Kapitel 6 - Ausgekugelter Arm

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Langsam komme ich wieder zu mir. Ich spüre den Sand, wie er meinen Körper einbettet. Spüre den Wind der über meinem Gesicht hinweg streicht. Spüre das Handtuch, oder was auch immer es ist, unter meinem Kopf. Und ich höre Stimmen. Ich verstehe nicht, was sie sagen, aber ich nehme wahr, dass es zwei männliche Stimmen sind. Auf einmal spüre ich, wie zwei Hände mein Gesicht umfassen. Ich höre, wie die Stimmen leiser werden. Plötzlich spüre ich Lippen auf meinen, was mich erstarren lässt. Wer zur Hölle küsst mich da gerade? Als die Lippen, welche eigentlich echt weich sind, anfangen, Luft in meinen Mund zu pusten und mir dabei Finger die Nase zuhalten, reise ich meine Augen auf und schubse die Person leicht von mir. „Ey das hat weh getan, Idiot", flucht eine Stimme, zu der ich mich drehe. Dort steht ein Junge gerade auf und reibt sich über seinen Hintern.  „Du hast echt eine ziemliche Kraft für jemanden, der vor zwei Minuten noch ohnmächtig war", schmollt er, jedoch mit einem Grinsen.

„Wer bist du?", frage ich ihn einfach nur.  „Aha, einer von den ganz direkten, gefällt mir", sagt er und sein Grinsen wird breiter, „ich bin dein Retter in Not, aber du kannst mich ruhig Yoongi nennen." Er hält mir seine rechte Hand hin und ich ergreife sie, ein leichtes Schmunzeln im Gesicht. Er zieht mich mit einem Ruck hoch, sodass ich das Gefühl habe, mein Arm wäre ausgekugelt. Während ich also meine Schulter etwas bewegen murre ich: „Wie war das mit der Kraft?" „Sorry Prinzessin, aber das sah nun mal ungemütlich aus, wie du da lagst." „Also ich fand es okay." „Ja, aber du bist ni-", beginnt Yoongi wieder mit reden, wird jedoch von der zweiten Stimme unterbrochen.  „Gott, Yoongi, lass ihn doch erst mal wieder zur Ruhe kommen!" Sofort schnellt mein Kopf zu ihm und ich weite meine Augen.

„Du", beginne ich und zeige auf ihn. Er wiederum zeigt auch auf sich und schaut in meine Augen. „Ich?", fragt er, mit einem ironischen Unterton.  „Du warst der, der mich da rausgezogen hat!", sage ich schnell und wedle mit meiner Hand Richtung Wasser. „Ja, kann sein", sagt er und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.  „Aber... Wie?", frage ich mit Blick auf seine Lebensumstände.  „Siehst du das Boot da?", dabei zeigt der Junge auf ein Boot, welches an einem Felsen lehnt und  ich nicke. „Yoongi und ich sind damit gefahren und haben dich beziehungsweise deinen Schatten gesehen. Zuerst wollte er springen, aber ich wusste, dass ich dich nicht ins Boot hätte hieven können. Also bin ich ins Wasser und bin getaucht so weit ich konnte, Yoongi hat ein Seil an meiner Hose fest gemacht. Ich mag vielleicht nicht laufen können, aber schwimmen kann ich", kichert er süß. „Als ich dich dann im Griff hatte, hat er mich hoch gezogen und wir haben dir hierhin gebracht und haben gewartet, dass du wieder aufwachst. Und hier sind wir jetzt", erklärt der Junge.

„Und warum hast du mich dann geküsst?", frage ich an Yoongi gewandt. Dieser zuckt grinsend mit der Schulter.  „Hab noch nie ne Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht und dachte mir ich probier' es Mal aus." Bei dem Satz muss ich lachen. „Ich hoffe, dir ist bewusst, dass man das eigentlich nur macht, wenn eine Person gar nicht mehr atmet? Du erinnerst mich an meinen Bruder", stelle ich lachend fest. „Ist das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung?", fragt Yoongi skeptisch. „Kommt drauf an, wie du es interpretierst, er ist jedenfalls 15", sage ich mit einem Schmunzeln. „Aw, das ist ja süß, danke für das Kompliment." „Kein Kommentar dazu", äußere ich mich schmunzelnd. „Leute, der Junge sollte nach Hause und sich ausruhen, er ist Grade im Wasser fast ertrunken. Danach braucht man Ruhe", unterbricht uns der andere. „Darin hast du ja bestimmt ganz viel Erfahrung", sagt Yoongi spitz. „Halt die Klappe du Dummkopf", entgegnet der Junge.

„Taehyung", sage ich, „mein Name ist Taehyung." „Schöner Name, Taehyung, dennoch solltest du nach Hause und dich ausruhen." „Jaja ich mach ja schon Mama", sage ich lachend und rolle mit den Augen. „Danke auf jeden Fall fürs Retten, ihr zwei." Nebenbei schnappe ich mir den Wachs und mein Brett. „Vielleicht sieht man sich ja nochmal." „Oh, das werden wir, man sieht sich schließlich immer zweimal im Leben", sagt Yoongi noch, bevor ich den Weg zurück einschlage. Yoongi und seinen Freund im Rollstuhl lasse ich dabei zurück. Dabei fällt mir auf, dass ich seinen Namen gar nicht kenne. Aber wie hat Yoongi noch gesagt? Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now