Kapitel 22 - Zwei Gestrandete

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Mein Blick wandert wie instinktiv zu seinen Lippen und als mir erneut auffällt, wie überaus weich und pink sie aussehen, befeuchte ich meine eigenen Lippen, da sie sich plötzlich so ausgedörrt anfühlen. Als ich wieder aufschaue bemerke ich, dass Jungkooks Augen ebenfalls auf meinen Lippen liegen. Ich beiße mir spielerisch auf die Lippe, was seinen Blick sofort zu meine Augen gleiten lässt. Ich schaue weiter in diese wunderschönen Augen vor mir. Dabei nähere ich mein Gesicht weiter dem von Jungkook. Nun befeuchtet auch er seine Lippen und seine Atmung wird etwas schneller. Mein eigenes Herz schlägt mir bis zum Hals, ich bin mir sicher, er kann jeden einzelnen Schlag hören. Wir schauen uns weiter in die Augen, es fühlt sich an, als ob ich durch seine Augen seine Seele sehen könnte. „Du bist wunderschön, Jeongguk", flüstere ich leise. Ich sehe, wie sich die Härchen auf seinen Wangen leicht aufstellen. „Du auch", sagt er, „Taehyung." Der Klang von meinem Namen aus seinem Mund gibt mir den Rest. Ich kann nicht mehr lange diesem Verlangen widerstehen, ich muss diese Lippen spüren, ihren Geschmack kosten.

Ich überbrücke den letzten Abstand, wobei ich den Kopf leicht schief lege. Dabei bemerke ich, das Jungkook bereits seine Augen geschlossen hat, also schließe auch ich sie. Meine Lippen berühren die seinen, zunächst ganz zart, später mit etwas Druck. In meinem Bauch explodiert gerade etwas. Es fühlt sich nicht so an, als würden Schmetterlinge in meinem Bauch herum fliegen, es fühlt sich an, als würde die Sonne in meinem Bauch aufgehen; warm und angenehm. Unsere Lippen schmiegen sich aneinander und zunächst genießen wir beide einfach diese intime Berührung unseres Körpers. Dann spüre ich, wie Jungkook sanft nach meiner Hand, welche auf der Liege seines Rollstuhls liegt, greift. Zeitgleich beginnt er damit, seine Lippen sanft gegen die meinen zu bewegen, was ich ihm gleich tue.

Es ist, als wären unsere Lippen zwei Gestrandete, die nun nach langer Zeit etwas zum Überleben gefunden haben.
Es ist, als wären wir zwei Engel und unsere Lippen tanzen zu einem Lied, welches Gott persönlich komponiert hat.
Es ist, als hätten unsere Lippen nur auf diesen Augenblick gewartet, ihr ganzes Leben lang.

Die Bewegungen unserer Lippen werden etwas intensiver, sodass ich meine freie Hand an Jungkook Wange lege, bevor ich diese zu streicheln beginne. Sie ist wunderschön weich, jedoch nichts im Vergleich zu seinen Lippen. Auch Jungkook scheint nun etwas mehr in den Kuss aufzutauen, denn er legt seine Arme um meinen Nacken, während er den stärker werdenden Druck erwidert und größere Bewegungen mit seinen Lippen ausführt. Sanft ziehe ich etwas an seiner Unterlippe. Ich merke, dass es ihm gefällt, da seine Hände sich leicht in meinen Nacken und Hinterkopf krallen. Eine seiner Hände beginnt damit, durch meine Haare zu fahren, was ich mit einem zufriedenen Brummen quittiere, während ich den Kuss weiter führe. Jungkook fängt nun ebenfalls an, mit meinen Lippen zu spielen, kurz darauf berühren sich unsere Zungen. Doch kämpfen sie dabei keineswegs. Unsere Zungen tanzen einen gemeinsamen Tanz, lassen sich vom Gegenüber führen. Es ist ein sanfter Tanz, voller Leidenschaft und dennoch Zärtlichkeit, ein Tanz über Wolken. Zusammen tanzen wir, als gäbe es kein Morgen, zusammen tanzen wir, als könnte uns nichts stören.

Ich rutsche näher an den Jungen vor mir heran, wobei ich gegen die Schüssel voller Obstsalat stoße. Sie fällt um, bevor ich die halten kann, obwohl ich mich extra von Jungkook gelöst habe. Doch es ist zu spät. Der Großteil des Salates, samt Soße, landet auf Jungkook Schoß. Fuck.

Schnell rutsche ich etwas von ihm weg. „Tut mir leid!", rufe ich erschrocken und versuche mit einem Taschentuch, das gröbste wegzumachen. Ich lege meine Hände an die Decke und will sie wegziehen, als Jungkook seine Hände auf meine legt. „Nicht, Tae, bitte", sagt er leise und schaut mich an. Sofort fällt mir wieder ein was er über seine Lebensumstände und seine Unsicherheit diesbezüglich gesagt hat und ich lasse von meinem Plan ab. „Hör zu, es tut mir wirklich undenkbar leid. Ich hole jetzt von drinnen eine neue Decke und gebe sie dir, okay? Dann drehe ich mich weg und du kannst in Ruhe die Decken wechseln. Auch wenn du dir sicher sein kannst, dass ich dich niemals auslachen oder verurteilen würde", stelle ich klar. Ich überwinde meine Scheu und küsse Jungkook auf die Wange, bevor ich wie versprochen die Decke hole und ihm gebe. Ich drehe mich weg, bis ich spüre, wie Jungkook meine Hand nimmt. Sofort drehe ich mich wieder um und schaue in sein lächelndes Gesicht. „Kann ich die Decke irgendwo aufhängen?", fragt er leise und ich strecke die Hand aus. „Ich tu' sie in die Wäsche und gebe sie dir das nächste Mal wieder.

Er lächelt und gibt mir die Decke, welche ich statt in die Waschküche, allerdings in mein Zimmer lege. Sonst platzt nachher meine Mutter rein und fragt wem die Decke gehört und Jungkook fühlt sich wieder komisch. Als ich wiederkomme und mich auf meinen Platz setze, herrscht eine merkwürdige Stille zwischen uns beiden, weil wir beide nicht wissen was wir sagen sollen. Doch dann räuspert sich Jungkook, nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hat. „Tae, Hyung?", fragt er. „Ja?", erwidere ich und schaue ihm ins Gesicht. „Können wir... naja", druckste er herum. „Sag schon Jungkookie." Er schaut mir in die Augen und atmet einmal durch. „Können wie weitermachen, wo wir aufgehört haben?"

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now