Weihnachtsspecial 1/2

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Irgendwann im Mai, vor sechs Jahren

Der kleine Junge presst sich gegen die Brust seiner Mutter, als ein erneuter, lauter Knall die Palastwände erschüttern lässt. Sie streicht ihm durch die Haare, während seine Hände sich an ihre Arme krallen. „Bald ist es vorbei, mein Junge", flüstert sie in sein Ohr und er hebt seinen Kopf vorsichtig wieder an. Seine geröteten Augen schauen in Ihr Gesicht, welches von ihren langen Haaren umrandet wird.

„Wird Papa zurückkommen?", fragt er und seine Mutter streicht ihm wieder Haare aus der Stirn. „Pelagios, dein Vater ist ein starker Krieger. Der Gedanke, dass du hier drinnen auf ihn wartest, gibt ihm bestimmt die Kraft, weiterzumachen. Er wird für dich diesen Krieg gewinnen", erklärt sie ihrem neunjährigen Sohn sanft. „Ich mag den Namen, den Papa mir gegeben hat", bemerkt dieser lächelnd und streicht etwas über die Flosse seiner Mutter, spielt mit der Kristall-Kette, die sich darum wickelt.

„Also ich finde deinen anderen auch schön, du etwa nicht? Auch wenn dein Vater dir diesen gegeben hat", fragte seine Mutter ihn schmunzelnd und sofort weitete dieser die Augen. „Doch natürlich! Immerhin ist das mein Name! Aber Yugyeom hat immer mit seinem griechischen Namen angegeben, und jetzt kann ich das auch machen", rechtfertig sich der Kleine, zuckt bei einem weiteren Knall erneut zusammen. Seine Mutter schaut einmal zur Tür des Raumes, in dem sich die beiden aufhalten und dann zu ihrem Sohn, fasst ihm an die Schultern.

„Du musst mir jetzt versprechen, ganz tapfer zu sein und den Raum nicht zu verlassen, okay?", spricht Jihye und lächelt ihn an, „Mama schwimmt jetzt zu Papa und hilft ihm im Kampf." Der kleine Junge schreckt auf und nimmt ihre Hände. „Aber Mama! Was ist, wenn dir was passiert? Was ist, wenn dir und Papa beiden etwas passiert? Dann bin ich doch alleine!", sagt er sofort mit weinerlichem Unterton und sein Gesicht wird sogleich von den Händen seiner Mutter umrahmt. „Uns wird nichts passieren, versprochen", haucht sie.

„Und warum hast du dann Tränen in den Augen?", fragt ihr Sohn und schaut sie an, während sie sich nur schnell die Perlmutttränen wegwischt. „Das ist nur weil ich dich so lieb habe, mein Kleiner." der Junge legt die Arme um ihren Hals und drückt sich noch einmal an sie. „Du passt auf dich auf, ja?", fragt er noch einmal nach und seine Mutter gibt ihm einen letzten Kuss, bevor sie sich erhebt und ihren Sohn auf seinem Muschelbett zurücklässt. Dieser legt sofort seine weiche, von seiner Mutter selbstgewebte, Algendecke um sich und macht sich ganz klein.

Der kleine Junge zählt leise die Sekunden, die seine Mutter weg ist. Zählen hat ihn schon immer beruhigt, egal ob Blütenblätter, Kristalle oder Schäfchen. Als er bei 367 angekommen ist, hört er, wie die Tür sich öffnet. Sofort zieht er die Decke mehr über sich und seine Zählung verstummt. Er wagt es kaum, zu atmen, doch als er hört, wie die Tür wieder zugeht, steckte er den Kopf aus der Decke – und erschreckt sich. „Voíthisé!", ruft er doch der Meerjunge, der vor ihm schwimmt, legte seinen Finger auf seine Lippen. „Ihr braucht nicht nach Hilfe rufen, Vasilópais", sagte er dann und ließ den Finger sinken, „meine Mutter, eine eurer Bediensteten hat mir gesagt, dass die Königin zum König geeilt hat, und ich wollte dann schauen, ob bei euch alles kalós ist."

