Kapitel 36

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Schon den ganzen Vormittag saß ich abwesend im Unterricht und hing meinen Gedanken nach. Es war bereits die letzte Stunde und trotzdem konnte ich mich an kein einziges Wort meiner Lehrer der letzten Stunden erinnern. Viel zu sehr hingen meine Gedanken an den letzten Tagen. So unspektakulär sie eigentlich waren, so nervenaufreibend waren sie doch.

Taylor zickte zu Hause nach wie vor rum und das obwohl ich Harry abgesagt hatte. Dieser war deswegen auch etwas sauer gewesen, als ich ihm gestern Nachmittag per Telefon abgesagt hatte. Ich hatte versucht das Telefonat möglichst kurz zu halten, erstens weil es mir sowieso irgendwie schwer fiel abzusagen und zweitens weil Ian direkt neben mir stand und jedes Wort mit hörte. Harry klang deutlich verwundert und ebenfalls etwas traurig, doch er hatte meine Entscheidung akzeptiert.

Inzwischen bereute ich meine Entscheidung etwas. Ich versuchte immer es allen Recht zu machen. Versuchte alle glücklich zu machen auch wenn ich am Ende oft darunter litt. Es war nicht so, als würde ich mich selbst unglücklich machen wollen, sondern ich wollte einfach andere glücklich machen, egal wie es mir dabei gehen würde. Das gehörte einfach zu meinem Charakter und ich konnte das nicht einfach abstellen, auch wenn ich es manchmal danach bereute und rückgängig machen wollte. So wie jetzt gerade, aber jetzt war es auch schon zu spät.

"Wir bekommen die Arbeiten jetzt schon zurück." riss mich Lea aus den Gedanken und pikste mir gleichzeitig in die Seite, damit ich zu mir kam. "Was jetzt schon? Die haben wir doch erst vor ein paar Tagen geschrieben. Normalerweise braucht sie immer eine Woche." Lea zuckte mit den Schultern. Na toll. Ich wollte die Latein Arbeit nicht jetzt so kurz vor dem Wochenende zurückbekommen. Welcher Lehrer kam überhaupt auf die Idee an einem Freitag in der letzten Stunde 5 Minuten vor Schluss die Latein Arbeiten auszuteilen?

Seufzend stellte ich mich innerlich schon auf eine 5 und einen dazugehörigen langen Vortrag ein. Unsere Lehrerin begann die Hefte auszuteilen, alle bis auf meines. "Ms. Bright ich würde gerne nach der Stunde mit ihnen reden. Dann bekommen sie auch ihr Heft zurück." sagte sie, als sie mit nur noch einem Heft, meinem Heft, in der Hand wieder vorne zum Pult ging. Gemurmel ging durch die Klasse und natürlich konnte sich auch Sam, einer von Nathans Anhänger, kein Kommentar verkneifen. "Hahaha ist klar, dass du wieder durchfällst. Das einzige intelligente an dir sind die Weisheitszähne."

Lea wollte etwas erwidern, mich wie so oft verteidigen, doch ich hielt sie davon ab. "Die sind es nicht Wert mit ihnen zu Reden." Natürlich verletzten mich solche Worte, doch ich hatte gelernt damit umzugehen. Außerdem gefiel es ihnen, wenn man sich aufregte, weswegen ich versuchte genau das nicht zu tun. Vielleicht würden sie so irgendwann aufhören.

Ich war nicht dumm. Ich hatte nur wenig Zeit zum Lernen und hatte in zwei, drei Fächern halt mehr Schwierigkeiten wie in anderen. So ging es vielen Schülern, nur ich war die einzige auf der man deswegen herum hackte. Alles nur Nathans Schuld. Nur weil dieser Arsch es aus irgendeinem unerfindlichen Grund auf mich abgesehen hat.

"Soll ich vor der Klasse auf dich warten?" fragte Lea, als es klingelte und die meisten Schüler sofort aus der Klasse stürmten. "Nein, nein. Ich muss sowieso in eine andere Richtung als du."  "Okay. Aber schreib mir später eine SMS was sie gesagt hat." Ich umarmte Lea noch einmal, bevor auch diese den Raum verlies und nur noch meine Lehrerin und ich im Raum anwesend waren.

"Um dich nicht lange aufzuhalten komm ich gleich zum Punkt." Ein Kloos bildete sich in meinem Hals. Obwohl ich mich schon Seelisch darauf vorbereitet hatte, trieb es mich doch jedes Mal an den Rand der Verzweiflung, wenn ich wieder eine schlechte Note bekam, trotz meiner Anstrengung. Umso mehr überraschten mich ihre nächsten Worte. "Ich bin wirklich erstaunt über deine Leistungen bei dieser Arbeit. Du hast eine 2 geschrieben, was im Vergleich zu deinen letzten Arbeiten wirklich eine deutliche Verbesserung ist. Es hat mich sogar so sehr gewundert, dass ich mich gefragt habe ob dabei alles mit rechten Dingen vor sich ging. Deswegen muss ich dich jetzt fragen, hast du geschummelt?" Fragend zog meine Lehrerin eine Augenbraue in die Höhe und musterte mich prüfend.

"Was? Nein! Nie im Leben würde ich schummeln. Ich schwöre es ihnen, dass ich nicht in irgendeiner Weise geschummelt habe. Glauben sie das etwa?" fragte ich entsetzt. Da schrieb man einmal eine gute Note und schon hieß es man würde betrügen.

