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Taehyung

Ich war sofort losgerannt, nachdem ich die Gruppe Mondkinder lügend davon überzeugen konnte, dass es mir gut ging. Ich war losgerannt, so schnell wie meine Beine mich tragen konnten und mit rasendem Herzen. Mein Ziel war mein Mondhäuschen. Mein Zuhause. Und ich hoffte so sehr, dass ich ihn dort finden würde.

Doch als ich mit rasselndem Atem dort ankam, war dort keine einzige Spur von ihm. Suchend raste ich durch das kleine Innere des Hauses, herauf zum Schlafplatz, doch er war nirgends zu finden. Das durfte doch nicht wahr sein! Nein, nein, das durfte einfach nicht wahr sein!

Ohne weiter darüber nachzudenken, raste ich wieder aus der Tür heraus, bahnte mir meinen Weg zurück in Richtung des Taufgartens, mit der Hoffnung, dass er sich dort irgendwo versteckt hatte, doch auch dort gab es keine Spur von Jungkook. Er war verschwunden.

Er war weg.

Keuchend stützte ich mich auf meinen Knien auf ehe ich mich verzweifelt umsah und überlegte, wohin er wohl gelaufen sein könnte. Aufeinmal fiel mein Blick auf eine bestimmte Stelle unter einem Baum, sodass ich eilig darauf zuhielt und mich herunterhockte. Forschend fuhr ich mit meinen Fingern über den Abdruck in dem feuchten, moosbewachsenen Boden und innerhalb einer Sekunde drückte ich mich wieder vom Boden ab, während ich starr in den Wald vor mir schaute. Er war doch nicht wirklich dort hineingerannt? Was hatte ich nur getan?

Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte ich mich wieder in Bewegung, hechtete zwischen den Bäumen immer weiter ins Dickicht hinein. Meine Lunge rasselte in meiner Brust und meine Beine drohten allmählich nachzugeben. Plötzlich stieß ein heftiger Schmerz in meine Magengrube und ich kam gehörig ins Straucheln. Keuchend taumelte ich umher, drehte mich im Kreis und kniff meine Augen anschließend kräftig zusammen.

Alles tat mir weh. Mein ganzer Körper brannte wie die Hölle, als hätte jemand ein Feuer auf meiner Haut entzündet. Meine Muskeln verkrampften sich und machten es mir schwer, mich überhaupt noch zu bewegen. Gleichzeitig fühlte sich mein Inneres an, als würde es in tausend Fetzen zerreißen. Doch das Allerschlimmste war wohl dieses leere Gefühl. Dieses Gefühl, dass jemand mir den Boden unter den Füßen genommen hatte und ich tief fallen und niemals aufkommen würde. Und dieser jemand war ich selbst.

Wie konnte ich Jungkook nur dafür die Schuld geben, was mit meiner Welt geschah? Wie konnte ich ihm meine eigenen Sorgen aufbürden und viel mehr noch, ihn dafür verantwortlich machen? Er hatte doch von dem Ganzen gar nichts gewusst. Ich biss mir fest auf die Unterlippe, als ich mich auf den Boden fallen ließ und die ersten Tränen sich ihren Weg in meine Augen bahnten.

Ich hatte ihm vertraut. Und er hatte mir vertraut. Ich dachte wirklich, er wäre etwas Besonderes gewesen, jemand der mir Hoffnung gab, mir seit Ewigkeiten wieder zeigte, wie wunderschön meine Welt doch eigentlich war.
Dass es ausgerechnet er sein würde, der als Einziger ebenfalls diese Traurigkeit erkannte... diese Traurigkeit, die alles, jeden einzelnen Fleck, jedes Lebewesen und jede Pflanze einnahm... das hatte mich einfach vollkommen überfordert. Das hatte mir all die schönen Momente mit einem Schlag genommen und mich von der Klippe zurück in das dunkle Nichts gestoßen.

Und jetzt kam ich nicht einmal auf dem Boden auf, sondern schwebte in diesem endlosen Nichts und fühlte mich so leer und verlassen wie noch nie zuvor.

Inzwischen rannen mir die Tränen in einem Rinnsal über die Wangen und ich zog meine Knie zitternd an meinen Körper. Denn mittlerweile wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich überall gesucht hatte. Ich hatte jeden Ort abgesucht, an dem Jungkook sich verstecken konnte. Ich war sogar seiner Spur in den Wald gefolgt. Doch nichts hatte ich gefunden... seine Spur verlor sich nach einiger Zeit. Ich hatte überall gesucht.

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now