Kapitel 72 - Handtuch

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Bereits drei Tage ist es her, dass Jungkook verschwunden ist. Drei Tage, in denen ich nachts wachgelegen habe und mir sorgen um meinen Freund gemacht habe, drei Tage in denen ich meine Eltern versucht habe, davon zu überreden, mich das durchziehen zu lassen. Drei Tage, in denen sie es mir verbieten, obwohl sie zunehmend zu merken scheinen, dass es keinen Sinn hat, dies zu tun. Denn wir alle wissen, ich werde es so oder so tun. Shizseojin ist der gleichen Meinung wie meine Eltern, aber er hat schneller eingesehen, dass es die einzige für uns machbare Möglichkeit ist, Jungkook aus Meraki zu befreien. Jimin wiederum hat noch schneller nachgegeben. Ich habe ihm den Vorschlag gemacht, dass er helfen könnte und er war zunächst dagegen (was absolut verständlich ist, immerhin würde er sein Leben riskieren), doch hat er mich in der Nacht noch angerufen und gesagt, er habe sich umentschieden.

In meine Gedanken versunken schnappe ich mir ein Handtuch und rubble mir damit die Haare etwas trocken. Föhnen werde ich sie nicht, da sie gleich sowieso wieder nass werden. Während ich mich im Spiegel betrachte, höre ich die Türklingel –das wird Jimin, Yoongi oder Hoseok sein–, jedoch bleibt mein Blick am Spiegel hängen. Wenn das schief geht, könnte es sein, dass das das letzte Mal ist, dass ich mich im Spiegel anschaue. Aber das wird es nicht, sage ich mir selber, alles wird nach Plan verlaufen, wir haben Jungkook da schnell wieder raus, sind zurück und ich kann mich noch ganz oft im Spiegel anschauen. Seufzend wende ich mich ab und streife mir die Badehose über, dazu noch ein T-Shirt und Flipflops. Meine benutzten Handtücher schmeiße ich über die Heizung im Bad, bevor ich dieses verlasse und nach unten gehe. Dort sehe ich, dass Jimin und Yoongi sich stillschweigend an den Esszimmertisch gesetzt haben, einfach in die Leere schauen. Mein Vater sitzt ebenfalls am Tisch, meine Mutter steht hinter ihm. Beide haben eine Hand auf Vaters linke Schulter gelegt und schauen mich an, als ich nach unten komme. Schnell wende ich mich ab.

„Hat Hoseok etwas geschrieben?", frage ich an die beiden Gäste und Yoongi nickt. „Er trifft uns direkt am Strand. Jimins Vater fährt uns." Ich nicke ihm zu und hole mir aus der Küche einen Apfel. „Dann können wir auch schon los", sage ich an die beiden gewandt, als ich sehe, wie meine Geschwister gerad aus dem Wohnzimmer hereinkommen. Ein mildes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich will zu ihnen, als die Stimme meiner Mutter erklingt. „Taehyung", sagt sie, doch ich unterbreche sie sofort. „Nein, Mutter, ich werde gehen. Und da gibt es auch nichts mehr zu diskutieren." Ein Seufzen von Seiten meines Vaters, doch meine Mutter tritt hinter mich und ich will mich gerade noch einmal wütend umdrehen –wütend darauf, dass sie mich einfach nicht verstehen will–, als ich etwas Kaltes an meinem Hals spüre. Meine Hand findet den Weg dahin und ich bemerke eine zweite Kette, abgesehen von der, die ich von Jungkook bekam. Ich drehe mich verwirrt um und schaue meine Mutter fragend an. „Die Kette gehörte deiner Großmutter, Tiger, sie hat sie mir geschenkt, als ich ungefähr in deinem Alter war, als Glücksbringer für die Abschlussklausuren. Ich weiß– Wir wissen, dass wir dich nicht aufhalten können. Aber wir lieben dich und wir machen uns Sorgen. Deswegen wünschen wir dir wenigstens alles Glück auf dieser Welt."

Als mein Vater neben meine Mutter tritt, bemerke ich leichte Tränen in allen vier Augen vor mir. „Auch wenn ich dich am liebsten einsperren würde, damit du nicht gehst, bin ich wahnsinnig stolz darauf, einen so mutigen Sohn zu haben, mein Junge", sagt er lächeln und meine Geschwister kommen zu mir und umarmen mich von beiden Seiten. „Von uns auch, Taehyungie, pass auf dich auf", sagt meine Schwester und mein Bruder fügt hinzu: „Genau! Hau denen da unten richtig eine rein!" Ich muss leicht schmunzeln und wuschle beiden durch die Haare. „Mache ich", dann schaue ich meine Eltern an. „Versprochen."

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now