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Taehyung

Mit verschleierter Sicht versuchte ich meine Umgebung auszumachen, wobei ich meine Lider jedoch kaum aufhalten konnte. Alles um mir herum drehte sich und ich wusste, ich würde den Halt verlieren, wenn mich nicht etwas von hinten stützen würde. An meinem Rücken spürte ich eine angenehme Wärme, die sich durch meinen Körper ausbreitete, der sich so eisig kalt anfühlte.

„-ae...Tae. Hey, Tae...TAE", drang es plötzlich immer lauter an mein Ohr, sodass ich überfordert meinen Kopf etwas drehte. Woher kam diese Stimme? Und warum kam sie mir so unglaublich bekannt vor? Wo war ich überhaupt?

Mehrmals hintereinander blinzelte ich und versuchte meine Sicht weiter zu klären, doch meine Umgebung fügte sich nur äußerst langsam zu einigen Umrissen zusammen. Ich vermutete in einem Mondhäuschen zu sein, denn ich konnte einige Schränke erkennen... oder waren es doch Säulen?

„Tae... Taehyung, kannst du mich hören? Hey-", ertönte die jetzt gar nicht mehr so weit entfernt klingende Stimme ein weiteres Mal und gleichzeitig spürte ich, wie mein Körper, über den ich überhaupt keine Kontrolle hatte, etwas höhergezogen und in zwei kräftige Arme geschlossen wurde. Diese Arme... hatten sie mich die ganze Zeit schon gehalten?

Mit einem Mal stieg mir ein Geruch in die Nase, den ich in meinem ganzen Leben wohl niemals wieder vergessen würde. Ein Geruch, der mir einen warmen Schauer über den Rücken jagte und als ich endlich das Gesicht der Person erkennen konnte, gab es keine Zweifel mehr. Ich wurde von Jungkook gehalten, stark, stützend, als wäre er das letzte Seil, was mich davor bewahrte den Abgrund einer Klippe herunterzustürzen.

„J-jungkook?", kam es mir fragend über die Lippen und ich erschrak, bei ihrem kratzigen Klang. Noch nie hatte sich meine Stimme so schwach und kränklich angehört. „Tae... du lebst", hauchte der Schwarzhaarige mir erleichtert entgegen, doch ich verstand gar nicht, was denn überhaupt los war. Warum sollte ich denn nicht mehr leben?

Schleichend drehte ich meinen Kopf umher, erkannte schließlich, dass ich tatsächlich in einem Mondhäuschen war... in einem, was mir sogar ziemlich bekannt vorkam. Dennoch stellte das alles immer noch ein wirres Mosaik für mich dar, dessen Einzelteile sich einfach nicht zusammenfügen wollten.

„W-wo bin i-", am Ende meiner Frage, brach meine Stimme weg und ich musste die Augen zusammenkneifen, da ich auf einmal einen starken Stich in meiner Magengrube spürte. Zischend zog ich die Luft ein und biss mir feste auf den Unterkiefer.

Sofort bemerkte ich, wie der Junge hinter mir mich noch näher an sich zog und sein Kinn sanft auf meiner Schulter ablegte. „Tae ganz ruhig... ich bin ja hier", flüsterte er, doch ich konnte auch eine gewisse Traurigkeit aus seiner Stimme heraushören.

Erneut ließ ich meinen Kopf etwas zu ihm herumwandern und erkannte mit einem Mal, dass dem Sonnenkind eine Träne über die Wange kullerte. Erschrocken weitete ich meine Augen, drehte den Kopf von ihm weg in die entgegengesetzte Richtung und da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.

All die Ereignisse der letzten Stunden prasselten wie ein Wasserfall über mich ein. Wir waren bei der Regierung gewesen, wurden in eine Zelle gesperrt und völlig überraschend befreit und sind schließlich zurück zu meiner Oma gerannt.

Oma.

Entsetzt blieb mein Blick an dem Sofa hängen, auf dem außer der bunten Kissen nichts mehr lag.

„N-nein... nein", nuschelte ich und spürte, wie mir bereits die Tränen in die Augen stiegen, „d-das darf n-nicht s-sein." Vollkommen kraftlos versuchte ich dennoch mich von Jungkook zu lösen und zu dem Sofa herüberzurobben, doch der Junge ließ es gar nicht erst zu. „Tae, ganz ruhig. Alles wird gut", versuchte er mich zu beruhigen, doch seine Worte gaben mir erst recht den letzten Rest.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now