49 - Die neue alte Hermine

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Ich betrachtete das ehemalige Gewächshaus. Es hatte sich entwickelt und sah wirklich eindrücklich aus mit seinen verschiedenen Anbauten, Türmchen und Ecken. Was zu dem Eindruck beitrug, war auch, dass man durch verschiedene Glasseiten verschiedene Landschaften sehen konnte. Lossy stand neben mir und lächelte.
„Zufrieden?" fragte ich ihn. Er nickte „Ja, Master 17."
„Du kannst es nicht lassen, eh?" schaute ich ihn an, konnte mir ein Grinsen aber nicht ganz verkneifen. Lossy grinste zurück. Im Laufe der paar Jahre, die wir nun schon an dem... je, was immer es auch genau war... bauten, hatten wir uns ziemlich gut kennengelernt und ich hatte den Eindruck, dass wir so etwas wie Freunde geworden waren. Auch wenn das ein schwieriges Wort ist und auch nicht wirklich passte, hatte ich noch kein Besseres gefunden.
„Master hat gesagt, dass es niemand anders hören soll und da niemand da ist..." sagte er todernst und mit sah mich mit seinen grossen Augen betreten an, als hätte ich ihn gerügt. Wenn da nicht das kleine Lächeln um seinem Mund gewesen wäre, hätte man es ihm beinahe abkaufen können. Er redete viel besser, seitdem er so viel Zeit in der Bibliothek verbracht hatte. Hauselfen hatten ein Gedächtnis... ich staunte immer und immer wieder, was Lossy sich als merkte. Ich wäre bereit einiges zu wetten, wenn es darum ginge, die Bücher aus Abteilung magische Tiere auswendig zu rezitieren... Für einen Hauselfen war Lossy richtig keck geworden. Hermine hätte ihre Freude an ihm gehabt.
„Ist etwas nicht gut, Master?" fragte Lossy. Er hatte nicht nur ein gutes Gedächtnis, er nahm auch sehr Anteil an dem, was um ihm herum vor sich ging. Seien es die anderen Hauselfen, die Pflanzen und Wesen oder eben auch ich... er merkte beinahe sofort, wenn ich an sie denken musste.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, alles gut."
"Ist es wieder diese..."
"Lass es gut sein, Lossy... versuchte ich ihn abzulenken. Ich konnte nicht sagen warum, aber es gefiel mir nicht, wenn Lossy wütend auf sie war, aber es war einfach so. Dann fiel mir ein, dass das so bei Lossy sicher nicht funktionierte. Ich griff zu Plan B:
„Nein, alles gut. Ihr habt wundervolle Arbeit geleistet."
„Ohne Master wäre nichts entstanden." wand Lossy ein.
„Ja, vermutlich." ich kraulte mein Kurgel May, die wie immer auf meiner Schulter sass und sah ausdruckslos auf das Glas...gebäude, liess meine Gedanken einfach treiben... unser Gewächshaus, das war es und das würde es auch für mich bleiben, egal wie gross es aussehen würde... wobei, das was sich hier hinter Hogwarts erhob war seit ein paar Wochen höher als der Eulentum. Was McGonagall wieder einmal mehr zu mir gebracht hatte, worauf hin wir diesmal beinahe einen halben Nachmittag lang diskutiert hatten. Es schien ihr gegen die Ehre zu gehen, dass etwas höher war als der Eulenturm. Sie gab sich mit regelmässigen Lieferungen von verschiedenen Zutaten für Zaubertränke zufrieden. Da sie ganz zufällig eine Liste dabei hatte, was für Zutaten es sein sollten, war sie ganze Sache eigentlich recht klar. Als McGonagall dann endlich gegangen war, drängte sich May sich fordernd an meinen Hals, sie wollte wie immer Aufmerksamkeit. Sie war so anhänglich wie eh und je, und seitdem Hermine mich verlassen hatte, noch mehr als davor. Ich glaube sie vermisste ihren Partner. Wie ich auch. Ich war pathetisch, ich weiss, aber was änderte das. Auf der einen Seite hatte ich mich damit abgefunden, aber auf einer anderen, tief versteckten Seite war es noch genauso wie an Tag, als ich die leere Wohnung vorgefunden hatte. Ich hielt diese Seite nur versteckt... versteckte sie sogar vor mir selbst... pathetisch, wie gesagt, ich weiss... Ich war ganz froh, das McGonagall sich wirklich an die Abmachung hielt. Ausser ihr wusste niemand, dass ich hier lebte - nicht einmal meine Eltern - und wie immer sie es auch gemacht hatte... nicht einmal Eulen fanden mich hier.
