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Jungkook

Müde und erschöpft kam ich am Steg des Waldes an. Meine Füße schlurften  schwer über den Boden und mein Magen knurrte vor Hunger. Die letzten Stunden hatte ich damit verbracht, durch den Wald der Mondwelt zu irren, um schließlich wieder in meine Welt zurückzugelangen. Auch wenn ich der Meinung war, dass ich mir mein Umfeld stets gut eingeprägt hatte, hatte sich das Herausfinden aus dem Wald doch als viel schwieriger herausgestellt. Zudem hatte ich mich alle zwei Schritte umdrehen müssen, aus Angst, dass jemand mich entdecken würde. Jegliches Gefühl von  Sicherheit hatte sich nach dem Vorfall am Taufgarten komplett verflüchtigt und plötzlich hatte ich mich wie ein Aussätziger gefühlt, der quasi als Vogelfrei galt.

Ich war kurz vorm Aufgeben gewesen, als ich endlich das kleine Flüsschen wieder gefunden hatte. Eine halbe Ewigkeit war ich an diesem entlang gelaufen, bis ich schließlich das Boot von Tae gefunden und damit über den Fluss geschippert war. Es war seltsam gewesen, das Holzteil nun selbst zu bedienen, aber es brachte mich letztendlich zu dem Steg, über  welchen ich nun müde schlurfte. Genau hier war ich dem Hellhaarigen das erste Mal richtig begegnet.

Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen, als ich mich daran erinnerte, wie wir zusammen gekracht und zu Boden gestürzt waren. Tae hatte mich die ganze Zeit über dumm angemacht. Es ist erst wenige Tage her, seitdem das passiert war und trotzdem hat sich das Verhältnis  zwischen uns danach so intensiv verändert. Augenblicklich verfinsterte  sich mein Gesichtsausdruck als mir wieder einfiel, dass Taehyung wohl all das nur vorgespielt hatte. Er hatte mir nie vertraut... er hatte mich benutzt.

Ein seltsames Gefühl überkam mich, während all die Glühwürmchen um mich  herumschwirrten und das helle Mondlicht vom Himmel schien. Am Horizont konnte man bereits das sanfte Orange der aufgehenden Sonne erkennen, deren Strahlen sich bald zeigen würden. Ein plötzliches Kribbeln flutete das Innere meines Bauchen, während ich zu dem hellen Mond hochsah. Das Magische dieses großen weißen Planeten würde ich wirklich vermissen.

Seit ich in diese Welt gekommen war, hatte mich sein Licht förmlich verzaubert und mir eine Schönheit geboten, von der ich niemals geglaubt hatte, diese mal sehen zu dürfen. Schluckend erinnerte ich mich an diese Stimme, die ich seit ich hier war, immer wieder deutlich gehört hatte.  Plötzlich kamen mir die Worte wieder in den Sinn, welche sie mir vor drei Tagen an genau diesem Flussufer zugeflüstert hatte.

In der dunklen Nacht
Wenn du traurig bist, wenn du dich krank fühlst,
scheine einfach auf mich und ich werde an deiner Seite sein.

Ich wusste bis jetzt nicht, woher diese Worte kamen und was sie zu bedeuten hatten. Tatsächlich hatte ich darüber auch kaum weiterhin nachgedacht, da mich all das, was Tae mir gezeigt hatte, so unglaublich doll abgelenkt hatte. Aber Tae hatte die Worte auch gesagt... was hatte das zu bedeuten?!

Ein plötzliches Gefühl umdrehen zu wollen, machte sich in mir bemerkbar,  doch ich widersetzte mich diesem. Ich konnte nicht wieder zurück... wo sollte ich bitte hin? All die Fragen und Geheimnisse, die die Mondwelt mit sich trug, musste ich hier zurücklassen... so ungerne ich das auch wollte. Ich musste alles hier hinter mir lassen. Auch Tae und die Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit, die ohnehin eine Lüge gewesen war.

Ein Gefühl von Übelkeit rumorte in meinem Magen, während ich den  Lichtstrahl erblickte, der sich zwischen den beiden massiven Bäumen vor mir auftat. Hier war es gewesen. Hier hatte mich das Licht verschluckt und in einer anderen Welt ausgespuckt. Hoffentlich würde es mich wieder zurück in meine Welt bringen und nicht in eine völlig neue. Um Himmels Willen... nicht dass ich in einer Reise zwischen Parallelwelten gefangen sein würde!

Trocken schluckend streckte ich meine Hand nach dem funkelnden Licht aus. Das sanfte Glitzern umspielte meine Hand und hinterließ ein seltsames  Prickeln auf ihr. Ich erinnerte mich daran, wie seltsam es sich angefühlt hatte hier durchzulaufen. Doch damals war ich so aufgeregt gewesen und hatte mich unachtsam hindurchgeschmissen. Jetzt war alles anders. Mein Leben hatte sich grundlegend geändert und doch musste ich nun in die Bedeutungslosigkeit meines alten Lebens zurück.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now