12 - Besuch

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„Ah... ja." Ich zog den Umhang aus und dann umarmten mich zuerst Harry, dann Ginny und dann kam Ron auf mich zu. Unwillkürlich machte ich einen Schritt zurück, worauf er stehen blieb und mich konsterniert ansah. Als ich ihn sah und er auch noch auf mich zu kam, drohte ich wieder auseinander zu fallen und musste mich anstrengen, innerlich hier im Raum zu bleiben. Wenn ich nicht aufpasste, wäre ich innerlich schnell wieder irgendwo, wo Todesser mich angriffen. Ich starrte ihn an und hoffte inständig, dass er nicht noch weiter auf mich zukommen würde, denn ich wäre nicht fähig gewesen, wegzurennen. Harry erlöste uns von der unangenehmen Situation, indem er fragte, wie es mir ginge.

„Gut." murmelte ich, mehr war nicht möglich. Das einzelne Wort fiel mir schon schwer genug, vor so vielen anderen Menschen auszusprechen. Am liebsten wäre ich aus dem Raum gerannt, gerade vermisste ich die Hand an meiner Seite sehr, zu sehr, beinahe unerträglich. Ich stellte sie mir vor, versuchte mich an das Gefühl zu erinnern, als würde ich seine Hand halten. Es ging etwas besser so.

„Es ist nicht einfach, dich zu besuchen. Weisst du, dass ich eine Erlaubnis von Shacklebolt holen musste, um dich zu treffen?" sagte er, was mich dazu nötigte, wieder etwas sagen zu müssen.

„Hu? Ist das bei allen so?" es war anstrengend, ging aber besser als das "gut" von vorhin. Vielleicht weil ich so lange nicht wirklich geredet hatte?

Ginny schüttelte den Kopf. „Ich glaube Shacklebolt hält viel von Dir."

„Wieso sollte er? Ich bin ein unfähiger Auroranwärter..." es klang ziemlich deprimiert und für einen Moment fragte ich mich, ob ich das bin? Bin ich deprimiert? Es fühlte sich nicht so an. Eigentlich war es mir mittlerweile ziemlich egal, dass ich aus dem Aurorenprogramm geflogen bin. Die Erkenntnis erstaunte mich etwas. Damals hat mich das ziemlich getroffen, war sogar der Auslöser, dass ich hier gelandet bin. Eine weitere Erkenntnis traf mich: Der Auslöser ja, aber nicht der Grund. Ich bin nicht hier, weil ich im Aurorentraining gescheitert bin, sondern ich bin gescheitert, weil ich all das, was während des Krieges passiert ist, nicht verarbeitet hatte. Mit einem Mal war die Welt anders. So als ob der Boden, auf dem ich stand, aufgehört hätte zu schwanken. Wow.

„Ich glaube er will dich im Ministerium." unterbrach mich Ron. Da ich es wohl nicht würde vermeiden können, Ron zu sehen, wenn ich mit Harry und Ginny befreundet bin, konnte ich es auch gleich hinter mich bringen. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn an. Er schaute etwas verlegen zurück. „Ich... es tut mir leid... du weisst schon... wegen damals im Drei Besen... ich dachte einfach, du bist sauer, weil ich dich... es war ein Missverständnis... bitte, es tut mir wirklich leid."

„Ron... ich..." Wie sollte ich es ihm sagen? Das seine Stimme bei mir sofort das Bild eines Todessers hervorrief? Ich schluckte, sagte nichts.

„Hermine..." sagte Harry und er und Ginny schauten mich wie junge Welpen mit grossen Augen an. Gerettet, aber ich wusste auch, dass es nur verschoben war, nicht schon erledigt. Leider.

„Es tut ihm wirklich leid, er hat es wirklich verbockt und als es ihm klar geworden ist, hat er alles versucht, dich zu finden, aber du warst wie vom Erdboden verschwunden. Er hat die letzten Monate in jeder Minute, die wir nicht im Training waren, nach dir gesucht." sagte Harry langsam, so als wollte er, dass ich alle Aspekte davon richtig verstand.

„Seid ihr deswegen gekommen?" fragte ich zögerlich zurück. Mir war unwohl und meine Hände fingen schon wieder an zu zittern. Obwohl mein Boden sicherer geworden war, kostete es doch viel Kraft, von meinem sicheren Ort weg zu sein. Ich hielt meine Hände fest, es sah vermutlich etwas komisch aus, wie ich so dastand und meine Hände verkrampft festhielt. Ich kam mir vor wie ein kleines, nervöses Schulmädchen. Nicht angenehm, so vor seinen Freunden zu stehen, aber immer noch besser als das sie mich so zittern sahen.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now