Kapitel 63

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Stimm-Wirrwar war das erste was ich wahrnahm, bevor ich die starken Kopfschmerzen bemerkte. Es fühlte sich an, als würde jemand stetig mit einem Hammer gegen meinen Kopf schlagen. Jemand sollte machen, dass das aufhört. Dieses stetige Pochen zog sich mit einem Brennen über meine linke Gesichtshälfte. Wo war ich? Ein Wimmern entkam mir, als das Pochen aufgrund der lauten Stimmen, noch schmerzhafter wurde.

Das Stimmen-Wirrwar hörte abrupt auf und das erste Mal hörte ich eine Stimme klar und deutlich. "Stella, kannst du mich hören?" Die Stimme klang sanft und ruhig, wie die von Mama, war mir aber vollkommen unbekannt. Meine Augenlider fühlten sich unglaublich schwer an, als ich angestrengt versuchte sie zu öffnen. Ich wollte wissen, wo ich war und wer mit mir sprach. War es vielleicht doch Mama? Schwerfällig schaffte ich es meine Augen zu öffnen. Eine unbekannte Frau stand vor mir und  hatte kurze schwarze Haare mit strahlend, grünen Augen, welche von einer schmalen Brille umrandet wurden. Ihr blick lag besorgt auf mir. Warum sah sie mich so besorgt an und wo waren Mama und Papa?

Die Schwarzhaarige hatte einen weißen Kittel an, ebenso wie die zwei Männer, die am Fuß meines Bettes standen und mich gleich besorgt wie die Brillenträgerin ansahen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mich in einem Krankenhaus befand. Aber warum? Ich saß doch gerade noch mit meinen Eltern im Auto auf dem Weg in unseren Urlaub. Ich hatte mich schon so auf den Urlaub gefreut. Wie kam ich also alleine in dieses komische Krankenzimmer? Mama würde mich nie alleine hier lassen. Sie wusste, dass ich Krankenhäuser nicht mochte. Oma und Opa kamen hier rein, aber nie wieder raus.

"Wo sind meine Eltern?" bringe ich mit kratziger, viel zu leisen, Stimme hervor.  "Wie fühlst du dich?" Anstatt auf meine Frage einzugehen, stellte sie mir eine andere Frage. Mein Kopf tut zwar total weh, aber ich ignoriere es, weil ich zu Mama will. Warum antwortet sie mir nicht? "Wo sind Mama und Papa?"

"Das erkläre ich dir später. Zuerst musst du mir sagen, ob du irgendwelche Schmerzen hast. Ich kann die Schmerzen nämlich weg machen. Also Kleine, hast du Kopfschmerzen?"  "Ich will zu Mama und Papa. Bringt mich zu Mama und Papa. Bitte." Die Frau machte mir Angst. Sie sagte mir einfach nicht, wo meine Eltern waren.

"Stella-"  "Ich will zu Mama und Papa." schrie ich diesmal, ignorierte meinen pochenden Kopf. "Du kannst nicht zu deinen Eltern." sagte einer der Männer. Im Augenwinkel sah ich wie die Schwarzhaarige dem Mann einen bösen Blick zu warf, aber ich verstand nicht wieso. Er hat doch nichts Böses getan. Er war der einzige der meinen Fragen nicht auswich. Vielleicht würde er mir sagen, was hier los ist.

"Warum kann ich nicht zu Mama und Papa?" fragte ich den großen Mann. "Dr. Whitmore, ich denke nicht, dass wir es ihr jetzt sagen sollten. Sie hat viel durchgemacht." fuhr die Schwarzhaarige dazwischen, als der große Mann den Mund aufmachen wollte.  "Früher oder später wird sie es erfahren und besser jetzt, als später von den Polizisten." 

"Was erfahren? Warum sagt mir niemand etwas?" jammerte ich und ein Seufzen entkam der Frau, die nach wie vor neben mir stand. Sie griff nach meiner Hand, was ich zuließ. "Du und deine Eltern hattet einen wirklich schlimmen Unfall. Wir haben alles versucht, aber wir konnten sie nicht retten. Es tut mir wirklich leid." Die Frau redete noch weiter, doch das nahm ich gar nicht mehr war. Meine Eltern waren Tod. Sie sind nicht mehr bei mir. Aber ich habe doch nur sie. Ich spürte, wie Tränen meine Wangen runter flossen und diese befeuchteten. Sie konnten nicht tot sein. Wir saßen doch gerade noch im Auto und uns ging es gut. Wir lachten und jetzt sollen sie tot sein? Ich fing bitterlich an zu weinen, während sich in meinem Kopf immer und wieder der gleiche Satz wiederholte. Meine Eltern sind tot.


Erschrocken riss ich die Augen auf, brauchte einige Sekunden um zu realisieren, dass ich in meinem Bett lag und geträumt hatte. Meine Brust hob und senkte sich viel zu schnell und ich konnte deutlich den Klos in meinem Hals spüren. Die Erinnerungen durch den Traum waren noch zu präsent.  Es fühlte sich so echt an. Es war echt, zumindest hatte ich alles vor Jahren genauso erlebt.

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