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Jungkook

Verwirrt sah ich in die verschreckten Augen Taehyungs, während ich den Jungen am Arm festhielt.
„Was machst du hier?", fragte ich verdattert, wobei der Hellhaarige bei meiner Stimme kurz zusammenzuckte.
Nachdem ich meinen Vater am Telefon gehört hatte, hatte ich beschlossen, ihm zu folgen. Irgendetwas ging hier im Unbemerkten vor sich und ich wollte  herausfinden, was es war. Doch gerade als ich beobachtet hatte, wie mein Vater das große Gebäude von Energy-Lodge betrat, war mir eine seltsame Gestalt aufgefallen, die ein Stückchen entfernt versucht hatte, am Zaun hinaufzuklettern. Auch wenn er nicht seine typischen Klamotten trug,  hatte ich seine Statur und viel mehr noch meinen Pullover direkt erkannt. Ich konnte in seinen Augen beobachten, wie auch er mich allmählich erkannte und die Panik wich, doch stattdessen zeichnete sich etwas anderes in den hellblauen Tiefen ab... Ungewissheit.

„Jungkook...", murmelte er leise und drückte sich an den Zaun hinter sich, „du bist hier?"
„Natürlich bin ich hier", entgegnete ich kühl und ließ schließlich seinen Arm los, „immerhin befindest du dich gerade in meiner Welt."
Ein kurzes Flimmern der Erkenntnis trat in seinen Blick, ehe er verlegen wegsah. Als ich die leichte Röte auf seinen Wangen erkannte, fing mein Herz kurz an schneller zu schlagen. Die Zähne aufeinanderpressend, versuchte ich das einfach zu ignorieren. Ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich mich freute, ihn wiederzusehen. Er hatte mir klar  gemacht, was er von meiner Art hielt... und von mir. Das Vertrauen, von  welchem ich dachte, dass wir es teilten, bestand nicht länger... ich war ein Feind für ihn und meine Gefühle für ihn waren deswegen komplett überflüssig und fehl am Platz.

„Was machst du hier Taehyung?", wiederholte ich meine Frage mit etwas Nachdruck. „Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich habe nicht vor, wieder in deine Welt zurückzukehren oder bist du wegen des Deals hier?" 
Hastig schüttelte der Hellhaarige den Kopf: „Vergiss den Deal einfach. Du musst ihn nicht mehr erfüllen."
Bei seinen Worten kniff ich misstrauisch die Augen zusammen.
„Worum ging es bei dem denn überhaupt?", hakte ich misstrauisch nach.
„Ich wollte, dass du mir deine Welt zeigst", gestand er schließlich bedrückt und wich meinem Blick weiterhin aus.

Entgeistert sah ich ihn an.
„Tae...", kam es mir ungläubig über die Lippen, „du kannst hier nicht einfach rumspazieren. Anfangs hab ich all das nicht verstanden... aber du bist nicht von hier und das werden sie merken."
„A-aber ich hab' deine Klamotten zur Tarnung an", protestierte er leicht  schmollend und zupfte kurz an dem dicken Stoff meines Sweaters.
Seufzend sah ich auf die dreckigen und nassen Klamotten hinunter und nickte leicht.
„Ja, aber die werden dir hier herzlich wenig bringen", erklärte ich schließlich und steckte meine Hände in die Hosentaschen. „Hier läuft das nicht wie bei dir, wo man sich einfach hinter ein paar Bäumchen verstecken kann."

Fragend sah er auf, als seine funkelnden, blauen Augen die meinen trafen und für ein chaotisches Kribbeln in meinem Magen sorgten. Mein Körper tickte doch nicht mehr ganz richtig.
„Wie meinst du das?", kam es ihm schließlich nachdenklich über die Lippen, während er mich eingängig musterte. Scharf die Luft einziehend, zog ich schließlich den Ärmel meines Pullis ein wenig höher und zeigte ihm das leuchtende Smartskin. Augenblicklich funkelten seine Augen überrascht auf, während er es genauer betrachtete. Die letzten Tage hatte sich das Smartskin schließlich komplett ausgeschaltet, sodass an meinem Arm keine Spur davon zu finden war, aber jetzt konnte man die  Uhrzeit und alles weitere deutlich unter meiner Haut aufleuchten sehen.

„Was ist das?", kam es ihm schließlich staunend über die Lippen. Vorsichtig streckte er seinen Finger aus und fuhr damit leicht über meine Haut. Augenblicklich zuckte ich zusammen und zog meinen Arm weg als ich das heiße Prickeln spürte, das seine Berührung unter meiner Haut auslöste. Erschrocken zog auch er seine Hand wieder zu sich und sah verlegen weg.
„Das ist deine offizielle Erlaubnis zur Existenz in Omelas", erklärte ich schließlich räuspernd und zog meinen Ärmel wieder runter, „wenn du sowas nicht hast, giltst du hier quasi als Vogelfrei. Früher oder später werden sie merken, dass du keiner von uns bist und dich holen... und was willst du dann sagen Tae?! Dass du aus der Mondwelt kommst?"

Moonchild {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt