Kapitel 57 - Fische, Quallen, Schildkröten und noch mehr Fische

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Ich halte mich an Callidoras Rückenflosse fest, während sie mich mit ziemlich hohem Tempo vom Festland wegtreibt. Jetzt bemerke ich, dass meine Augen sich nicht nur vom Aussehen, sondern auch von der Sehstärke aus verändert haben. Ich kann Unterwasser viel weiter und viel klarer sehen. Ich wende meinen Blick zu Yoongi, der mich grinsend anschaut und beide Daumen nach oben hält, während er mit eleganten und starken Bewegungen neben uns herschwimmt. Ich spüre wie meine Luge sich schließt (oder verstopft, mein Großvater konnte mir nicht sagen was biologisch jetzt genau passiert), damit ich später ohne weiteres im Wasser sein kann, ohne dass ich sterbe. Das wäre glaube ich auch kein so tolles Geburtstagsgeschenk für Jungkook, wenn ich als Leiche ankäme. Fische, Quallen, Schildkröten und noch mehr Fische ziehen an uns vorbei und ich schaue mich komplett fasziniert um. Dann bemerke ich, dass wir jetzt beginnen tiefer und immer tiefer zu tauchen, bis wir den Meeresgrund nahezu berühren. Ich schaue mich um. Hier ist nichts. Ein paar Steine und Pflanzen, ein paar einsame Fische. Aber kein Palast, kein Königreich.

Yoongi kommt neben Callidora auf der anderen Seite zum Stehen. Ich streiche über ihre Stirn und Nase, als Dankeschön, schaue währenddessen Yoongi fragend an. „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts", schmunzelt er und ich muss auch ein wenig lachen, bin überrascht darüber, wie einfach es mir fällt und wie natürlich es sich anfühlt, obwohl es unter Wasser ist. Anders als erwartet verschlucke ich mich nicht an dem Wasser, ich spüre es nicht einmal, als wäre es normaler Sauerstoff. „Und wo sind wir jetzt?", frage ich verwirrt, „Beziehungsweise wo ist Halcyon?" Yoongi tritt zu Callidora und schaut sie an. „Darf ich?" Callidora gackert ein wenig und Yoongi muss lachen. „Natürlich, Süße", sagt er (hat er gerade mit einem Delfin geflirtet?) und küsst ihre Stirn, bevor er eine Kette von ihrem Hals abmacht, die ich vorhin gar nicht bemerkt habe. Sie ist aus einer einfachen Kordel gefertigt und an ihrem Ende hängt ein dunkelblauer Kristall, perfekt abgerundet geschliffen, keine einzige harte Kante zu sehen.

„Was ist das?", frage ich ungeduldig, obwohl Yoongi es mir sicherlich gleich sowieso erklärt hätte. Er hält mir die Kette vors Gesicht. „Das ist ein Benitoit, oder auf Ploesani ein Eunikós. Er ist ein Bestandteil um das Portal zu unserem Reich von außen zu öffnen. Zumindest für uns Halbblüter, alle anderen Meerwesen können es auch so, nur durch ihre Magie." Ich staune. „Aber Moment mal", erinnere ich mich an einen Artikel, „Benitoite gib es doch nur in den USA!" Yoongi grinst verschmitzt. „In dem Teil des Meeres, dass ihr Menschen sehen könnt vielleicht. Die wahre Schönheit liegt viel weiter unten und genau da wollen wir hin." Ich nicke wie paralysiert, kann nicht glauben, dass das alles real sein soll. „Und Callidora trägt den einfach rum?" Callidora gackert etwas und stupst meinen Arm an, als sie ihren Namen hört, und ich streichle sie, während Yoongi etwas rot wird. „Eigentlich habe ich ihn einfach in der Hektik vergessen und Callidora losgeschickt, um ihn zu holen." Ich muss lachen, bin aber verwirrt. „Aber wenn Callidora doch das Tor öffnen kann, warum brauchst du dann immer noch einen Kristall?"

Yoongi kratzt sich am Kopf. „Das hab' ich selbst nie so richtig verstanden, aber wenn ein Mensch dabei ist, öffnet es sich dann nicht. Ich denke, das ist eine Art Schutzmechanismus vor den Menschen, die von unserer Welt wissen und uns angreifen wollen." Ich nicke, verstehe langsam das Prinzip, die Verbindung zwischen Meereswelt und Land. Die Meereswesen verabscheuen die Menschen nicht, sie haben lediglich Angst, dass sie ihrer Welt Schaden zufügen könnten.
Wenn ich ehrlich bin, zu einhundert Prozent berechtigt. „Dann lass mich mal das Tor öffnen", grinst Yoongi und legt sich den Kristall um den Hals. Gespannt schaue ich ihn an, halte mich vorsichtshalber wieder an Callidora fest, was diese Gackern lässt. Yoongi schließt die Augen und schaut den Platz vor uns mi durchdringendem Blick an. Dann spricht er Ploesani: „Gebe unbekannte Welten frei, du wunderbare See." Und verdammt, irgendwie werde ich wieder extrem nervös, als sich der Boden auf einmal aufzulösen scheint und der Blick auf ein Königreich voller Pracht freigibt.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now