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Jungkook

Verdattert sah Taehyung mich an.
„W-wie meinst du das?", wollte er wissen und schien nicht so ganz verstanden zu haben, was ich gerade von mir gegeben hatte.
„Naja...", fing ich zögerlich an, „versteh mich nicht falsch... dieser Ort ist wunderschön, so wie alles in dieser Welt, aber irgendwie liegt hier einfach so eine Traurigkeit in der Luft."

Nachdenklich legte ich meinen Kopf in den Nacken und versuchte, diese  erdrückende Atmosphäre, die mich umgab, zu begreifen. Ich verstand ja  selbst nicht genau, was es war... aber es schien fast so, als würde dieser Ort weinen, als würde ich tief in mir drinnen ein Wimmern vernehmen, ausgelöst durch diesen Ort. Es war so, als hatte ich alle Orte, die Tae mir bis jetzt gezeigt hatte, nur mit meinen Augen gesehen  und als würde ich jetzt plötzlich anfangen, meine Umgebung um mich herum auf andere Art wahrzunehmen. Das Wimmern in mir hörte nicht auf.

„Eine Traurigkeit?", wiederholte der Hellhaarige meine Worte. „Aber du warst doch so begeistert?!"
Niedergeschlagen blickte er wirr hin und her, wobei sein Blick kurz immer wieder den meinen traf.
„Ja, ich weiß...", murmelte ich etwas leiser. Ich wollte nicht, dass Tae durch meine Worte traurig wurde, denn er hatte sich schließlich so auf diesen Moment gefreut. Aber was sollte ich machen? Ihn anlügen?

„Spürst du das denn nicht auch?", fragte ich vorsichtig. „Also diese Traurigkeit, meine ich?"
Ein ungläubiges Schnauben verließ den Hellhaarigen, während er auf den Boden starrte und es mir unmöglich machte, sein Gesicht zu erkennen.
„Tae?", fragte ich deshalb vorsichtig. Ich wusste nicht, was plötzlich mit ihm los war, aber meine Aussage schien ihn irgendwie extrem zu belasten. Impulsiv hob er auf einmal seinen Kopf und funkelte mich direkt an.

„Ob ich es denn nicht auch spüre?", fragte er fassungslos, während mich sein entgeisterter Blick durchbohrte. „Jungkook, hast du eigentlich eine Ahnung, was hier abgeht?!"
Ein trockenes Lachen verließ seine Kehle, während er kopfschüttelnd zur Seite sah.
„Man Jungkook, diese verdammte Traurigkeit ist doch überall...", rief er  frustriert, „die ganze Zeit rennst du wie ein fröhliches Kind herum und jetzt plötzlich willst du mir was von dieser Traurigkeit erzählen?"

Verdattert sah ich ihn an. Ich wusste nicht, dass er anscheinend so ein  Problem mit mir hatte. Klar, wir hatten einen schweren Start, aber ich dachte eigentlich, dass wir das die letzten drei Tage überwunden hätten. 
„Keine Ahnung", murmelte ich betroffen, „ich meine... was weiß ich schon."
Überfordert sah ich zu ihm herüber. Taehyung war inzwischen in die Hocke  gegangen und hatte sein Gesicht in den Händen versteckt.
„Tae...", kam es mir erneut, diesmal jedoch um einiges verzweifelter über die Lippen.

„Ja, Jungkook", fiel dieser mir energisch ins Wort und stand abrupt wieder auf, „was weißt du schon?"
Überrascht wich ich einen Schritt zurück.
„Du rennst pfeifend durchs Leben, siehst das Ganze nur als eine reine  Entdeckungstour, während andere richtige Sorgen haben!", blaffte er mich  an und kam Schritt für Schritt immer näher.
Wieder verließ ihn ein trockenes, ungläubiges Lachen: „Ich kann nicht  glauben, dass ich mich so hab' von dir ablenken lassen. Beinahe hätte ich diese ganze Scheiße vergessen... aber das geht nicht. Sie ist da und ich kann sie nicht ignorieren."
„Wovon redest du denn überhaupt?", wollte ich zutiefst verwirrt wissen,  während ich versuchte, Taehyungs wütend funkelnden Augen standzuhalten.

„Davon, dass du überhaupt keine Ahnung davon hast, mit was wir hier tagtäglich zu kämpfen haben und ich mich von dir tatsächlich auch noch dazu überreden lassen habe, dir meine Welt zu zeigen, als sei es ein verdammter Freizeitpark", er hielt einen Moment inne, während er  inzwischen nur noch einen Schritt vor mir stand und ich die Verbitterung in seinen Augen geradezu wüten sehen konnte.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now