Kapitel 61 - Find's doch raus

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Jungkook zieht mich an meiner Hand weiter, deutet immer wieder auf interessante Stellen und erzählt mir etwas über diese. Er erklärt mir zum Beispiel, wie das Meeresvolk ihr Essen zubereitet (obwohl er selbst dies nicht besonders oft tut) und gibt mir Mal wieder eine Unterrichtsstunde zum Thema Muscheln. Außerdem wird er des Öfteren von anderen Meerwesen angesprochen, die ihm alles Gute wünschen. Dabei fällt mir recht schnell auf, dass das Meeresreich nicht so streng zu sein scheint, wie wir es an Land sind; Die Bürger winken fröhlich, die Kinder springen um Jungkook herum und legen ihm Ketten aus Meerespflanzen um (mittlerweile hängen sechs dieser bunten Schmuckstücke um seinen Hals) oder basteln Kronen aus Kristall. Nur die Höflichkeitsform wird beibehalten, aber auch die scheint nicht streng genommen zu werden. Als zwei kleine Mädchen jedoch gesehen haben, das Jungkook bereits eine andere Krone trägt, die er etwas vorher bekommen hat, haben sie einfach mir die Krone aufgesetzt und jetzt fühle ich mich irgendwie wie eine wichtige Person.

„Da, schau mal, da wohnt die Wassernymphe", reißt mich Jungkook aus meinen Gedanken und zeigt auf eine Art hole, die jedoch eine Decke aus Glas hat und einen Vorhang aus Seetang und bunten Blumen. Sind das Seerosen? Genauer kann ich mir das alles gar nicht anschauen, denn Jungkook zieht mich schon einfach herein. „Shizseojin!", ruft er und lässt sich auf eine Art Sofa fallen. „Jungkook, hast du mal auf die Uhr geschaut? Nur weil du heute Geburtstag hast, heißt das nicht, dass ich vor zwölf fertig für Besuch bin", meckert ihm sofort eine Stimme entgegen, was Jungkook kichern lässt, während er die Beine auf das Sofa hochzeiht und seinen Kopf auf meinen Schoß legt, sodass ich ihm durch die Haare fahren kann. „Aber gerade, weil mein Geburtstag ist, hast du bestimmt damit gerechnet und bist in Wirklichkeit noch dabei, mein Geschenk einzupacken, oder hab' ich Unrecht?", kontert er dann ein lautes Seufzen ertönt. „Wärst du nicht der Thronfolger hätte ich dir schon lange die Zunge rausgeschnitten, du Frechdachs", sagt die Stimme dann und kurz darauf tritt ein wunderschöner Mann um die Ecke.

Er hat leicht bläuliche oder grünliche (bei dem Licht hier unten etwas schwerer zu erkennen, da überall leuchtende Kristalle hängen) Haut, welche über und über mit silbernen Mustern verziert ist. Sein Körper scheint von einer Art Tuch aus Organza umhüllt zu sein, welches sich über seine linke Schulter wie eine Toga zieht und etwas lose die Mitte seiner Unterschenkel umspielt, wobei durch diesen schrägen Träger die linke Seite bereits an seiner Kniekehle endet. An seinen Fingern trägt er einige Ringe, verziert mit bunten Kristallen. Mein Blick wandert zu seinem Gesicht und öffne meinen Mund ein wenig. Er sieht aus, als wäre er geradewegs einem Gemälde oder Bilderbuch entsprungen, so makellos ist sein Gesicht. Seine Augen schimmern in einem eisigen Blau und, dennoch sehen sie nicht kalt aus, seine Lippen thronen rosa mit einem leichten Rot-Stich in seinem Gesicht. Seine hellblauen, kurzen Haare werden von einem kleinen Haarreifen aus Blumen und kristallen geschmückt. „Pass auf, dass dein Freund nicht gleich Sabbert, Koo", lacht er auf einmal und sofort schließe ich den Mund und schaue runter, nur um Jungkooks belustigtes Gesicht zu sehen.

„Wassernymphen und Sirenen haben halt so eine gewisse Aura, für die besonders ihr Menschen anfällig seid", sagt dieser und beugt sich kurz hoch um mir einen Kuss aufs Kinn zu drücken, bevor er auf den Mann zu schwimmt und die beiden sich umarmen. „Alles Gute zum Geburtstag, Kleiner", schmunzelt der blauhäutige und gibt Jungkook eine große Muschel, die dieser sofort öffnet und den Inhalt mit strahlenden Augen betrachtet. Das ist also die Art, wie Meerwesen Geschenke verpacken, interessant. „Danke, Shizseo! Schau Mal, Kélyfos", wendet er sich dann an mich und hält mir einen etwas längeren Ohrring mit einem zu einer Kapsel geschliffenen Saphir (also passend zu meiner Kette, nur mal so angemerkt), wobei noch Blüten und anscheinend etwas Rosenquarz eingearbeitet sind. Er sieht echt schön aus und Jungkook macht ihn sich auch direkt dran. Anschließend nimmt er eine Art zusammengepresste Blüte aus der Muschel und schmiert sich etwas davon auf die Lippen. „Ist das noch mehr Charmolýpi?", frage ich nach und bin richtig stolz darauf, dass ich mir dieses Wort merken kann.

„Mhm, find's doch raus", schmunzelt er und ich verdrehe kurz lachen die Augen, bevor ich zu ihm schwimme und ihm einen Kuss aufdrücke. „Jap, definitiv Charmolýpi", entgegne ich und schaue dann Shizseojin an, setze wieder mein normales Lächeln auf. „Ich bin übrigens Taehyung, auch wenn Sie das wahrscheinlich schon wissen", stelle ich mich dann vor. Der Angesprochene kichert einmal. „Gia ónoma tou Theoú! Duz' mich bitte, Taehyung, so alt bin ich auch wieder nicht." Jungkook grinst: „Hm, eigentlich bist du schon ziemlich alt, Pappoús." Aus meinen kläglichen Versuchen, griechisch zu lernen, versteh ich immerhin, dass „Gia ónoma tou Theoú" soviel wie „Um Himmels Willen" bedeutet und er gerade von Jungkook als Großvater bezeichnet wurde, aber so wirklich verstehen, was los ist, tue ich trotzdem nicht. Shizseojin stemmt seine Hände in die Hüfte und schaut meinen Freund empört an. „Nomízo óti temachízei! Jungkook du kleiner paidí, warte nur ab, bis ich dich in meine Finger kriege! Ich bin gerade mal knackige 423 Jahre alt, ich bin noch fit wie eine Gorgóna! Ti se tólmisera?", regt er sich auf und Jungkook scheint gleich an seinem Lachen ersticken, weshalb ich mich leicht zu ihm beuge. „Was genau hat er gesagt?" Jungkook gibt sein Bestes, um sein lachen für einen Moment zu unterdrücken. „Im Prinzip, dass ich doof bin und mehr Respekt haben soll, das übliche eben." Nun muss sogar ich lachen, was Shizseojin nur zu weiteren Flüchen animiert.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now