Momente

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Sie sind da und dann wieder weg.
Momente, Glücksmomente.
Manchmal wünschte ich, ich könnte sie nur eine Sekunde länger festhalten.
Nur diesen einen Moment, in dem alles okay zu sein scheint. In dem du glücklich bist und an nichts anderes denkst, nicht an die Vergangenheit, nicht an die Zukunft, nur an das Jetzt. Dieser eine Moment, wenn die Sonne auf deine Haut scheint und du einfach nicht anders kannst, als zu lächeln. Dieser eine Moment, wenn du in die Gesichter deiner Freunde schaust und einfach nicht glauben kannst, dass du solche Menschen in deinem Leben hast.
Dieser Moment, wenn es nach langer Zeit endlich wieder richtig schneit und du stundenlang die Schneeflocken beobachtest.
Dieser Moment, in dem dir bewusst wird: ich bin hier. Ich lebe. Und das ist gut so.
Vielleicht fallen dir noch unendlich viele weitere dieser Momente ein.

Manchmal wünschte ich, ich könnte sie einfach einfangen, eine Schleife darum binden und sie in ein schönes Glas legen, das ich dann fein säuberlich verschließe und oben auf mein Bücherregal stelle, direkt neben das Bild mit meinen Freundinnen und mir.

Ich wünschte, ich könnte diese Momente anbinden, wie viele kleine Boote an einer Küste. Dann würde ich sie mit einem Seil an einem Pfahl befestigen, der dem Meer, egal wie stürmisch es auch wird, standhält und die Boote davon abhält, in der unendlichen Weite hinter dem Horizont verloren zu gehen.

Ich wünschte ich könnte diese Momente in eine Kiste sperren, und diese dann, zusammen mit Erinnerungen, Erfahrungen und Erwartungen, in eine noch größere Kiste legen. Dann würde ich die Kiste an einen geheimen Ort bringen, wo sie keiner findet, und die Schlüssel zu den Kisten hinter Gedanken verstecken, wo sonst niemand hin kommt, außer ich.

Ich wünschte ich könnte diese Momente festhalten, nur noch eine Sekunde länger, damit ich mich immer wieder so fühlen kann, wie ich mich damals gefühlt habe. 

Aber ich weiß, dass das nicht geht, jeder weiß das.
Man kann Momente nicht einfach behalten, im Gegenteil. Es scheint so, als würden sie einem nur noch mehr entgleiten, je stärker man versucht, sie festzuhalten.
Und wenn du es versuchst, wenn du während des Momentes die ganze Zeit traurig bist, dass er bald vorbei sein wird, dann hast du ihn nicht nur nicht festgehalten, sondern gar nicht erst richtig gehabt.

Vielleicht sollten wir gar nicht erst versuchen, Momente einzufangen und aufzubewahren für später.
Vielleicht sollten wir genau diesen einen Moment, diese eine Sekunde genau so wahrnehmen, wie sie gerade ist, ohne an Gestern oder Morgen zu denken.
Momente sind Momente. Sie sind da, und dann wieder weg. Und das ist okay. Denn das macht sie letztendlich so besonders.

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