Scarface

Kapitel 28

Die Statur, die Aggressivität, die Stimme, es hätte mir sofort auffallen müssen. Das war Nathan. Geschockt von dieser Erkenntnis schnappte ich erneut nach Luft und war wohl eine Sekunde zu lang unaufmerksam, denn ich stolperte über einen Ast auf dem Boden und fiel quietschend zu Boden. Shit.

"Verdammt was war das?" Mit geweiterten Augen hielt ich in Panik die Luft an und hoffte sie würden mich nicht sehen. Mein Herz raste förmlich in meiner Brust und Adrenalin durchströmte meinen Körper. "Da drüben liegt doch jemand am Boden." hörte ich den mir unbekannten leise sagen, weswegen ich keine Sekunde mehr zögerte und aufsprang. Jetzt hieß es renn um dein Leben. Ich wollte und konnte mir nicht vorstellen was Nathan mit mir machen würde, wenn er mich schnappen würde. Die Tatsache, dass ich ihn beim Drogen kaufen erwischt hatte und er mich sowieso schon hasste, ließ mich nur noch mehr vor dem was er machen würde erzittern.

"Verdammte scheiße. Bleib stehen." Die Aggressivität in seiner Stimme ließ mich nur noch schneller rennen, doch auch seine Schritte wurden immer lauter und schneller. Er lief mir hinterher. Ich war erleichtert, als ich endlich den düsteren Park hinter mir lassen konnte und auf die Halle zu rannte, vor welcher sich bereits eine große Menschenmenge versammelt hatte.

Nathans Schritte, nicht mehr weit von mir entfernt, verbließen die Erleichterung aber wieder und stattdessen bekam ich noch mehr Panik. Würde er weiter so schnell rennen, hätte er mich gleich geschnappt. Ich versuchte zwar mein Tempo zu erhöhen, aber da ich noch nie die beste in Sport war, half das nicht gerade viel. Da konnte noch so viel Adrenalin durch meinen Körper gepumpt werden.

"Fuck." hörte ich seine Stimme, ebenfalls außer Atem, hinter mir fluchen und im nächstem Moment wurden seine Schritte leiser. Trotzdem wagte ich es nicht, mich auch nur umzudrehen aus Angst er wäre doch noch hinter mir. Außerdem würde er so auch mein Gesicht sehen, was er bis jetzt hoffentlich noch nicht gesehen hat, sonst wäre ich definitiv geliefert. Desto näher ich der Menge und somit auch Lea, welche schon ungeduldig auf mich wartete, kam, desto langsamer wurden meine Schritte. Außer Atem und mit klopfendem Herzen stolperte ich die letzten Meter auf Lea zu und schloss sofort meine Arme um sie. Erleichtert darüber, dass Nathan mich nicht geschnappt hatte und ich endlich aus diesem scheiß Park war.

 "Das nenn ich einmal eine stürmische Begrüßung. Alles in Ordnung mit dir?" Besorgt musterte sich mich, als ich mich von ihr löste. "Ich...ja...alles...okay." Völlig aus der Puste konnte ich keinen ganzen Satz formen ohne zwischen jedem Wort Luft zu holen. "Und warum bist du so aus der Puste? Bist du etwa hier her gerannt?" Lea ließ nicht locker und mir war klar, dass sie mich so lang durchlöchern würde, bis ich ihr die Wahrheit oder eine glaubhafte Lüge erzählen würde.

Mir erschien es besser ihr nichts von dem, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte, zu erzählen. Nicht weil ich ihr nicht vertraute, sondern weil ich es für das Sicherste hielt, ihr nichts zu verraten. Vielleicht hatte Nathan mich doch erkannt und dann wäre es für Lea besser, wenn sie nichts wusste. Ein kalter Schauer lief mir bei dem Gedanken über den Rücken, hoffentlich hatte er mich nicht bemerkt.

Als mir auffiel, dass mich Lea nach wie vor besorgt musterte, fiel mir ein, dass ich ja noch Antworten musste. "Ich...du hast ja gesagt, dass sie uns jeden Moment rein lassen und deswegen bin ich das letzte Stückchen hier her gerannt um rechtzeitig hier zu sein."  "Ganz sicher?" Meine Freundin zog beide Augenbrauen in die Höhe und durchlöcherte mich regelrecht mit ihrem Blick. Erst als ich ihr noch einmal versicherte, dass es so war, und ihr ein Lächeln schenkte, ließ sie es gut sein und wandte ihren Blick zur Eingangstür, die sich in diesem Moment öffnete.

SING

If you love me, come on get involved
Feel it rushing through you
from your head to toe

LOUDER

Ooohh Oohh Ooohh
Ooohh Oohh Ooohh

SING