Moonchild {VKOOK}

☽ 27 ☾

Taehyung

Stumm beobachtete ich, wie Jungkook schüchtern von einem der Kekse abbiss und sowohl meinem, als auch dem mehr als bohrenden Blick meiner Großmutter auswich. Stille lag über unseren Köpfen und keiner schien so recht zu wissen, was er jetzt sagen sollte. In meinem Kopf herrschte ein gewaltiges Chaos und all meine Erlebnisse der letzten Tage überschlugen sich. Es tauchten Bilder auf, in denen ich durch die Straßen Omelas'  gelaufen war, die Himmelsgebäude mich in ihren Schatten auffraßen, der  leuchtende Ball voller Mondenergie, Jungkooks Vater, der Kuss...

Ich wusste mit einem Mal gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand und was ich überhaupt von alle dem halten sollte.

„Na, was ist? Erzählt schon, was passiert ist", erhob meine Oma jedoch plötzlich die Stimme und riss mich somit aus dem Wirbelsturm meiner Gedanken. Jungkook hustete kurz auf und klopfte sich auf die Brust, da er sich wohl an dem Keks verschluckt hatte. Wenn die Stimmung nicht so angespannt gewesen wäre, dann hätte ich wahrscheinlich sogar gelacht, aber jetzt gerade blieb mir das Lachen im Hals stecken.

„W-was?", war das Einzige, was ich mühsam über meine Lippen bekam und  kauerte mich dann mehr auf dem Sessel zusammen. „Es ist doch etwas passiert, oder? Sonst wärd ihr doch wohl nicht hier", stocherte meine Oma weiter herum und wechselte mit ihren Blicken abwechselnd zwischen mir und Jungkook.

Doch was sollte ich ihr denn jetzt sagen? Ich hatte doch selbst keine Ahnung was-

„Wir haben Mondenergie gefunden", ertönte dann aber aufeinmal Jungkooks  Stimme und klang überraschend gefestigt. „Die Sonnenwelt beraubt euch tatsächlich eurer Mondenergie."

Ich hatte meinen Kopf hastig angehoben und den Jungen neben mir angeschaut, sodass ich jetzt ganz genau erkennen konnte, dass er mit sich rang. Seine Stimme war zwar fest, aber das Funkeln in seinen Augen fehlte. Er sah auf eine gewisse Art und Weise traurig, aber auch so unendlich enttäuscht und wütend aus. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was in seinem Kopf vorging – wie er sich fühlen musste, zu erfahren, dass sein Vater drauf und dran war diese Welt, meine Welt, zu zerstören.

„Das habe ich mir gedacht", nickte meine Oma seelenruhig und schloss  sogar für einen Moment die Augen bevor sie sie abrupt wieder öffnete und mich mit einem Blick fixierte, der mir durch Mark und Bein ging. Sofort zog ich scharf die Luft ein und drückte meinen Rücken kerzengerade durch.

„Und was habt ihr jetzt vor?", müde lächelte sie mir zu.

„Das wissen wir doch auch nicht...deshalb sind wir hier", stammelte ich  niedergeschlagen und meinen Schultern fielen wie von selbst wieder herab.

Auf einmal schallte ein amüsiertes Kichern durch den Raum und mit  verwirrtem Blick sahen Jungkook und ich zu der Frau auf dem Sofa herüber. Nach einigen Sekunden schien sie sich zu beruhigen und hielt sich mit der flachen Hand den Bauch: „Glaubt ihr tatsächlich, dass eine alte Dame euch da behilflich sein kann?"

Der Sonnenjunge und ich tauschten einen fragenden Blick aus bevor ich kurz mit den Schultern zuckte: „Ich dachte immer, du hast auf alles eine Antwort." „Tja, meistens habe ich das auch, aber eben nicht immer. Außerdem...was könnte ich denn groß bewirken?", fügte sie an und ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Wir können das nicht länger zulassen", schnitt schließlich Jungkooks Stimme durch den Raum und ich konnte sehen wie er seine Hände zu Fäusten ballte. „J-jungkook?", kam es mir beinahe tonlos über die Lippen als ich das flammende Feuer in seinen Iriden sehen konnte.

Mit einem Ruck stand der Schwarzhaarige von seinem Stuhl auf und baute sich vor uns beiden auf: „Wir können nicht zulassen, dass die Sonnenwelt eure Energie stielt. Es muss verhindert werden, dass diese wunderbare Welt ausstirbt und deshalb muss die Mondenergie zurück an ihren  ursprünglichen Platz – hierhin zurück." Mit einem Mal riss der Junge seine Augenbrauen, wohl über sich selbst und seinen plötzlichen Tatendrang überrascht, entsetzt in die Höhe ehe er langsam wieder auf dem Stuhl platznahm.