.33 - Holzkopf

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Ein mulmiges Gefühl stieg in mir hoch.

„Ich glaube ich störe gerade. Wäre sicherlich besser angebracht, wenn ich zu einem anderen Zeitpunkt kommen würde."

„Nein, komm doch rein", bat Yigit und Umuts Augen begutachteten mich. „Ich gehe dann lieber", sprach ich leise, kaum hörbar. Und ich mummte in eine Unsicherheit ein.

„Wieso, bleib doch", meinte Yigit und umfasste grob meinen Oberarm. Mein Blick erfror an der Stelle, denn wir standen hier nicht alleine. Genauso inhaftierten sich Umuts Blick an meinem Arm.

„Ich muss noch einige Zeichnungen aufmalen", informierte ich ihn und löste mich von seinem leichten Griff. Die Situation, die hier gerade herrschte, war zu fatal. Zu ungemütlich und zu unerwartet. Obwohl... Hatte Yigit seinem Freund, Umut, von uns nichts erzählt?

Yigits ausdrucksloses Gesicht, das mir keineswegs weiterhalf, brachte mich mehr zum Überlegen. „Viel Spaß noch", murmelte ich unverständlich, nachdem ich meine Sachen gepackt hatte und aus der Wohnung leise hinüber in meine flanierte. Ich spürte deutlich die Blicke von Yigit und Umut hinter meinem Rücken, als ich meine eigene Haustür öffnete. Zwanghaft lächelte ich sie noch mal an, ehe ich die Tür schloss und mich ins Wohnzimmer warf.

In dieser Nacht schlief ich unruhig, denn in meinen Gedanken setzte ich mich Bulut aus, wie er mit der Tatsache umgehen würde. Ich musste es in kürzester Zeit Cemre erzählen, sonst würde ich platzen! Ein Handyvibrieren, weckte mich aus den Gedanken und in der schwarzen Nacht nahm ich mein Handy in meine Hand.

„Wenn du noch wach bist, komm auf den Balkon, falls du diese Nachricht erst morgen früh lesen solltest: Ich hoffe du träumst viel von mir", hatte Yigit mir geschrieben. Ein Lächeln umzingelte meine Lippen und ich stand von meinem Bett auf. Schlenderte mit meinen langen Pyjama durch den Flur, durch die Küche hinaus auf den Balkon.

Yigit stand da, beide Hände in den Hosentaschen und seine Blicke huschten direkt zu mir rüber, als er mich entdeckte.

Er trat an meinem Balkon näher an und wollte schon drüber klettern, als ich ihn bei seinem Verfahren stoppte und ihn von seinen Schultern nach hinten drückte.

„Ist was?", fragte er und schaute mich mit gerunzelter Stirn an. Seine Augenbrauen hatte er in die Stirn gelegt, sodass sich einige gerade Falten an der Stelle gebildet hatten.

„Nein, ich möchte mich nur zum Schlafen hinlegen", ging ich lächelnd auf seine Frage ein. „Ach so, dann halte ich es kurz", meinte er und unerwartet von seiner Reaktion, zog er meinen Kopf näher in seine Richtung, und mein Körper wurde am Balkon sichtlich zusammengepresst. Die kleine Lücke zwischen uns, die unsere Balkone trennten, kam mir kilometerweit vor, sodass ich mich wie eine Giraffe langstrecken musste.

In dem Moment überfiel er mich mit sämtlichen Küssen auf meinem Gesicht. Er küsste mich grob, sicherlich verfluchte er unsere Lage, denn er konnte mich nicht richtig in seine Arme nehmen. Ich genoss seine Küsse, die er auf jede Gesichtspartie verteilte. Jede einzelne. Ein letztes Mal schaute er in meine Augen, ehe er seine schloss und sehnsüchtig seine Lippen auf meine legte. In mir entfachte ein loderndes Feuer, das so heiß war, dass ich wie flüssiges Lava schmolz.

Als wir uns von dem kurzen Kuss lösten, fing er mein Gesicht fester in seinen Händen auf und legte behutsam seine Stirn an meine.

„Ich werde warten. Nun geh schlafen", sprach er außer Atem aus.

Er würde warten... Auf die drei besondere Worte? Die ich noch nicht über die Lippen gebracht hatte?

„Gute Nacht, geh nun rein. Sonst wirst du dich noch erkälten", flüsterte er mir zu und zog seine Hände zurück.

Nicht ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt