mit uns mitgelaufen war, was mich erstaunte. Wir gingen hinein – ohne Nummer 14, aber es war niemand anderes da. Irritiert schaute ich mich um, als der Hauself anfing: „Master Nummer 17... dies ist Lossy" begann der Hauself "Ich soll ihnen diesen Brief überbringen." Er holte einen Brief hinter seinem Rücken hervor, vermutlich hatte er ihn nicht dort, sondern mit einem Hauselfentrick hervorgezaubert. Er hatte McGonagalls Siegel.

„Danke." Ich sah den Hauself an, der unruhig hin und her trippelte. „Es ist sehr aufmerksam, aber sie hätte auch eine Eule schicken können."

„Lossy hat Miss Schulleiterin gefragt, ob er den Brief überbringen könnte." sagte der Hauself, während er unruhig immer wieder zur Tür schaute. Was hatte er?

Ich und DracoWhere stories live. Discover now