Kapitel 44

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"Ich hätte da noch eine kleine Überraschung. Kommst du?" fragend streckte er mir seine Hand entgegen, die ich nach kurzem zögern ergriff. Was das wohl für eine Überraschung war?

Völlig ahnungslos, wohin wir gingen, ließ ich mich von Ian führen. Einige Schüler, an denen wir vorbei liefen, blickten uns komisch an, da Ian mich an der Hand hielt, doch das schien Ian nicht zu stören.

Während ich nach wie vor keinen Plan hatte, wohin er mich führte, schien dieser sein Ziel genau vor Augen zu haben, denn seine Füße steuerten zielstrebig die Tür zu einem Klassenzimmer an. "Ian, warum gehen wir schon in die Klasse? Noch dazu in den falschen Raum." fragte ich irritiert und versuchte meine Hand aus seinem Griff zu lösen.

Ian ließ das allerdings nicht zu und drehte sich zu mir um, als wir vor der geschlossenen Tür standen. "Da drinnen ist die Überraschung. Also sei ein braves Mädchen und mach die Augen zu, sonst verdirbst du die Überraschung."

"Aber-" wollte ich protestieren, da wir so wahrscheinlich zu spät zum eigentlichen Unterricht kommen würden, doch er unterbrach mich. "Mach es mir nicht so schwer. Schließ einfach die Augen, lass mich dich rein führen und öffne erst die Augen, wenn ich es dir sage. Okay?"  "Gut." sagte ich und schloss wiederwillig meine Augen.

Ich hörte wie die Tür aufging und spürte im nächsten Moment, wie meine Handgelenke jeweils von einer Hand erfasst wurden. Vorsichtig zog Ian an diesen, weswegen ich mich in Bewegung setzte. Meine Neugier machte es umso schwieriger, die Augen geschlossen zu lassen. Vor allem, als Ian mich losließ und ich ratlos dastand. Darauf wartete, dass er mir endlich erlaubte die Augen zu öffnen, was er zum Glück schnell tat.

Das allererste was mir auffiel war, die ungewohnte Beleuchtung im Raum. Die Rollos des Klassenzimmers waren komplett zugezogen und das Zimmer wurde nur von Kerzenschein erhellt. Die Tische und Stühle wurden alle an den Rand geschoben, sodass eine große freie Fläche entstand. Kerzen standen im ganzen Raum am Boden verteilt und allein das raubte mir schon den Atem, doch das war nicht alles.

Als meine Augen sich von den vielen Kerzen abwandten, erblickte ich das Wort 'Prom?' mit Blütenblättern von Rosen fein säuberlich in der Mitte des Raumes auf den Boden geschrieben und dahinter stand Ian mit einem Strauß Rosen in der Hand.

Automatisch hielt ich die Luft an, als sich unsere Augen trafen. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln. Das alles wirkte so unwirklich. Wie aus einem dieser Amerikanischen-Teeniefilmen, mit dem einzigen Unterschied, dass dort die Mädchen immer unglaublich hübsch waren und ein perfektes Leben führten.

Nach wie vor wagte ich es nicht zu Atmen. Erst nachdem er endlich begann zu reden, atmete ich die angehaltene Luft wieder aus.

"Bevor du irgendetwas sagst, ich weiß, dass du nicht der Typ für Bälle bist und trotzdem konnte ich nicht anders, als es zumindest zu versuchen. Mehr als nein sagen kannst du ja hoffentlich nicht." Unsicher lachte er auf und wuschelte sich mit der freien Hand durch die Haare, bevor er fortfuhr.

"Der Ball ist zwar nicht Pflicht, aber es geht jeder in unserer Jahrgangsstufe dort hin. Natürlich heißt das nicht, dass du deswegen auch gegen musst, aber ich mein, das ist unser letztes Jahr und da sollten wir doch wenigstens auf einem Ball gewesen sein. Ein DVD Abend daheim klingt natürlich auch verlockend, aber das können wir immer machen und auf einen Ball gehen nicht. Außerdem wird es sicher nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst. Lea und Finn sind auch dort und könnten viel Spaß zusammen haben. Und falls es dir doch irgendwann zu blöd wird, hauen wir einfach ab und machen uns bei dir noch einen feinen DVD Abend. Wir können auch irgendwo anders hin fahren, wohin du willst, nur gib dem Ball und mir eine Chance. Ich würde mich einfach freuen mit so einem schönen Mädchen wie dir auf den Ball zu gehen. Also, würdest du mir die Ehre erweisen und meine Begleitung werden?"