Der kleine Junge schaut ihn einen Moment an. „Bist du der Sohn von Bora? Sie hat mir erzählt sie hat einen Sohn mit einer dunklen Flosse, die aber gleichzeitig bunt ist", sagt er dann und schaut an seinem gegenüber hinab. „Ja, Bora ist meine Mama. Ich bin Yoongi, Vasilópais." Bei diesen Worten verbeugt er sich etwas und der Prinz kichert etwas. „Du musst mich nicht immer Prinz nennen und auch nicht so ansprechen, du bist doch genauso alt wie ich! Du kannst ‚du' und ‚Jeongguk' zu mir sagen." Yoongi lächelte und nickt einmal. „Danke! Ich bin aber sogar älter als du, ich bin dreizehn Jahre alt", sagt er dann und setzt sich neben den Prinzen auf dessen Bett.

„Okay, Hyung!", strahlt Jeongguk, „so heißt das doch auf Koreanisch oder?" Yoongi kichert einmal etwas. „Ja, so heißt das. Aber du sprichst doch fließend Koreanisch, warum fragst du dann wie es heißt?" Nun wird Jeongguk etwas verlegen. „Ich hab' nur einen richtigen Freund und der ist jünger als ich. Alle anderen, die älter sind als ich, nenne ich Onkel", sagte er und spielt mit der Decke, die dadurch Yoongis Arm berührt. Dieser merkt, dass dem Jüngeren das Thema unangenehm ist und wechselt es sofort. „Woah, die Decke ist ja total weich!", sagt er und nimmt sie vorsichtig in die Hand. „Die hat mir meine Mama selbst gewebt!"

Jeongguks Gesicht wird schlagartig wieder traurig und besorgt, er schaut nach unten und umfasst feste den Zipfel der Decke. „Mama, Papa...", er schaut Yoongi an, „was ist, wenn ihnen etwas passiert?" Yoongi streicht ihm einmal durch die Haare, so wie seine eigene Mutter es immer bei ihm tut. „Die beiden sind bestimmt ganz vorsichtig du sind bald wieder da. Und bis dahin bin ich da und wir können zusammen etwas machen." „Was denn?" „Wir können das Geheimnis-Spiel spielen", schlägt Yoongi vor und Jeongguk nicht enthusiastisch. „Aber du fängst an!" Yoongi lacht kurz. „Na gut. Also, ich habe in meinem Zimmer unter meinem Bett meine eigene kleine Kristall-Farm gezüchtet", sagt er und Jeongguk weitet die Augen. „Und deine Mama weiß davon nichts?" „Nein, rein gar nichts. Wenn du magst kann ich sie dir bald zeigen", bietet er dem Prinzen an, welcher zustimmt.

Zusammen spielen sie einige Runden, bis erneut Jeongguk dran ist, doch diesmal ist er leise. Er zuckt zusammen, krallt sich wieder an die Decke, als ein neuer Knall ertönt. „Mein Geheimnis ist", sagt er und schaut Yoongi an, hat Tränen in den Augen, „ich habe Angst, Hyung, ganz große." Yoongi zieht sofort mitfühlend die Augenbrauen zusammen und zieht den Jüngeren an seine Brust. Jeongguk setzt sich auf seinen Schoß und schlingt die Arme und Beine um den Älteren, während er sein Gesicht in dessen Schulter vergräbt. Yoongi stricht ihm vorsichtig über Rücken und Kopf. „Wein ruhig, Kookie, ich verrate es auch keinem." Eine Stille entsteht, die nur von Jeongguks Schluchzen unterbrochen wird. Auch Yoongi ist nicht wohl zu mute, auch seine Eltern sind dort draußen, doch er reißt sich für den Prinzen zusammen.

„Weißt du, ich kann die Zukunft nicht sehen. Aber ich weiß, dass deine Eltern, meine Eltern und alle anderen da draußen gerade ihr Bestes geben, um uns zu beschützen. Und ich bin mir sicher, dass sie alle auf sich aufpassen und zumindest ganz viele wieder heile nach Hause kommen", erklärt der 13-jährige dann, „und solange, bis deine Mama dich wieder in den Arm nehmen kann, bin ich bei dir okay? Und wir beschützen uns beide." Jeongguk nickt und beruhigt sich etwas. Nach einigen Momenten Stille unterbricht er diese jedoch, als er den Älteren anschaut. „Hyung? Wenn Mama und Papa wieder da sind, bleibst du dann trotzdem bei mir? Ich hätte gerne einen zweiten Freund", sagt er etwas schüchtern und Yoongi lächelt breit, wuschelt ihm durch die Haare. „Ich bleibe ab jetzt für immer an deiner Seite, mein Prinz."

Schöne Feiertage/freie Tage <3

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now