McGonagall ... sie hatte mir vor einigen Tagen gesagt, dass sie nicht mehr lange Schulleiterin bleiben würde. Ich wusste nicht so genau, was ich damit machen sollte. Einerseits war es eine Möglichkeit zu gehen, ohne das das hier alles verschwinden musste. Andererseits... wo sollte ich hin. Nach Hause? Wo war ich Zuhause? Ich konnte im Manor wohnen, aber das fühlte sich nicht nach Zuhause an. Ich lebte, ich wohnte irgendwo, aber es war nicht ein Zuhause. Ich wusste auch warum. Ich vermisste das Gefühl. Das Gefühl wie damals, als wie zusammen wohnten. Das jemand da war und auf einem wartete, wenn man zurück kam. Das es einen Grund gab, zurück zu kommen. Meine jetzige Wohnung war kaum mehr als ein Raum mit Bett... Zuhause... als ich klein war, hatte das Manor etwas davon gehabt. Etwas, und doch anders. Das Manor... Vater... er ist in den letzten Jahren, seit der Krieg zu Ende war, seltsam geworden. Er verbringt die meiste Zeit mit anderen alten Männern aus den alten Familien. Sie versuchen immer noch das Blut rein zu halten. Immerhin sind sie von der alten Art, der Gewalt, weg. Aber ihre neue Strategie ist lästig, zumindest für mich. Heiratspolitik. Warum immer sie mich mit der Parkinson zusammenbringen wollen, wer weiss das schon. Pansy... Seit der Artikel von der Kimmkorn in der Hexenwoche erschienen war, bin ich nicht mehr nach Hause gegangen, um nicht mit meinem Vater aneinander zu geraten. Ich bin mir sicher, er oder sein Club der Reinblütler hatte da ihre Finger im Spiel. Vermutlich dachte er, damit gewisse Tatsachen schaffen zu können. Aber nicht mit mir. Hier ist es ein Stück wie auf einer einsamen Insel. Niemand kennt mich, niemand erreicht mich und ich bekomme auch kaum etwas davon mit, was dort draussen vor sich geht und das war auch gut so. Wobei.. nicht alles kann ich vermeiden... sie war Stellvertretende Zaubereiministerin geworden, knapp ein Jahr nachdem sie gegangen war. Respekt. Aber es hat mich nicht wirklich erstaunt. Sie war in der Schule schon eine der Besten gewesen, sie hat es verdient und von dem bisschen was ich mitbekomme, macht sie einen wirklich guten Job. In ein paar Jahren würde sie Zaubereiministerin sein. Es gab vermutlich niemand, der dafür besser geeignet wäre. Ich gönne es ihr. Und da er wieder, der Kloss im Hals. Ich war so was von pathetisch. Wer hätte gedacht, dass es jemand schafft, mir das Herz zu brechen und zwar richtig. Es waren mehr als drei Jahre her und ich war immer noch nicht darüber hinweg. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass mir das einmal passieren würde, hätte ich ihn für verrückt gehalten und das es ausgerechnet Hermine Granger sein würde... völlig undenkbar. Wenn ich mir die Geschichte vorstelle, dann ist sie auch irgendwie verrückt. Aber vielleicht ist es das, was der Krieg aus uns gemacht hat.. Ahhh, nutzlose Gedanken, versuchte ich mich davon loszureissen. Damit würde ich keinen Schritt weiter kommen. Ich wusste überhaupt nicht, was ich als nächstes machen sollte. Mutter hat immer wieder gesagt, dass in meinem Leben eine Frau fehlt. Vielleicht hatte sie ja recht. Ziemlich sicher hatte sie recht, ich wusste auch welche Frau mir fehlte. Nur brauchte diese mich absolut nicht. In letzter Zeit war mir ein komischer Gedanke gekommen: Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, so eine arrangierte Ehe. Vater wäre glücklich auf seine spezielle Art und Mutter wäre glücklich, wenn sie sich um ihre Enkel kümmern könnte. Familie ist ihr ein und alles. Vielleicht sollte ich es einfach machen. So wie es jetzt war, nützte es niemandem etwas. So würden wenigsten meine Eltern glücklich sein. Mit Pansy Parkinson konnte ich auskommen – wenn sie ein paar Sachen ändern würde.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now