Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]

Kapitel 35 - Rehaugen

„Da sind wir Jimin was wo– oh scheiße", zum Ende hin wird Yoongi leiser und schaut zwischen Jimin und mir hin und her. Ich jedoch habe nur Augen für Jungkook, der mich aus geweiteten Augen anstarrt und schnell seine Beine von Yoongis Taille löst. „Wie lange?", frage ich ihn in ruhigem Ton, wobei ich mich definitiv nicht ruhig fühle. Ich bin verdammt nochmal zu Tode betrübt, aber schon seit ich klein bin weiß ich, dass man Streitereien eher klären kann, wenn man ruhig bleibt. Als Jungkook mich jedoch einfach nur aus verschreckten Rehaugen anschaut, brennen bei mir die Sicherungen durch. „Wie lange hattest du noch vor es mir zu verheimlichen, verdammte scheiße?!", schreie ich schon fast. Direkt danach bereue ich es aber schon, weil ich sehen kann, wie er merklich zusammenzuckt und seine Augen beginnen verdächtig zu glitzern. Da er jedoch keine Anstalten macht, mir zu antworten springe ich kurzerhand vom Felsen und schwimme so schnell es geht zum Strand, wo ich mir mein Shirt und die Hose überziehe, obwohl ich noch nass bin.

„Taehyung!", ruft mir Jimin noch nach, als ich fertig bin. „Lass mich in Ruhe, Jimin! Du bist kein Stück besser! Du wusstest es die ganze Zeit und hast mir nichts davon gesagt? Spinnst dir mit Yugyeom noch eine tolle Geschichte zusammen, anstatt mir die Wahrheit zu sagen? Toller bester Freund bist du, echt grandios!", gegen Ende rollt mir eine Träne über die Wange, ich fühle mich einfach nur belogen und hintergangen. „Taehyung...", höre ich dann Jungkooks Stimme, doch ignoriere sie, ziehe die Flipflops an und beginne zu gehen, als hinter mir Gesang zu hören ist. „It's not a cry you can hear at night, it's not somebody who has seen the light; It's a cold and it's a broken Hallelujah", höre ich die engelsgleiche Stimme, welche ich jeden Abend auf dem Felsen gesehen habe. Und das war das Lied der ersten Nacht, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich bin so geschockt, dass ich mich nicht einmal umdrehen kann. „If I was bulletproof, I'd love you black and blue; if I was solid like a jewel. If I had a diamond heart, I'd give you all my love; if I was unbreakable. If I had a diamond heart, you could shoot me with a gun of gold; if only I was unbreakable...", langsam drehe ich mich um. In meinem Kopf stapeln sich verschiedene Gedanken und Gefühle. Ich weiß nicht mehr was real ist und was ein Traum ist. „You're my end an my begnning, even when I lose I'm winning; One day you'll have all of me, since I have all of you", es ist ganz klar Jungkook der dort singt. Aber– er hat zwei gesunde Menschenbeine, wie ich freundlicherweise seit heute weiß. Der Junge auf dem Felsen hat einen Fischschwanz. Ich will gerade etwas sagen, da sehe ich ihn.

Der Mond ist hinter den Wolken hervorgekommen und wirft sein Licht direkt auf den Felsen. Jimin ist im Wasser, an Yoongi gelehnt. Doch dort oben auf dem Felsen sitzt Jungkook. Und er hat einen verdammten grün-bläulich schimmernden, wunderschönen Fischschwanz der unruhig gegen den Felsen schlägt. Er schaut mir in die Augen und ich schaue zurück. Wir haben beide Tränen in den Augen. „Ich wollte es dir sagen, wirklich ich–", fängt er an, wird jedoch durch mein Schnauben unterbrochen.„Warum hast du es dann nicht getan hm? Du hattest reichlich Gelegenheiten dazu!" Er sagt nichts mehr. Und obwohl ich brennend daran interessiert bin, zu erfahren, warum er anscheinend ein umgekehrtes Halbblut ist, siegt die Enttäuschung und der Frust in mir. Ich schüttle enttäuscht den Kopf und wende mich ab. „Tae war–", ich drehe mich ruckartig wieder um. „Nenn mich nicht Tae, Jungkook, der Zug ist abgefahren", sage ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und stapfe einfach weg, hinfort vom Strand. Auf dem Weg nach Hause fließen die Tränen nur so unaufhaltsam über mein Gesicht und ich fange an leise zu schluchzen. 

Ich hätte Jungkook mein Leben anvertraut, so sehr liebe ich ihn, so sehr wie noch nie jemand anderen. Und genau er hat mich so hintergangen. Es schmerzt. Es fühlt sich an, als hätte er mein Herz herausgerissen und wäre voller Freude darauf herum getrampelt. Warum hat er es mir nicht einfach gesagt? Er müsste wissen, dass mir das nichts ausgemacht hätte, immerhin bin ich doch auch mit Jimin und Yoongi befreundet, liebe das Meer. Vielleicht hätte er es mir heute noch erklärt, aber ich wollte es nicht hören. Ich will einfach nur noch in mein Bett und schlafen. Vielleicht war das alles ja auch nur ein böser Traum.