 Sprachlos stand ich da. Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung, was ich antworten sollte. Wollte ich mir das wirklich antun? Von Geschäft zu Geschäft rennen, um ein passendes Kleid zu finden, mich den ganzen Tag herzurichten um dann auf einem Ball zu sein, wo mich jeder nur komisch anstarrte und womöglich über mich herzog. Natürlich hätte ich dann Ian und auch Lea und Finn, mit denen ich sicher Spaß haben könnte, nur war es mir das Wert?

 Es würde Ian und auch Lea sicher freuen, wenn ich mitgehen würde. "Versprichst du mir, dass du mich nie dort alleine lässt?" fragte ich zögernd. Ians Lächeln wuchs sofort bei meiner Frage und er nickte heftig. "Keine einzige Sekunde lang. Heißt das also, dass du mit mir dort hin gehst?"

Hoffnungsvoll sah er mich an. "Ja. Ja ich gehe mit dir auf den Ball, aber nur wenn wir uns danach etwas bei Nandos holen."  "Alles was du willst."

.

"Das wird so toll, das weiß ich jetzt schon. Wir können gemeinsam die Kleider kaufen gehen und wenn du willst, kannst du an dem Tag zu mir kommen, sodass wir uns zusammen hübsch machen. Oh und wir müssen mit Finn und Ian reden, dass ihre Anzüge zu unseren Kleidern passen. Du hast keine Ahnung, wie glücklich ich bin, dass du auch mitgehst. Was wäre ein Ball ohne die beste Freundin. Freust du dich auch? Zumindest ein kleines bisschen?" redete Lea ohne Punkt und Komma, als wir aus der Schule gingen. Den Nachmittagsunterricht hatten wir endlich überstanden und waren nun auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle.

Auch wenn ich vom Unterricht kaum etwas mitbekommen hatte. Man sollte meinen, dass ich an den Ball dachte, aber viel mehr schwirrten meine Gedanken um Harry. Ich wollte mit ihm reden und das alles klären, davor würde ich wohl keine Ruhe mehr finden. Auch wenn ich bezweifelte, dass er mir verzeihen würde, so wie er Freitagnacht reagiert hatte, wollte ich ihm zumindest alles erklären.

"Ja, wird sicher nett." murmelte ich, als mir auffiel, dass Lea auf eine Antwort wartete. "Was ist los? Ich weiß, dass du nicht so Lust auf einen Ball hast, aber dich beschäftigt doch etwas anderes oder?" Mich erstaunte es immer wieder, wie gut mich meine beste Freundin kannte.

"Naja irgendwie beschäftigt mich die Sache mit Harry nach wie vor. Ist es falsch von mir, wenn ich so kurz nachdem mich Ian gefragt hat, ob ich mit ihm zum Ball gehen will, schon wieder an Harry denke?"   "Ich denke nicht. Harry bedeutet dir einfach als Freund viel und da ist es normal, dass du dir den Kopf über das Geschehene zerbrichst. Wäre so etwas mit Ian passiert, würdest du dir genauso Gedanken machen, also red dir deswegen kein schlechtes Gewissen ein. Die Frage ist nur, willst du etwas dagegen tun?"

Fragend blickte ich zu Lea. "Wie meinst du, ob ich etwas dagegen tun will?"   "Naja, Harry ist sauer auf dich, weil du und Taylor ihn angelogen habt. Warum versuchst du nicht, ihm das alles zu erklären? Vielleicht versteht er dich, wenn er die ganze Geschichte kennt."   "Was glaubst du, was ich die letzten Tage versucht habe? Ich hab ihn immer wieder angerufen, er hat aber nie abgehoben. Ein paar Mal hat er mich sogar weg gedrückt und auf meine SMS hat er auch nicht reagiert. Harry will mich nicht sehen." erklärte ich seufzend.

"Manche muss man halt zu ihrem Glück zwingen." sagte Lea nach einiger Zeit, weswegen ich verwundert zu ihr sah. Das konnte nur bedeuten, dass meine beste Freundin gerade eine Idee hatte. "Woran denkst du?"

"Ich hatte gerade einen super Einfall und dieser beinhaltet, dass wir zwei shoppen gehen. Du brauchst ein Kleid."  "Für den Ball?" fragte ich verwundert. "Nein." war das einzige was sie antwortete, weswegen ich umso verwirrter war. "Was hast du vor?" fragte ich erneut, woraufhin sie mich in ihren Plan einweihte.

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Die meisten haben richtig getippt, dass Ian sie zum Ball einlädt ;)

Und was glaubt ihr, ist Leas Plan? ♥

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ich würde mich riesig über Votes und Kommentare freuen :-*

Hab seit einer Woche Instagram ;) Ihr findet mich unter zaynsdestiny

Lots of Love

xx Nina


ScarfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt