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Taehyung

„Was hast du vor?", kam es Jungkook über die Lippen, wobei sein Blick interessiert auf seinem Vater haftete. Dieser richtete seine Augen jedoch sogleich auf den holprigen Weg vor uns bevor er den Motor startete und sich das Gefährt augenblicklich in Bewegung setzte. Mit Schwung trat er ins Gaspedal, sodass ich kräftig in den Sitz gedrückt wurde.

„Ich werde das Sicherheitssystem lahmlegen", sprach der Mann am Steuer schließlich, „aber dafür müssen wir erstmal nach Hause. Ich muss an meinen Computer." Von der Seite konnte ich das verschmitzte Grinsen sehen, was sich auf seine Lippen geschlichen hatte. Auch Jungkook blieb dieses Lachen nicht verborgen und nachdem er mir einen vielsagenden Blick zugeworfen und meine Hand kurz gedrückt hatte, wandte er sich erneut seinem Vater zu.

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst?", hakte er nochmals nach und ich konnte die Beunruhigung aus seiner Stimme heraushören. „Ich meine, du hast Energy-Lodge und all das über all die Jahre aufgebaut...willst du das wirklich einfach aufgeben?"

Ich konnte spüren, wie Jungkook sich neben mir etwas verkrampfte, doch gleichzeitig funkelten seine Augen so stark wie noch nie. Er hatte Feuer gefangen und jetzt loderte es in seinen warmen Iriden. Diese Iriden, die so anders im Gegensatz zu meinen waren, zu denen ich mich aber dennoch, oder war es gerade deshalb, so unglaublich verbunden fühlte.

„Jungkook", seufzte sein Vater schließlich auf, musste etwas bremsen, als er auf eine größere und viel befahrene Straße abbog, „ich gebe Energy-Lodge nicht auf. Das hatte ich nie vor. Aber ich möchte, dass sich etwas ändert." Er schluckte einmal schwer ehe er kurz nickte und sich dann ein breites Lächeln auf seine Lippen legte.

Überrascht riss Jungkook seine Augen auf und sein Kinn klappte etwas nach unten. Fragend zog ich meine Stirn kraus, nicht verstehend, warum ihn das jetzt so verblüffte. „V-vater... du lachst", stammelte er aber keine Sekunde später und zog mich noch näher an sich.

Und da wurde auch mir klar wie verändert der Mann vor uns doch war. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, wirkte er so unendlich traurig – als hätte jemand ihm all seine Lebensfreude geraubt. Er war nicht viel mehr, als ein Mensch, der auf der Welt verweilte, weil es für ihn keine Möglichkeit gab zu sterben. All die Jahre war er nur für seinen Sohn am Leben geblieben, hatte versucht ihn zu beschützen und irgendwie behütet aufwachsen zu lassen.

„Ja, Jungkook", sprach er zufrieden und umgriff das Lenkrad fester, „ich weiß nicht... es macht mich gerade einfach so unglaublich glücklich, einmal in meinem Leben das Richtige zu tun."

Neben mir vernahm ich ein leises Wimmern und drehte meinen Kopf sofort zu Jungkook herum, in dessen Augen sich einige Tränen gesammelt hatten. „Va-vater d-du...du...ich...", eine einzelne Träne kullerte seine Wange herab, sodass ich sie flink mit meinem Daumen auffing und dem Dunkelhaarigen anschließend sanft über die Wange strich. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss er seine Augen und schmiegte sich an meine Hand bevor er seinen Blick erneut auf seinen Vater richtete.

„Es ist schon gut, Jungkook. Du musst nichts sagen. Ich weiß, dass man mir all meine Fehler wahrscheinlich niemals verzeihen kann", kam es von dem Älteren und in seiner Stimme lag so viel Ehrlichkeit, dass es sogar mein Herz ergriff, „aber ich möchte mich wirklich bessern... weil ich dich von ganzem Herzen liebe."

Nun konnte Jungkook seine Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte neben mir immer wieder auf, während er sich mit seinem Ärmel über die Wange rieb. Ich konnte zwar nicht das nachempfinden, was der Junge neben mir in diesem Moment wohl gerade fühlen musste, aber dennoch spürte ich auch, wie sich mein Inneres erwärmte.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now