.44 - Das Derby Spiel Teil 2

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Die vier Monate zum Spiel kamen schneller, als gedacht. Jeden Morgen bis zum Spieltag schrieb mir Yigit eine Mitteilung und heute lautete die berühmte Nachricht: „Noch genau 24 Stunden bis zum Sieg!"
Jeden Morgen kränkten wir uns und diskutierten am Telefon in den Mittagspausen auf welcher Tribünenseite wir uns hinsetzten würden.
Mein Blau-Gelb blieb starrköpfig, doch ich starrköpfiger.

Die Sonne hing heute ganz oben im Himmel und strahlte auf meine nackte Arme eine wohlfühlende Wärme. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, als mich einige Geschreie aus meinem alltäglichen Traum erweckten.

„Du hast mich mit meiner besten Freundin betrogen! Betrogen!", schrie das Mädchen weinend und schluchzte schwer. Ich blickte in die Richtung und sah ein Pärchen im Park, die sich gegenseitig anschrien und keine liebevollen Sätze aussprachen. Mein Brustkorb hielt inne und für einen Moment versuchte ich mich in die Lage des Mädchens einzusetzen und mitzufühlen. Sie schlug ihm wild auf die Brust, der Junge zuckte nicht ein einziges Mal. Er ließ alles auf sich zu kommen.

„Und wie war es unter ihrem Körper zu liegen?! Erzähl doch!", schrie sie aus ihrem Leib und sachte niedergeschlagen auf die Wiese. „Wieso?", fragte sie ihn. Er ging auf die Hocke und nahm ihr Gesicht in seine Hände.

„Ich- ich habe dich nie geliebt, Sevda. Tut mir leid", sprach er seine Verteidigung harmlos aus, als wäre es normalste auf der Welt.

Sie verlor sich im schweren Gewimmer, als er sich auf die Beine stellte und mit langsamen Schritten aus dem Park heraus ging. Sein Blick ruhte auf mir, als er mich entdeckte.

Yusuf, kam mir in den Sinn, als ich mir sein Profil genauer analysierte. Yusuf, Yigits ehemaliger Klassenkamerad. Voller Energie überladen stampfte ich in seine Richtung und in der nächsten Sekunde haftete meine Hand auf seiner linken Wange. Er gab kein Laut von sich, sondern lief an mir vorbei.

Jede einzelne Träne die von ihren Augen kamen, würde eines Tages ihr Urteil bekommen. Jede einzelne Träne. Ich nahm sie in meine Arme und streichelte sanft über ihren Rücken.

Nach einiger Zeit stand sie ohne mich zu betrachten auf und lief in die Unendlichkeit fort.

Meine Laune war im Keller, als ich meine Wohnung erreichte und mich nachdenklich auf die Couch warf. Wieso war man mit einer Person zusammen, die man gar nicht liebte? Wo war der Sinn? War es nun zur Mode geworden, das Herz seiner Partnerin zu brechen? Um zusehen können, wie die Person lebendig ins trockene Erdreich begraben wurde? Vielleicht war es für ihn die Erlösung, aber für das Mädchen der Tod selbst.

„Rot-Gelb", rief einer mich. Ich wischte die Tränen, die willkürlich entstanden waren weg und begab mich in die Küche, wo ich auf meinem Balkon mein Blau-Gelb entdeckte.

„Haben wir die Saison eröffnet?", fragte ich ihn mit einem kurzen Lächeln, öffnete meine Balkontür ganz und warf meine Arme um seinen geborgenen Körper.„Anscheinend", sagte er belustigt und hob meinen Körper, sodass nur meine Zehenspitze die Fliesen berühren konnten.

„Du hast mich aber sehr vermisst", merkte er an und drückte einen Kuss auf meine Schläfe. „Ich liebe dich, das weißt du doch oder?", fragte ich ihn unsicher und löste mich von ihm. „Natürlich weiß ich das, aber ich liebe dich mehr." Wieder warf ich meine Arme um seinen Nacken und weinte leise.

„Ist etwas passiert?", fragte er behutsam. „Erinnerst du dich an deinen Freund Yusuf?", stellte ich ihm die Frage, ohne in seine tigerbraune Augen zu blicken. „Ja." „Ich möchte nicht, dass du mit ihm befreundet bist." „Hat das einen plausiblen Grund?" „Er hat seine Freundin betrogen. Ich habe eben zugesehen, wie zertrümmert das Mädchen im Park geweint hat und er einfach die Route gezogen hat. Ich möchte nicht, dass er dich schlecht beeinflusst." Er zog mich zurück und legte seine beschützenden Hände um mein Gesicht.

Nicht ohne dichKde žijí příběhy. Začni objevovat