"Nein, glaub ich nicht. Du hattest zwar immer deine Schwierigkeiten in Latein, aber du warst immer eine nette, höfliche Schülerin, weswegen ich auch nicht glaube, dass du es getan hast. Nur du musst verstehen, dass ich als Lehrerin so einem Verdacht nachgehen muss. "   "Ja, versteh ich schon. Aber ich hab wirklich nicht irgendwie betrogen. Ich hatte nur beim Lernen Hilfe von einem Freund mit dem ich einfach sehr gut lernen konnte." erklärte ich ihr, in der Hoffnung sie würde mir glauben.

Zu meinem Glück nickte sie nur und händigte mir meine Arbeit aus. "Ich glaube dir und hoffe, dass du diese Leistungen auch in Zukunft beibehalten wirst und jetzt geh und genieß das Wochenende."  "Danke. Auf wiedersehen."

Als ich den Gang betrat, war keine Menschenseele mehr zu sehen. Kein Wunder. An einem Freitag blieb keiner länger als nötig in der Schule, weswegen die Schule meist schon 5 Minuten nach dem Klingeln wie ausgestorben war.

 Mit schnellen Schritten verließ ich selbst das Schulgebäude. Im Gegensatz zum leeren Schulgebäude standen im Hof noch einige Cliquen zusammen, unter anderem auch Nathan mit ein paar seiner Freunde. Sofort konnte ich spüren, wie mein Herz einen Tick schneller zu schlagen begann, als ich mit gesenktem Kopf und schnellen Schritten versuchte unbemerkt an ihnen vorbei zu gehen.

"Hey Narbenfotze. Ich hab gehört du hast wieder scheiße gebaut." Eine Gänsehaut überzog mich bei Nathans Stimme. Fuck, er hatte mich gesehen. Einfach weiter gehen. Ich zuckte stark zusammen, als sich eine Hand um meinen Arm schlang und ich zurückgezogen wurde. "Wenn ich mit dir Rede hast du dich gefälligst umzudrehen. Verstanden?" Monoton nickte ich, hoffte er würde mich in Ruhe lassen oder ein Laster würde ihn auf der Stelle überfahren.

War zwar nicht sehr wahrscheinlich aber Träumen durfte man ja. "Wir zwei haben nämlich etwas zu bereden." sagte er mit einem gefährlichen Unterton, sodass sich meine Häärchen aufstellten und ich erneut eine Gänsehaut bekam.

 "Nathan lass mich los." quietschte ich, als er mich an meinem Arm hinter sich her zog. Sein Griff fest um meinen Oberarm geschlossen, zerrte er mich hinter sich her. Die wenigen Schüler, die noch auf dem Hof standen, schien das Geschehen wenig zu interessieren oder sie hatten selbst Angst vor Nathan, so wie ich.

Früher war er nie so aggressiv. Er hat mich Beleidigt, ja. Er hat mich bloß gestellt, ja. Aber er hat mich nie angerührt oder mir wehgetan so wie jetzt gerade. Nathan hatte sich in den letzten Wochen verändert, da war ich mir sicher, und es machte mir Angst, denn jetzt war ich mir nicht mehr sicher wie weit er gehen würde.

Vielleicht waren es die Drogen, kam es mir in den Sinn, als ich zurück an die Nacht dachte in der ich Nathan im Park gesehen hatte. Oh Gott, wollte er deswegen mit mir reden? Hatte er mich doch erkannt und wollte mir jetzt wehtun? War er deswegen gerade dabei mich hinter die Schule zu zerren?

"Nate bitte lass mich los." Erneut versuchte ich mich aus seinem Griff los zu reisen. Vergeblich, sein Griff blieb dort wo er war und verstärkte sich auch noch. "Verdammt lass mich los oder -"  "Was oder? Womit willst du mir drohen mhm?" Abrupt war er stehen geblieben und hatte sich zu mir gedreht. Nun sah ich auch erneut seine roten Augen, wie ich sie schon einmal gesehen hatte, und konnte eins und eins zusammen zählen. Ja er stand definitiv unter Drogen, was ihn nicht weniger gefährlich machte.

"Ich...ich..." stotterte ich, wusste nicht genau was ich sagen sollte. Womit konnte ich ihm drohen? Dass ich ihn beim Drogenhandeln gesehen hatte? Ja und? Dafür hatte ich keine Beweise. Außerdem bestand noch eine geringe Chance, dass er mich doch nicht erkannt hatte und diese Chance wollte ich nicht zerstören indem ich mich ihm jetzt ans Messer lieferte.

"Willst du mich beim Direktor anschwärzen? Was will das hässliche kleine Entlein tun? Mhm? Willst du mich schlagen?" Ich wollte antworten, auch wenn ich nicht genau wusste was ich sagen sollte, wollte ich mich irgendwie wehren, doch jemand kam mir zuvor.   "Ne, das mach ich, wenn du sie nicht sofort los lässt."

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HAPPY VALENTINES DAY ♥  und weil ich euch alle so fest lieb habe, habe ich mich beeilt und das Kapitel heute, statt morgen gepostet :-* 

Habt ihr heute irgendwelche besonderen Pläne? ♥ Ich geh mit meinen Mädels 50 Shades of Grey :D

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, trotz Cliffhanger, und ich würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen :-*

Lots of love ♥

xx Nina ♥

ScarfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt