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Taehyung

Irgendetwas kitzelte unangenehm an meiner Nase. Verschlafen öffnete ich langsam meine Augen, während ich mich erstmal an das dämmrige Licht der Umgebung gewöhnen musste. Ein paar Mal knibbelte ich mit meinen Lidern, ließ anschließend meine Hand heraufwandern und wischte mir den Schlaf aus den Augenwinkeln. Danach versuchte ich mich etwas aufzurichten, denn in meinem Kopf herrschte noch blankes Chaos und ich wusste im ersten Moment überhaupt nicht, was ich hier machte. Wieso war ich hier? Wieso lag ich auf einer Wiese und nicht in meinem Bett?

Aber plötzlich spürte ich eine angenehme Wärme um meiner Taille und als ich meine Augen langsam zu der Stelle herunterwandern ließ, konnte ich einen gebräunten Arm darum erkennen. Mit einem Mal fiel es mir wie Schuppen von den Augen und all die Bilder der letzten Nacht flammten in meinem Gedächtnis auf. Vorsichtig versuchte ich mich aus dem Arm des Jungen, dessen Brust sich in gleichmäßigen Bewegungen gegen meinen Rücken hob und senkte, zu befreien und ließ dabei eine Hand auf sein Handgelenk wandern. Gestern Morgen war es mir bereits unangenehm gewesen, dass er mich in seine Arme gezogen und gewärmt hatte. Ich meine, natürlich war es ziemlich kalt in dem fahlen Sonnenlicht und wahrscheinlich hätten wir uns beide den Tod geholt, ohne die Wärme des jeweils anderen, aber es war mir trotzdem unangenehm. Ich kannte diesen Jungkook doch überhaupt gar nicht. Ich wusste so gut wie Nichts über ihn. Wir hatten doch erst eine Nacht zusammen verbracht und dann nebeneinander geschlafen.

Und außerdem... war er ein Sonnenkind. Als mir das wieder bewusst wurde, zog sich mein Bauch schmerzlich zusammen und ich rückte sogleich ein ganzes Stück von ihm weg. Erneut überkam mich dieses mulmige Gefühl... dieses Gefühl, dass ich ihn auf der einen Seite auf Abstand halten und so schnell wie es nur ging loswerden sollte, aber auf der anderen Seite, war da dieses warme Kribbeln, dieses angenehm beschützende Gefühl, das von ihm ausging und mich dazu brachte, ihm auf irgendeine verdrehte Art und Weise mein Vertrauen entgegenzubringen.

Zwar würde das alles hier weiterhin nur ein Mittel zum Zweck bleiben, aber dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, diesen Jungen noch länger als jemand völlig Fremden zu behandeln, der ein Feind sein und unserem Volk schaden könnte.

Langsam ließ ich meinen Kopf zu dem Jungen mit der sonnengebräunten Haut, den rabenschwarzen Haaren und den verrückten Klamotten herüberwandern. Der Mond schob sich langsam am Horizont empor, tauchte ihn in ein gleißendes, weißes Licht und ließ seine Haare glänzen. Friedlich hatte er seine Augen geschlossen und atmete ruhig.

Er sah so anders aus - so unwirklich. Niemals hätte ich gedacht einen Menschen zu treffen, der so besonders aussehen würde. Fasziniert ließ ich meine Augen über jeden Zentimeter seines Körpers wandern. Jeden Millimeter begutachtete ich haargenau und ließ ihn auf mich wirken. Er war also ein Sonnenkind... ich konnte es kaum glauben! Mein Herz nahm plötzlich etwas an Fahrt auf und ich konnte es ganz deutlich in meiner Brust klopfen spüren.

Ich war meinem Ziel so nah wie noch nie zuvor und das nur, weil ich Jungkook getroffen hatte. Natürlich war das alles ein Pakt mit dem Teufel und der Deal könnte auch gehörig nach hinten losgehen, aber ich vertraute ihm. Ich vertraute diesem so andersartigen Menschen.

Behutsam kam ich ihm wieder etwas näher. Trotz, dass der Mond nun schon am Himmel empor wanderte, schlief Jungkook noch tief und fest. Es musste ja wahrlich eine anstrengende Nacht gewesen sein und wenn ich darüber nachdachte, dass es vorher in seiner Welt Tag gewesen sein musste, und er dort ebenfalls auf den Beinen gewesen war, keimte etwas Sorge in mir auf. Er dürfte nicht zu viel seiner Energie verschwenden. Er brauchte sie doch noch, denn ansonsten würden wir in gewaltige Schwierigkeiten geraten. Also er würde in gewaltige Schwierigkeiten geraten, schließlich gehörte er nicht hierher.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now