Kapitel 68

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"So und jetzt? Was steht jetzt auf dem Programm?" fragte Harry neben mir. "Ich muss ins Studio." seufzte ich frustriert. Für Robert fehlten mir gerade wirklich die Nerven. "Weswegen?" "Nächste Woche sind doch die AMA's und ich muss den Song noch üben laut Robert." "Also singst du dort live? Willst du deswegen, dass Vivian das mit dem Vertrag vor nächster Woche durchbringt?" fragte Harry sofort, als er meinen Plan durchschaut hatte. "Ja. Ich habe Angst, dass wenn es länger dauert ich genug Zeit zum Nachdenken habe und mich dann doch nicht traue."

"Glaubst du, es ist ein Fehler, wenn du es machst?" "Nein, es ist kein Fehler. Dem bin ich mir inzwischen, unter anderem auch dank dir, bewusst geworden. Allerdings ändert das nichts daran, dass sich alles für mich ändern wird und ich Leute, die mir wichtig sind, verlieren könnte." Harry nickte, blickte weiterhin auf die befahrene Straße. "Deine wahren Freunde werden auch danach zu dir halten."

"Das ist es nicht Harry. Das hab ich dir doch schon erklärt. Es geht mir nicht um meine Freunde, zumal sich die Zahl meiner Freunde im kleinen Kreis haltet, sondern um Andrea. Hast du das schon wieder vergessen?" Etwas genervt war ich darüber, dass er anscheinend schon wieder vergessen hat, dass es mir bei dem ganzen vor allem um Andrea ging. Es war ja gerade einmal eine Stunde her, als ich ihm das gesagt habe.

"Hab ich nicht, aber ich dachte du meinst jetzt etwas anderes. Außerdem, sie hat Taylor als Tochter und hat es Jahre lang geschafft diese auszuhalten und liebt sie trotzdem. Dann wird sie dich nicht wegen so etwas hassen, okay?" Seine Worte beruhigten mich wieder etwas. Ich machte mir wohl wirklich zu viele Sorgen. Warum musste ich immer alles doppelt und dreifach überdenken? Andere stürzten sich Kopfüber in Abenteuer ohne groß an die Konsequenzen zu denken und ich musste alles bis ins letzte Detail überdenken.

Seufzend lehnte ich mich in den Stuhl zurück eher mir auffiel, dass wir bereits auf den großen Parkplatz vor dem Studio fuhren und auf einem freien Parkplatz, nur wenige Meter vom Eingang entfernt, hielten. "Ich will da nicht rein." jammerte ich frustriert. Robert würde mir den Tag ruinieren, das wusste ich jetzt schon und ich konnte nichts dagegen tun.

"Soll ich mitkommen?" schlug mir Harry vor und überraschte mich damit. "Hast du nichts Besseres zu tun? Ich bin mir sicher, Robert dabei zu zuhören wie er rum meckert, zählt nicht zu deinen Lieblingsbeschäftigungen." "Nop, hab ich nicht und tatsächlich würde ich ihn gerne mal meckern hören und ihn dann anschließend zusammen zu scheißen. Er ist schließlich nicht mein Boss, also kann ich tun und sagen was ich will."

"Wehe. Der lässt das dann an mir aus. Ich glaube, es ist keine so gute Idee, wenn du mitkommst." "Ach komm schon. Ich bin auch brav," Er tat als würde er schmollen und sah damit gleich mehrere Jahre jünger aus. So kindisch kannte ich ihn gar nicht, aber es war wirklich witzig und auch ziemlich süß.

"Na gut." gab ich nach, woraufhin Harry siegessicher grinste. Wir stiegen aus dem Auto und betraten kurze Zeit später den Betonblock. Würde man hier das erste Mal sein, wäre die Gefahr sich bei den vielen Gängen und Stöcken zu verlaufen ziemlich groß, aber ich kannte den Weg zu unserem Studio bereits auswendig, weswegen wir relativ schnell dort waren. "Versprich mir, dass du keine dummen Bemerkungen machst." forderte ich Harry noch einmal auf, als wir vor der Tür waren. Dieser atmete hörbar aus und seufzte. "Ja gut. Du verdirbst mir zwar den ganzen Spaß, aber dir zu liebe."

Ob es nicht vielleicht doch ein Fehler war, Harry hier her mitzunehmen? Robert würde das sicher nicht gefallen und wenn Taylor davon erfuhr, was sie sicher früher oder später tat, würde sie mich auch einen Kopf kürzer machen. Unabhängig davon, dass sie ja jetzt schon wieder so verliebt in diesen -wie hieß er noch gleich- war.

Jetzt war es aber sowieso schon zu spät, den in dem Moment in dem ich diese Gedanken hatte, öffnete Harry die Tür und ich sah Robert mit dem Rücken zu mir stehen und daneben meinen Vocalcoach Marcel. "Du bist eine viertel Stunde zu spät." kam es sofort von Robert, eher er sich umdrehte und uns überrascht anblickte. "Was macht Harry hier?" folgte sofort seine Frage. "Ich dachte, ich leiste Stella heute etwas Gesellschaft." antwortete er für mich. Im Augenwinkel sah ich wie er Robert falsch anlächelte. Warum hab ich Harry noch einmal hier her mitgenommen? Genau, weil er mich mit seinen Hundeaugen und dem Schmollblick erweicht hat.

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