Kapitel 42 - Sirenen-Superpower

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„Tae, sag das doch nicht so!", jammert Jungkook und schaut mir schüchtern in die Augen. „Wie sag ich das denn?", hinterfrage ich mit einem breiten Schmunzeln. „Naja, so als ob wird gleich– du weißt schon", druckst er herum, „miteinander schlafen würden." Ich kann nicht anders, als über seine Schüchternheit zu lächeln, während er mich aus großen, unschuldigen Rehaugen anschaut. Eine meiner Hände findet den Weg an seine Wange und streichelt diese, mein Daumen fährt über seine Lippe. „Ich werde nicht mit dir schlafen, mein Schatz", hauche ich und nehme eine seiner Hände von meinem Kopf und küsse die Innenfläche. „Nicht heute, zumindest", setze ich noch hinzu und küsse seine Stirn. Er kichert leicht und legt seinen Kopf an meine Schulter. „Deine Haare sind ja schon wieder trocken, wie unfair", lache ich dann, als ich ihm durch diese fahre. „Jungkook hat halt Sirenen-Superpower", hören wir auf einmal Yoongis Stimme und erschrocken fahren wir auseinander.

„Oh, habe ich euch bei etwas gestört?", er schwimmt am Eingang der Grotte und kratzt sich am Kopf. Verlegen halten wir uns beide unsere Arme vor die Oberkörper, was eigentlich totaler Schwachsinn ist, immerhin sind wir im Wasser immer so entblößt. „Was willst du, Yoongi-Hyung?", murrte Jungkook, während er mich überraschenderweise wieder an sich zieht und seinen Kopf auf meiner Brust ablegt. Yoongi fängt an zu grinsen, mustert uns für einen Augenblick. „Ich dachte mir, du bist vielleicht totunglücklich nach gestern und dann kommst du ja immer hierhin, um dich zu beruhigen. Aber anscheinend, ist ja alles gut." Ich lächle und küsse Jungkooks Kopf. „Es war ein sehr lehrreicher Nachmittag, du Misós Ánthropos", sage ich dann zu Yoongi und ich kann Jungkook kichern hören, was mein Herz schneller schlagen lässt. „Telos panton, Jungkook, deine Mutter wollte noch mit dir reden, wegen deinem Geburtstag", eröffnet Yoongi dann, „sie hat meiner Mutter gesagt, dass ich dir sagen soll, dass du ihr sagen sollst, wie du den dieses Jahr feiern möchtest, wenn du dich emotional in der Lage dazu fühlen solltest."

„Oh stimmt du hast ja nächste Woche Geburtstag", erinnere ich mich, „mein kleiner Jungkookie wird sechszehn." Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Und damit volljährig bei uns", grinst Yoongi mich an und wackelt bescheuert mit den Augenbrauen. „So weit war ich mit meinen Erzählungen noch nicht", lacht dann Jungkook und wendet sich wieder mir zu, verschränkt die Arme in meinem Nacken. „Wollen wir uns heute Abend noch einmal treffen? Am Felsen?", haucht er gegen meine Lippen, und ich registriere im Augenwinkel wie Yoongi aus der Grotte schwimmt, während ich meine Hände wieder an der Hüfte meines Freundes ablege. „Ich sollte meiner Mutter das alles mal erklären", sagt er, „also, dass du es weißt. Und Yugyeom auch, er ist übrigens eigentlich mein bester Freund, also neben Yoongi." Ich weite kurz meine Augen. „Du hast deiner Mutter von mir erzählt?", frage ich überrascht. „Sie hätte es sowieso rausgefunden, jetzt wo ich auf einmal immer glücklich vom Land zurück komme, also hab ich es ihr direkt gesagt." Ich nicke und ziehe ihn noch etwas näher an mich, lege meine Stirn an seine.

„Und? Mag sie mich? Oder besser, das Ich aus deinen Erzählungen?" Er lacht. „Sie ist eine Bilderbuchmutter, solange ich glücklich bin, ist sie glücklich. Aber sie mag dein Gesicht auf jeden Fall", erzählt er, was mich stutzig werden lässt. „Ich habe dich gemalt", gibt er auf meinen fragenden Blick hin zu und wird wieder rot, weshalb ich ihm einen kurzen Kuss aufdrücke. „Du bist so goldig, mein Schatz." Einen Moment lang verliere ich mich in seinen – mittlerweile wieder braunen – Augen, bevor mir etwas einfällt. „Wie kann es eigentlich sein, dass nie jemand anderes gehört hat, wie du singst? Denn ich habe dich immer bis in mein Zimmer gehört." „Erinnerst du dich an das Gefühl, dass du vorhin hattest, wo du dir ans Herz gefasst hast?", ich nicke, „das zwischen und ist eine pelateía magikí, eine magische Verbindung unserer Seelen.

Das klingt viel krasser, als es wirklich ist, wenn ich darüber nachdenke. Du hast eine Sirene dabei gehört, wie sie den tiefsten Kummer der Seele in eine Melodie verpackt hat und weil du Mitgefühl hattest, anstatt mich zu fürchten, hat uns das verbunden, sodass nur du meinen Gesang hören konntest. Es sei denn ich hätte diese Verbindung von meiner Seite aus unterbrochen." Ich nicke fasziniert und streiche ihm Haare aus der Stirn. „Eure Welt ist voller Wunder, du bist auch eines davon. Es ist so ungeheuer faszinierend", hauche ich und hauche Schmetterlingsküsse auf sein Gesicht, bedecke es damit. Er kichert. „Wenn du sagst, den tiefsten Kummer, hast du an deinen Vater gedacht?", frage ich dann vorsichtig und er nickt traurig, fährt mit dem Finger mein Schlüsselbein nach. Gänsehaut überzieht meinen Körper, so sanft ist seine Berührung. „Weißt du, an manchen Tagen erinnere ich mich stark daran, manchmal wache ich in der Nacht auf und fange an zu weinen. Und in dieser Nacht auf dem Felsen–", er schaut in meine Augen und seine Worte sind nicht mehr als ein Hauchen, „das war sein Todestag."


Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now