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Jungkook

Sprachlos wanderte mein Blick zwischen dem meines Vaters und Taehyungs hin und her, als mir plötzlich wieder einfiel, weswegen wir eigentlich hier waren. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und atmete einmal tief durch. So erschreckend diese Nachrichten jetzt auch gerade waren, ich musste fokussiert bleiben.
„Wie ist es weitergegangen?", fragte ich schließlich schluckend und mit bebender Stimme, was mein Vater beruhigend nickend zur Kenntnis nahm.

„Ich verbrachte sehr viel Zeit mit deiner Mutter, beinahe jede freie Minute, sodass ich allmählich zu vergessen schien, wo ich überhaupt hingehörte und weswegen ich dort war. Doch es kam dieser eine Tag, an dem Mr. Park mich aufsuchte und davon faselte, dass er die Lösung gefunden hatte. Dass er die Energiequelle ausfindig gemacht hatte. Er überzeugte mich davon, eine Art Magneten zu bauen, mit welchem ich die Energie von der Mondwelt in unsere ziehen könnte, was ich dann auch tat. In der Nähe des Waldes fanden wir eine alte Stadt, welche zu diesem  Zeitpunkt keinerlei Leben mehr aufwies. Die Stadt, die wir heute Omelas nennen.

Ich entschied damals, dass es am meisten Sinn ergab, wenn wir die Energie unter der Erde zu uns ziehen würden, damit sie niemanden beeinträchtigen würde. Kurz darauf fanden wir eine Höhle, die die  optimalen Bedingungen für dieses Projekt schuf und auf dieser baute letztlich Energy-Lodge auf."

„In der Höhle waren wir schon!", platzte es aus mir heraus, woraufhin mein Vater überrascht die Augenbrauen hochzog.
„Ihr ward dort unten?", kam es ihm beinahe ungläubig über die Lippen.
„Ja, aber ist ja auch egal. Was ist dann passiert?", hakte ich neugierig nach und wollte nicht allzu sehr vom Thema ablenken.

„Ich vollendete das Projekt", erzählte mein Vater ruhig, „es musste nur noch freigeschaltet werden. Dazu brauchte es Codes, die nur ich kannte... immerhin war auch ich es, der dieses Programm erschaffen hatte. Doch noch bevor es soweit kam, erzählte ich deiner Mutter von unseren Plänen, die Energie zu nutzen, doch sie wurde furchtbar traurig und wütend darüber, was ich nicht verstehen konnte. Ihre Gesellschaft schien so etwas wie Strom oder Energie gar nicht zu benutzen, also verstand ich nicht, wieso es sie so schockierte. Doch dann erzählte sie von der traditionellen Verbindung mit der Mondenergie. Sie erzählte, dass der Mond diese zur Verfügung stellte, um jeden von ihnen am Leben zu halten. Ihre Energiequelle war der Taufgarten, in welchem Leben begann und endete.
Die Beziehung zwischen Mondenergie und Mondkind war eine des Gebens und  des Nehmens. Der Mond gab seine Energie und als Gegenleistung sollten die Mondkinder diese nutzen, um all das Gleichgewicht und den Frieden seiner Welt zu wahren.

Für mich war dies damals komplett neu, denn solche Traditionen kannten wir nicht aus unserer Welt. Aber was ich verstand war, dass die Mondkinder mächtig darunter leiden würden, wenn wir ihnen diese Energie wegnähmen. Ich versuchte Mr. Park zu erklären, dass wir eine neue Lösung finden mussten, doch er wollte davon nichts hören. ‚Ist dir das  Leben von denen etwa wichtiger als unser eigenes?', hatte er gefragt und war daraufhin wütend in die Mondwelt gerannt. Ich war ihm nachgelaufen, doch seine Wut auf die Mondkinder war unersättlich. Er warf ihnen vor, dass sie egoistisch seien und sie gefälligst mit ihrer Energie herausrücken sollten.

An diesem Tag endete die Freundschaft zwischen uns und den Mondkindern. Sie ließen nicht weiter zu, dass wir ihre Welt besuchten, auch wenn ich eigentlich auf ihrer Seite stand. Deswegen wundert es mich auch, dass die Mondkinder uns vergessen zu haben scheinen. Wie können sie sich an so etwas nicht mehr erinnern?"
Er hielt einen Moment inne und schien seine Gedanken zu ordnen, während Tae und ich unwissend mit den Schultern zuckten, ehe er fortfuhr.

„Aus Liebe zu mir, kam deine Mutter damals mit mir in unsere Welt. Auch  wenn ich ihr nicht einmal ansatzweise das bieten konnte, was sie in der Mondwelt bekam, blieb sie. Sie blieb bei mir und mit ihr verbrachte ich die schönste Zeit meines Lebens. Anfangs besuchte sie regelmäßig ihre Heimat, doch als sie schwanger wurde, warf man ihr immer häufiger vor, dass sie ihr Volk und ihre Identität als Mondkind hintergehen würde, indem sie mit mir zusammen war. Immer seltener ließen sie sie zu ihnen  und nachdem du auf die Welt kamst, entschied sie, dass es nur noch eine Welt für sie gab und das war unsere kleine glückliche Familie."

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now