Moonchild {VKOOK}

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Jungkook

Taehyung war auf eine kleine Anhöhe getreten, von der aus er in die Ferne zeigte. Neugierig hechtete ich zu ihm hinauf, wobei ich mich auch fragte wie er mir bei Dunkelheit Blumen zeigen wollte. Der Mond schien zwar nach wie vor so hell wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte, doch trotzdem könnte man so doch keine Blumen erkennen. Zumal Blumen jetzt wirklich nicht das krasseste auf dieser Erde waren. Meist ließen sie ohnehin die Köpfe hängen oder blühten so kurz, dass man nur selten eine richtige Blume zu Gesicht bekam. Seufzend trat ich neben ihn auf die Erhöhung und hielt augenblicklich die Luft an.

Das sollten Blumen sein?! Das sah eher aus wie ein See, der den funkelnden Sternenhimmel reflektierte, aber doch nicht wie eine Blumenwiese. Welche Blumen leuchteten denn bitte?

Sprachlos ließ ich meinen Blick über die riesige Weite an Lichtern vor mir wandern. Viele, viele verschiedene Pflanzen ragten dort aus dem Boden und erhellte die Nachtluft mit ihren funkelnden Blättern. Noch nie zuvor hatte ich so etwas schönes gesehen, geschweige denn gewusst, dass es existierte.
„Es ist wunderschön", hauchte ich überwältigt in die friedliche Nacht und konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie Taehyung zu mir herübersah.
„Ich dachte, du hast schonmal Blumen gesehen...", sagte er schmunzelnd und schaute dann wieder nach vorne.

„Ja, aber doch nicht solche", kam es mir fasziniert über die Lippen als meine Füße plötzlich von dem Abhang heruntersprangen und ich jubelnd durch die Blumen rannte.
„DAS IST JA DER ABSOLUTE WAHNSINN!", rief ich lachend und lief über die Wiese. Die Pflanzen strichen meine Beine und einige von ihnen waren so groß, dass sie mich an Sonnenblumen erinnerten... nur eben an leuchtende Sonnenblumen.

Seufzend ließ ich mich schließlich rücklings auf den Boden plumpsen und sah zum Himmel rauf. Das Gras unter mir war warm und weich und es roch nach friedlicher Frische. So einen Geruch kannte ich sonst nur aus dem Wald, wenn ich mich mit Jisung bei Regen dorthin geschlichen hatte. Aber hier hatte es nicht erst regnen müssen. Der Geruch und viele verschiedene der einzelnen Blumen umgaben und umhüllten mich wie eine frisch gewaschene Decke. Um mich herum tanzten viele verschiedene, ebenfalls leuchtende Insekten, welche von Blume zu Blume flogen und jede einzelne bestäubten. So viel nicht menschliches Leben hatte ich noch nie gesehen.

Nachdenklich sah ich an den hell erleuchteten Himmel. Was für ein Ort war das hier und warum hatte ich ihn nie zuvor entdeckt? Wie konnte es sein, dass meine Leute in Omelas lebten, einer stinkenden, vollbebauten Stadt, die einen förmlich mit Erwartungen und Ansprüchen zu erdrücken drohte, wenn es hier draußen doch so friedliche Orte gab. In der Schule hatten wir gelernt, dass kein Ort der Erde mehr bewohnbar sei, bis auf Omelas. Doch hier hatte ich das Gefühl, dass ich zum ersten Mal seit ich existierte, wirklich durchatmen konnte.

Plötzlich hörte ich die leisen Schritte Taehyungs, welcher zu mir herüber gekommen war und sich nun ebenfalls in das seichte Gras legte.
„Das war aber mal eine heftige Reaktionen für Jemanden, der angeblich schon Blumen gesehen hat", neckte er mich und sah amüsiert gen Himmel.
„Ganz ehrlich", fing ich flüsternd an, „bis heute hatte ich keine Ahnung, was echte Blumen sind."
Auf meine Antwort sagte der Hellhaarige nichts und so fixierten wir beide einfach nur die Sterne und hingen unseren Gedanken nach.

Letztendlich war es mein Gähnen, welches das angenehme Schweigen unterbrach, während ich mich genüsslich streckte.
„Ach, ist das herrlich hier...", seufzte ich müde, „ich könnte auf der Stelle einschlafen."
„Einschlafen?", wiederholte mein Nebenmann ungläubig. „Jetzt?"
Schulterzuckend sah ich ihn an.
„Ja, wieso nicht? Hier einzuschlafen und wieder aufzuwachen, muss doch unglaublich sein."
„Ist es nicht zu früh zum Schlafen?", hinterfragte der Hellhaarige meine Worte und raffte sich schließlich auf. „Komm, Jungkook. Du wolltest den Wald sehen, dann zeig ich ihn dir jetzt auch."