Kapitel 5 - Einsames Board am Strand

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Ich stehe erstarrt an der Küste, bevor ich kurz den Kopf schüttle und nochmal auf den Felsen schaue. Aber da ist niemand. Hab ich mir alles nur eingebildet? Vielleicht habe ich mich ja einfach überanstrengt. Aber was ist, wenn er runtergefallen ist und gerade am Ertrinken ist, weil er nicht schwimmen kann? Aber wie wäre er dann dahin gekommen? Was macht generell irgendein Mensch dort draußen auf einem Felsen? Ich zerbreche mir nicht lange den Kopf, sondern lasse mein Board einfach am Strand liegen und schwimme los. Hoffentlich erfahren meine Eltern niemals, dass ich mein Board alleine lasse (zumal ich immer noch nicht verstehe, wieso der Strand heute menschenleer ist).

Ich benutze die Kraul-Technik, immerhin ist diese am schnellsten. Ich sehe wie der Felsen immer näher kommt und der Strand weiter von mir weicht. Ich ignoriere meine leichte, aufkommende Angst, dass hier vielleicht etwas gefährliches sein könnte und schwimme weiter. Endlich bin ich an dem Felsen angekommen und klammere mich mit einer Hand an diesen. Ich ziehe mich hoch und klettere auf ihn hinauf.  Anschließend stelle ich mich aufrecht hin und betrachte das Ganze von hier oben. Jedoch kann ich den Jungen nicht finden. Wow, was für eine Überraschung. Stattdessen sehe ich in ein paar Metern Entfernung Licht unter der Wasseroberfläche. Neugierig wie ich bin, mache ich sofort einen Kopfsprung ins Wasser. Ich tauche ins Wasser ein und öffne für einen Moment die Augen, schließe sie aber direkt wieder, da es in den Augen brennt.

Ich komme also zurück an die Wasseroberfläche und beginne wieder mit dem Kraulen. Das Licht scheint immer wieder auf- und abzutauchen, was mich verwirrt. Dennoch schwimme ich weiter darauf zu. Als ich jedoch nach hinten blicke, stoppe ich sofort. Der Felsen ist schon sehr weit weg, aber das Licht ist nicht näher gekommen. Es bewegt sich also tatsächlich. Kurz überlege ich, doch dann fasse ich Mut und schwimme weiter auf das Licht zu. Ich weiß wirklich nicht, was genau mich dazu antreibt, aber es fühlt sich richtig an. Ich beschleunige mein Tempo noch etwas und kann tatsächlich aufholen. Doch plötzlich sinkt das Licht in die Tiefe. Die meisten würden jetzt enttäuscht umdrehen. Aber nicht mit mir. Nicht nach so viel Anstrengung.

Ich atme ein paar Mal tief ein und tauche dann runter. Ich öffne meine Augen einen klitzekleinen Spalt und verfolge das Licht. Mehr erkenne als vorher kann ich nicht, dennoch folge ich ihm. Immer und immer tiefer tauche ich, doch ich höre nicht auf. Meinen Atem kann ich für 5 Minuten anhalten, Unterwasser klappt das Ganze noch etwas besser. Ich habe es mir antrainiert, nachdem ich einmal in einem Sommer Camp fast ertrunken wäre. Mein Fuß steckte in einer Felsspalte und ich stand so unter Panik, dass ich einfach geatmet habe und das, obwohl ich unter Wasser war. Das Wasser ist in meine Lungen gedrungen, was mich noch mehr unter Stress gesetzt hat, weshalb ich nach meiner Mutter schrie. Ich strampele und schrammte mir dabei den Arm auf, weshalb ich noch mehr Angst bekam, immerhin könnten Haie mich auffressen. Ganz schön traumatische Erfahrung für einen 10-jährigen. Schlussendlich wurde ich in letzter Sekunde noch rausgezogen, bewusstlos und mit verstauchtem Knöchel. Meine Eltern wollten mir danach erst mal das Schwimmen verbieten, doch konnte ich sie überreden mich zu lassen. Und jetzt bin ich hier, einem Licht hinterher schwimmend. Ohne irgendetwas darüber zu wissen. Absolute Glanzleistung, Taehyung.

Langsam scheint das Licht müde zu werden oder so etwas in der Art, denn es verlangsamt sich. Oder ich werde schneller. Ich weiß es nicht. Ich versuche auf jeden Fall, gegen den Druck anzukämpfen und weiter zu folgen. Schlussendlich finde ich die Lichtquelle. Es ist eine Taschenlampe. Ich bin die ganze Zeit einer Taschenlampe hinterher geschwommen. Aber irgendwie sieht das Licht anders aus. Es flackert so komisch. Ich schaue mich um. Hier flackert alles so komisch. Einer der Felsen hier Unterwasser hat eine Form, als wäre er mit Ölfarbe gemalt und dann verschwommen. Es sieht witzig aus. Als ich meine Hand anschaue, flackert die auch komisch. Genauso wie die Fische. Ich schaue hoch und bemerke, dass ich das Ende vom Wasser nicht mehr erkennen kann. Ich weite meine Augen, was eine dumme Entscheidung war denn sofort beginnen meine Augen, wehzutun. Ich reibe über sie, was für noch mehr Reizung meines Auges führt. Ich versuche ruhig zu bleiben, doch spüre ich irgendwas an meinem Fuß, was mich kurz aufschreien lässt. Ich fühle mich wie damals, im Sommercamp.  Ich strenge mich an, versuche nach oben zu kommen, jedoch scheint es nach oben viel weiter zu sein, als es nach unten war.

Ich strample wieder und versuche weiter zu kommen, doch ich merke, dass es nichts bringt, da mir langsam schwarz vor Augen wird. Ich gebe noch einmal alles und das letzte was ich sehe, ist das Gesicht eines wunderschönen Jungen und ich spüre Arme unter meinen Achseln die mich nach oben ziehen. Dann wird alles schwarz.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now