.01 - Der Umzug

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*Die Geschichte ist unbearbeitet*

„Papa, pass auf!", warnte ich meinen Vater, der fast meinen Umzugskarton fallen ließ. Zum Glück aber, reagierte mein Bruder rechtzeitig und hielt den Karton an der anderen Kartonseite fest. Puh, das war aber knapp! Schließlich befanden sich in dem Karton meine Deko-Vasen und andere Dekorationsstücke, die für meine neue Wohnung gedacht waren. Wir befanden uns mitten in einem Umzug.

Mein neues Zuhause wartete schon seit einigen Wochen auf mich, jedoch hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, um endlich dort einzuziehen. Ich hatte viel um die Ohren gehabt und musste mich zunächst einmal um mein Studium kümmern. Da ich nun einen ganzen Monat Vorlesungsfreie Zeit hatte, nutzte ich diese Gelegenheit und kümmerte mich um meine eigene Wohnung. Der Gedanke, eine Wohnung mit einer anderen Mitbewohnerin zu teilen, war mir unangenehm. Ich bestand auf meine Privatsphäre, deshalb entschloss ich alleine zu wohnen. Die letzten drei Wochenenden verbrachte ich damit, meine Wohnung anzustreichen, zu tapezieren und zu dekorieren.

Letzte Woche bekam ich von meiner Freundin, Cemre Karaböcek, mit der wir die gleiche Uni besuchten, mit, dass ihr Vater eine neue Kellnerin in seiner kleinen Bar suchte. Auf Grund der Tatsache, dass meine Wohnung zu kostspielig war, wollte ich meine Eltern mit einem kleinen Nebenjob unterstützten, schließlich konnte ich mich nicht immer bei finanziellen Angelegenheiten auf sie stürzen. Als ich ihnen davon erzählte, waren sie strikt dagegen, also beschloss ich, ohne dass es meine Eltern Bescheid wussten, einen kleinen Besuch in der Bar abzustatten.

Da ich ihm sympathisch erschien und eine Freundin seiner Tochter war, stellte Herr Karaböcek mich sofort ein und erklärte mir, dass ich erst in zwei Wochen mit der Arbeit anfangen könnte, da erst zu dieser Zeit Personalbedarf herrschte. Als ich am Abend meinem Vater diese Neuigkeit mitteilte, war er nicht allzu sehr beeindruckt davon.

Kizim, wie willst du arbeiten und gleichzeitig studieren? Reicht dir das Geld, das wir dir zur Verfügung stellen nicht aus?", fragte mich mein Vater mit einer gereizten Stimme. „Vater, außer mich gibt es noch Arda. Ihr habt schon so viel für mich getan. Lasst mich doch auch etwas für meine Zukunft tun. Ich möchte auf meinen eigenen Beinen stehen und mich neuen Herausforderungen stellen. Ich will euch nicht zur Last fallen."

„Asli! Du bist keine Last für uns, wir sind deine Eltern und es ist unsere Pflicht, dich zu unterstützen!"

Nach einer langen Diskussion gab er endgültig auf, denn er konnte sich nicht gegen mich durchsetzen. Er wusste, dass er mich damit nur unglücklich machen würde. Folglich würde er auch unglücklich werden. Natürlich wollte er das nicht. Dafür war ich ihm viel zu viel wichtig.

Mein Bruder, Arda, wurde erst kürzlich 17, aber trotzdem legte er viel Wert auf die „Bruderrolle" in der Familie und das obwohl ich drei Jahre älter als er war. Meine türkischen Wurzeln habe ich meinen Eltern zu verdanken. Zwischen zwei Kulturen, zwei Sprachen und zwei parallelen Welten aufzuwachsen, war manchmal gar nicht so einfach. Ich geriet öfters in innerliche Konflikte, aber versuchte soweit es geht, den besten Weg einzuschlagen.

Seit genau sechs Monaten besuchte ich die Kölner Universität. Davor hatte ich mein Abitur absolviert und bevor ich die Wohnung gefunden hatte, war ich jeden Tag mit dem Zug unterwegs, bis mein Vater mir ein Auto der Marke BMW im letzten Monat zum Geburtstag schenkte. Die Zugfahrt wurde ein Teil zu meinem Leben, aber zum Glück wurde dies nun zur Vergangenheit. Ab heute musste ich nicht mehr jeden verdammten Tag drei Stunden im Zug sitzen, sondern konnte ganz ruhig mit der Metro oder mit meinem Auto in die wirtschaftliche Fakultät fahren.

„Asli, komm her und hilf mit, statt wie eine Statue dort zu stehen. Schließlich ist es deine Wohnung und nicht meine!", rief mein Vater verärgert und schon befand ich mich wieder in der Realität. Ich lief zurück zum Auto und nahm einen der leichteren, letzten Kartons in die Hand und schleppte diesen ins Apartment. Das Apartment war riesig -zumindest in meinen Augen. Es hatte sieben Etagen und in der vierten Etage sollte ich nun wohnen. In diesen 55m² würde ich meine nächsten Jahre verbringen. Ob ich mich freute? Und wie! Immerhin stand eine neue Zukunft vor mir... Und das ohne meine Eltern. Nun musste ich lernen, allein auf meinen eigenen Beinen stehen. Nun war ich reifer geworden und die Zeit für ein neues Leben war gekommen. Mit diesen Gedanken stieg ich die Treppen hoch und stellte den Karton in meinem zukünftigen Zimmer ab.

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now