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Jungkook

Neugierig und gleichzeitig zutiefst verwirrt sah ich den Hellhaarigen an. Was ging hier eigentlich vor sich? Meinte Taehyung das mit dem nachts Wachsein tatsächlich ernst? Ein kleiner Teil in mir war ja immer noch überzeugt davon, dass dieser Kerl mich hier gerade komplett auf den Arm nehmen wollte. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte ich ihn, während er erneut zum Sprechen ansetzte.

„Also Jungkook...", raunte er zögerlich, „das bedeutet, du bist ein Sonnenkind?"
Bitte was?!
„Was für ein Kind?", fragte ich ihn verwirrt und sah ihn verständnislos an.
„Nah ein Sonnenkind... aus der Sonnenwelt", half er mir auf die Sprünge, doch ich verstand nur Bahnhof.
„Was für eine Sonnenwelt?"
Allmählich zweifelte ich wirklich am gesunden Menschenverstand dieses Kerls. Hatte er sich vorhin vielleicht den Kopf angestoßen, als er zu Boden gefallen war?

„Was redest du denn da? Ich bin einfach nur ein Bewohner Omelas'." Inzwischen sah Taehyung mich mindestens genauso verwirrt an wie ich ihn.
„Aber wenn du keinen Plan hast, wovon ich spreche, heißt das dann, dass ich doch falsch liege mit meiner Vermutung?", fing er laut an nachzudenken und man konnte deutlich erkennen, wie es hinter seiner Stirn ratterte.
„Ich war mir so sicher, dass du einer von ihnen bist. Ich meine, sieh dich doch an... das schwarze Haar, die gebräunte Haut, die dunklen Augen. So wie du, sieht doch niemand sonst aus!"

Fassungslos blickte ich an mir herunter und dann wieder zu ihm. Was hatte dieser Kerl nur geraucht? Er rannte hier doch total seltsam rum. Verstand er nicht, dass er derjenige war, der völlig anders aussah?
„Die Anzeichen sind alle da. Du stehst mit der Sonne auf und ich habe dich auf der anderen Seite in diesem fremden Wald gefunden. Das muss die Sonnenwelt gewesen sein und du musst ein Sonnenkind sein... aber wenn du nicht weißt wovon ich spreche, heißt das dann, dass ich falsch liege oder weißt du vielleicht gar nicht, dass du ein Sonnenkind bist?"

Mit jedem seiner Sätze war meine Kinnlade ein kleines Stück weiter heruntergeklappt und inzwischen saß ich mit weit geöffnetem Mund vor ihm und einem Ausdruck in den Augen, der verstörter nicht sein konnte. Wie konnte er nur so ernst bleiben, während er so einen Müll faselte?
„Und was bist du dann Taehyung?", scherzte ich. „Ein Marsmännchen vielleicht?"
Wen glaubte er hier eigentlich verarschen zu können? Mich ganz sicher nicht. Breit grinste ich ihn an und wartete darauf, dass er endlich mit dieser Geschichte aufhören und sich alles nur als Scherz entpuppen würde, doch der Hellhaarige blieb ernst.

„Nein, ich bin ein Mondkind", erklärte er und ruhte mit seinen hellen Augen bedächtig auf mir. Okay - jetzt war eindeutig der Moment gekommen, an dem ich mich umsah und nach den versteckten Kameras suchte. War das hier vielleicht eine von diesen TV-Shows in denen die Leute bis aufs letzte reingelegt wurden? Wenn ja, dann hatten sie diesmal aber ein wirklich überragendes Set aufgebaut.
„Heißt das, du hast wirklich noch nie von den verschiedenen Welten gehört?"

Fassungslos sah ich ihn an. Dieser Kerl meinte das wirklich ernst. Jedes Wort, das er sagte, meinte er wirklich ernst.
„Also willst du mir gerade ernsthaft erzählen, dass das hier eine andere Welt ist? Eine, in der der Tag mit dem Mond aufgeht?", fragte ich ihn und fühlte mich beinahe dämlich dabei, das wirklich in Betracht zu ziehen, doch Tae nickte nur knapp und jagte mir so einen seltsamen Schauer über den Rücken. Von der Müdigkeit von eben war jedenfalls keine Spur mehr zu bemerken.

„Komm, Jungkook", murmelte er plötzlich und stand auf, „lass uns ein Stückchen weiterlaufen und ich erzähl dir ein wenig darüber."
Nickend stand ich auf und folgte ihm, während mir ein Gedanke nach dem anderen durch den Kopf raste.
Konnte das sein? Gab es wirklich mehrere Welten? Gab es eine Mondwelt? Und lebte ich in der Sonnenwelt, ohne es zu wissen?

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now