Kapitel 20

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Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Hob immer wieder meine Hand um zu Klingeln, ließ sie aber gleich wieder sinken, bevor ich mit ihr in Berührung kam. 'Sei nicht so verdammt feig und klopf endlich.' Leichter gedacht, als getan. Ich stand bestimmt schon 5 Minuten vor Liams Tür und schaffte es einfach nicht zu klopfen. Jedes Mal wenn ich die Hand hob, machte sich die Angst wieder in mir breit, wie wohl Louis reagieren würde.

Stellas Worte, die sie mir gestern noch gesagt hatten, beruhigten mich zwar im Großen und Ganzen und halfen mir dem Ganzen zuversichtlicher entgegen zu blicken, aber trotzdem war es eine Tatsache, dass ich scheiße gebaut hatte. Da konnte sie mir noch so viel gut zureden. Es ist und bleibt Großteils meine Schuld mit dem Streit und dass ich Louis verletzt hatte, also musste ich mich endlich zusammenreisen und ihm unter die Augen treten.

"Wenn er wirklich dein bester Freund ist, wird er dir verzeihen. Vielleicht nicht sofort, aber früher oder später wird alles wieder gut." wiederholte ich Stellas Worte flüsternd. Erneut hob ich meine Hand und kratzte mein letztes bisschen Mut zusammen um mit Stellas Worten im Hinterkopf zu klopfen.

Schon Sekunden später öffnete mir Liam und schenkte mir ein kurzes Lächeln. "Liam wer ist da noch gekommen? Ich dachte wir zwei machen uns einen Playstationtag." hallte Louis Stimme aus dem Wohnzimmer herüber. Wie gut es tat, nach diesen ganzen Wochen wieder seine Stimme zu hören. Für mich war es schon fast eine halbe Ewigkeit.

Liam deutete mir ins Wohnzimmer zu gehen, woraufhin ich mich in Bewegung setzte. Mit leisen und langsamen Schritten betrat ich das Wohnzimmer, bis ich etwas hinter der Couch, auf der Louis mit dem Rücken zu mir saß, stehen blieb. "Louis." Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, doch es reichte aus, dass er sich mit geweiterten Augen zu mir umdrehte.

"Was machst du hier?" Die Abfälligkeit in seiner Stimme verletzte mich und ließ meinen Mut sofort verblassen. Mein Mund wurde staub trocken, als er mich sauer anfunkelte. Louis musste mich wirklich hassen. "Ich hab ihn eingeladen, weil wir alle finden, dass ihr zwei euch aussprechen müsst." antwortete Liam hinter mir, da ich meinen Mund nicht aufbekam.

"Habt ihr etwa alle vergessen, wie scheiße er zu uns war?"   "Nein, aber erstens waren wir auch nicht gerade freundlich und zweitens kann es so nicht weitergehen. Wir sind alle Freunde und natürlich streitet man als Freunde auch einmal. ABER langsam wird es wieder Zeit, dass wir uns vertragen und dafür müsst ihr zwei endlich miteinander reden."  "Also habt ihr euch jetzt alle hinter meinem Rücken verschworen oder wie?" Louis schnaubte verächtlich auf. "Das muss ich mir echt nicht bieten lassen. Ich scheiß auf dich Harry, so wie du es mit mir getan hast. Ich will dich nie wieder sehen."

Abrupt stand Louis auf und stürmte aus dem Raum. Dass Liam ihm nachrief, brachte ihn auch nicht zum stoppen. Im ersten Moment realisierte ich gar nicht, was gerade passiert war. Erst als Liam mich anschubste, gelang wieder Leben in meinen Körper und sofort rannte ich Louis hinterher. Er war bereits bei seinem Auto angekommen, als ich ihn erreichte und nach seinem Arm griff.

"Fass mich nicht an." zischte dieser und wollte sich von mir los reißen, doch ich ließ ihn nicht los. So leicht würde ich ihn nicht gehen lassen. Nicht nachdem ich endlich den Mut aufgebracht hatte,  ihm unter die Augen zu treten.

"Gib mir eine Chance mich zu entschuldigen. Bitte Louis. Hau nicht einfach ab."  "Deine Entschuldigung kannst du dir in den Arsch schieben. Interessiert mich nicht." Erneut versuchte er von meinem Klammergriff los zu kommen. "Bitte Lou. Du kannst mich auch so viel beschimpfen wie du willst. Nur komm wieder mit rauf und lass uns reden. Bitte." flehte ich. Seine strahlend blauen Augen bohrten sich in meine, als er mich unter zusammengekniffenen Augen ansah. Seufzend zuckte er mit den Schultern, als er endlich nachgab. "Aber nicht länger als eine viertel Stunde."

ScarfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt