Ein paar Kartentricks

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Aus der Hosentasche zieht Alex das Kartendeck, welches sie sich am Anfang im Jet geschnappt hatte weil sie dachte, dass sie länger durchhalten würde was das wach sein anbelangt. In aller Ruhe nimmt sie ein paar Karten und steckt den Rest wieder weg. "Wisst ihr, meine lieben... Das Kartenspiel ist ungefähr das Gleiche wie ein Krieg. Wer hat die guten Karten? Die Oberhand? Was kann man aus schlechten Karten machen? Ich spiele gern, das weiß der Pater, das weiß Alucard. Aber ich bezahle meine Wettschulden und meine Sünden, die ich damit begehe." Die blauhaarige nimmt eine Hand und dreht sie in ihrer Hand, während Renaldo ein wenig irritiert zu Anderson sieht, der nur abwinkt. "Man kann es schon eine Abhängigkeit nennen! Kartenspiele. Krieg. Die richtige Strategie. Wann kann ich mit was raus? Welche Strategie will ich meinem Gegner vorspielen und was kann ich auf meiner Hand aufbauen, bis ich den Tod bringe? Das Spiel endet? Der Krieg." 

Auch wenn es für den Erzbischof und auch alle anderen von Iskariot ein wenig verwirrend ist, ist es doch aufschlussreich. Man kann durch dieses leicht wirre Gerede erkennen, wie sie denkt. "Wie beim Poker sind die Chancen gestapelt. Entweder mit Chips oder mit Waffen. Eigentlich bin ich nie wirklich ein Spieler gewesen, aber für die aktuelle Situation würde ich mich gern an den Spieltisch setzen und meine Chips setzen. Wer gewinnt? Wer verliert? Wer stirbt und wer lebt weiter?" Sie hebt eine Karte hoch und zeigt sie ruhig lächelnd. "Man kann die Königin der Herzen sein, oder..." Die nächste Karte folgt. "Oder eben das Ass im Ärmel. Ein Bauernopfer, oder ein Trumpf. Je nach Spiel und je nach Kriegsart ist man unterschiedlich wert. Was bringt mir in Mau-Mau ein Ass? Oder im Watten ein Gras-König? Nichts. Richtiges Spiel, richtiger Trumpf. Oftmals ist es einfach nur eine teuflisch gute Tarnung, die einem zum Sieg verhilft. Mit jedem Zug und jeder Bewegung die man macht. "

Die ein oder andere Karte lässt sie über ihre Finger gleiten. Den ein oder anderen Kartenspielertrick kennt sie. "Das alles ist nichts anderes als ein Krieg, Renaldo." Dieser schüttelt leicht den Kopf. "Ein Krieg mit Karten. Ich habe dich für schlauer gehalten, Alexandra. Aber scheinbar hat Hellsing schon Schäden in deinen Gedankengängen hinterlassen.", erwidert er leicht enttäuscht und hört das Kichern. "Den Schaden hatte ich schon vor Hellsing. Hier wird mir nur gezeigt, wie ich diesen Schaden zu meinem Vorteil einsetzen kann! Und ja, Renaldo. Ein Krieg mit Karten. Selbst diese Pappdinger sind eine Waffe. Eine Waffe, die man nicht unterschätzen sollte." Was für eine verrückte Frau hat Pater Anderson da nur ins Boot geholt, um die Welt zu retten? Wie soll sie helfen? Ihr einziger Vorteil ist, dass sie mit Schrödinger verbunden ist!

"Renaldo, mein bester. Unterschätzt du mich gerade, weil ich eine Frau bin, aus einer anderen Dimension komme und mich ein wenig komplizierter ausdrücke als man es hier gewohnt ist?" Ihre Augen gehen zu einem Baum, keine drei Meter entfernt. "Alles ist eine Waffe. Deswegen bin ich effektiv. Karten... Worte... Schraubenzieher... Alles." Alex nimmt die Karte in einem speziellen Griff, holt aus und wirft. Schrödinger schluckt und schwebt näher zu Alucard. "Lasst sie gefälligst nie Karten spielen, wenn sie sauer ist!", zischt er ihm zu und der Urvampir nickt. Die Karte steckt im Baumstamm. Zufrieden nimmt die junge Frau die nächste Karte zwischen Zeige- und Mittelfinger und sieht zu Renaldo. "Alles, mein bester." Die Karte in ihrer Hand lässt sie schmunzeln. "Aber während Alucard und Anderson hier die Aushängeschilder sind, sind Schrödinger und ich wohl eher die Joker in der ganzen Geschichte." Mit diesen Worten dreht sie die Karte zu ihnen, die sich wohl in das falsche Deck verirrt hat! Aber jetzt mehr als nur perfekt passt. Ein breit grinsender Narr.

In aller Ruhe steckt sie die Karten wieder in die Tasche und verschränkt die Arme. "Vielleicht bin ich die, die am harmlosesten aussieht. Aber ich weiß, dass ich jetzt eigentlich jeden brechen kann. Falls sich der Herr nicht zeigt, werden nicht einmal Gebete helfen." Kurz denkt sie nach und zuckt mit den Schultern. "Wobei noch kein Gebet mich je davon abgehalten hat jemanden umzubringen."  Renaldo schnaubt entgeistert und verzieht leicht das Gesicht. "Die Fehler die du machst haben hier nichts zu suchen." Mit einem Mal fängt Schrödinger an zu lachen und dreht sich sogar auf den Kopf. "In der Kirche kann man-" Das Lachen bringt ihn zum pausieren. "Man kann nicht mit seinen Fehlern- Ach du heilige Scheiße!" Würde es gehen, würde ihm Alex jetzt eiskalt ein High-Five geben. Irgendwie hat er ja schon so ein wenig recht. "Ich war erst in der Beichte. War ein wunderbar erleichterndes Gefühl." Sie leckt sich über die Lippen und sieht schmunzelnd zum Pater, ehe sie wieder zu Renaldo sieht. "Aber wenn man seine Fehler versteckt, werden sie dich finden. Sie werden dich verbrennen, wenn du lebendig aus dem ganzen Mist wieder rauskriechen willst. Mach deine Fehler, gesteh sie dir ein und lern draus."

Aus dem Augenwinkel kann sie Schrödinger sehen, der neben sie schwebt. "Machst du gerade eine Ansage an die ach so heilige katholische Kirche? Hehe... Und das als Frau! Mutig, mutig." Yumiko und Heinkel sehen sich ein wenig skeptisch an. Hallo? Sie sind auch Frauen und sie haben eigentlich ein relativ gutes Leben hier drin. "Ich stelle Fakten klar, Schrödinger. Meine Männer wissen, wie sie damit umzugehen haben. Sie wissen, was abgeht. Das wirst du auch noch lernen müssen." Ihre Männer? Renaldos Augen werden erneut skeptisch schmal. "Liiert?" Anderson sieht zu Alucard. Dieser sieht zurück. Ich bin gespannt, wie das ganze ausgeht. ICH WILL ES NICHT WISSEN! Mit hochgezogenen Mundwinkeln wendet sich der schwarzhaarige der aktuellen Situation zu. "Durchaus, ist da was schlimmes dran?" Der Erzbischof schüttelt den Kopf. "Ein guter Katholik?" Jetzt braucht sie eine gute Antwort. Was ist diplomatisch genug? "Zu 50% auf jeden Fall." Nickend brummt Renaldo. "Gut! Das ist gut. Kennen wir den glücklichen?" Fuck, was soll sie jetzt darauf antworten? Scheiße. Scheiße! "Ehm... joa. Durchaus möglich. Aber wir sollten meine Beziehung nicht diskutieren, sondern beim Thema bleiben, nicht wahr? Wenn meine Fehler hier nichts zu suchen haben, hat es mein Beziehungsleben sicherlich auch nicht." Innerlich betet sie gerade um einen Themawechsel. Makube sieht zu Renaldo, dieser blickt zurück. Eventuell haben sie die gleichen Gedanken. 

Die drei A'sWhere stories live. Discover now