Kapitel 81 - Arroganter junger Mann

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Ich kann keinen Ton hervorbringen, als ich auf seinen reglosen Körper starre. Erst als Charon sein Handgelenk etwas schüttelt, fängt mein Gehirn wieder an, zu funktionieren. „Du scheiß Monster!", schreie ich ihn an, und das Wasser um mich herum fängt an etwas um mich herumzuwirbeln. Nadazz hatte bereits angemerkt, dass sich meine Sirenen-Ausprägungen mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter verstärken würden. Charon lässt sich davon jedoch nicht beeinflussen, vor allem, da ich immer noch von den magischen Fesseln festgehalten werde. „Du hattest deine Chance, Junge", sagt er schlicht und schwimmt nun hinter Jimin.

„Mhm, er hat so einen schönen Hals, den kann man sicher wunderbar umdrehen", sagt er und legt seine Hände an Jimins Hals. Dieser beißt sich feste auf die Lippen, versucht gar nicht, die Tränen aufzuhalten, die in Form von Perlmutt nu von seinem Körper hinweg fließen. „Taehyung", haucht er leicht verzweifelt und ich schaue zu meiner Großmutter, die mich leidend anschaut, schaue zu Jungkook, der tot dort liegt. „Taehyung", äfft Charon ihn nach und fügt hinzu: „Sing für uns, mein Junge, und keiner wird mehr zu Schaden kommen."

Ich presse meine Lippen weiterhin aufeinander, überlege fieberhaft, wie ich diese Situation retten könnte. Er braucht eine Singstimme. Meine Stimme, den Jungkooks Stimme gibt es nicht mehr. Meine Großmutter könnte singen, aber sie wird es nicht tun, sonst stirbt sie. Charon schaut mich ungeduldig an. „So ein arroganter junger Mann, der sein Wohl über das seiner Liebe und seiner Freunde stellt", merkt er an und fängt nun deutlich an, seinen Griff um Jimins Hals zu verstärken. Jimin schaut einfach nur stumm in meine Augen, tränen schwimmen aus seinen.

Ich will wegschauen, doch eine Wache hält meinen Kopf in seine Richtung gedreht, sodass ich zusehe, wie Jimins Kopf immer röter wird. „Die Entscheidungszeit ist vorbei", merkt Charon an und legt eine Hand nun an Jimins Kinn. Er holt Schwung. Ich schaue zu meiner Großmutter. Sie weint. Jimin. Er weint. Ich. Weine. „Stopp!", schreie ich mit zitternder Stimme und Charon schaut zu mir. „Stopp?" Ich schaue ihm in die Augen, schlucke fest. „I-Ich– Ich werde für euch singen", sage ich und lasse den Kopf hängen. Charon nickt einer Wache zu, die nun Jimin wieder in seine Fänge nimmt.

„Ich werde singen. Aber bitte", sagte ich und schaute zu Jungkook, „lass es mich bei ihm tun, Charon. Lass mich ein letztes Mal für ihn Singen." Charon lacht. „Eine tragische Liebesgeschichte, besser als Romeo und Julia. Aber natürlich, mein Junge, dieser Mut, mich das zu fragen, soll belohnt werden. Ich glaube ich behalte dich nach dem Krieg und mache dich zu meinem Soldaten." Mir wird wieder schlecht, denn daran habe ich noch gar nicht gedacht; Was würde passieren, sobald er meine Stimme hat? Würde er uns alle umbringen wollen? Gehen lassen würde er uns sicherlich nicht.

Eine Wache schubst mich zu ihm und ich lasse mich auf den Boden vor ihm Fallen. „Jungkookie", hauche ich sanft, doch regt er sich nicht. „Darf ich– Darf ich ihn a-anfassen? Bitte", frage ich schwach an die Wache gewendet, die sich zu Charon dreht, welcher wiederum eine Handgeste macht, die meine Fesseln löst. Sofort nehme ich das Gesicht von Jungkook in meine Hände. „Jungkookie, Thisavrós, hörst du mich? Bitte, du darfst nicht tot sein", hauchte ich und meine Perlmuttränen legten sich auf seinem Gesicht ab, schienen schwer wie Blei zu sein. Ich bette seinen Kopf auf meinen Schoß und küsse seine Stirn, während ich die nach oben starrenden Augen mit meiner Hand abdecke und dabei die Augenlider schließe.

„Don't go tonight", fange ich leise an, zu singen, höre auf mein Herz, „stay here one more time, remind me what it's like." Charon grinst und lässt sich einen Sitz bringen, auf welchem er nah bei uns Platz nehmen kann, streckt seine Arme aus. „And let's fall in love one more time", sage ich und streiche ihm Haare aus der Stirn, „I need you now by side." Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie von meinem Körper ein schimmern ausgeht, dass in die Richtung von Charon zu fließen scheint. „It tears me up, you cannot be gone – I'm beggin, please, just stick around."

Schuldgefühle kommen in mir hoch und ich verschränke seine kalten Finger mit meinen warmen, während ich einmal aufschluchze und eine menge Tränen herauslasse. „I'm sorry, don't leave me, I need you here with me! You know that your love is here?" Warum musste alles so kommen? Warum musste er auf diese Art und Weise sterben? Sollte ich jemals nach Hause kommen, wie soll ich seiner Mutter jemals wieder in die Augen schauen können? Ich habe ihr versprochen, ihren geliebten Sohn nach Hause zu bringen, doch habe ich diesem den Tod beschert.

„I can't breathe, I'm so weak, your death is nothing easy", singe ich weinend und führe seine Hand immer wieder zu meinen Lippen, küsse ihn immer wieder, „Don't tell me that your life is gone." Immer wieder wiederhole ich diese Worte, immer wieder klammere ich mich an Jungkook, immer weiter nimmt mir Charon einen Teil meines Daseins, doch immer wieder interessiert es mich nicht. „I'm sorry, don't leave me, I want you here with me", singe ich ein letztes Mal, „don't tell me that your life is gone, that my love is gone." Und in dem Moment, in dem ich weinend und erschöpft auf Jungkooks Brust falle, höre ich ein triumphierendes Lachen von Charon.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Where stories live. Discover now