.29 - Yigit hatte Recht

28K 932 272
                                    

‚Geistig gestörtes Mädchen', hallte Umuts Stimme in meinem Kopf. Immer wieder. Meine Laune hatte den Tiefpunkt erreicht und ich schaute erschüttert Yigit an, der ebenfalls von dem Gesagten geschlagen wurde und seine Miene Fassungslosigkeit zum Ausdruck brachte.

„Du kannst meine Rolle übernehmen Yigit, ich dulde keine Sekunde mehr mit diesem Wesen", meinte Umut und schon stauten sich die Tränen in meinen Augen.

Umut lief an Yigit vorbei, während Yigit ohne Umut Beachtung zu schenken, mit großen Schritten auf mich zukam. „Asli, es ist nicht so wie du es denkst", versuchte er sehr vorsichtig und zurückhaltend zu erklären. Verzweifelt hob ich meine beiden Hände hoch, um etwas zu sagen, aber meine Enttäuschung ließ es nicht zu. Cemre kam angerannt zu mir und stellte sich ganz nah zu mir. „Asli", nahm sie sehr sorgsam meinen Namen in ihren Mund und schaute mich bemitleidend an. Wütend packte ich meine Sachen zusammen und verließ den Theatersaal.

„Asli, warte!", rief Yigit hinter meinem Rücken und umklammerte in der nächsten Sekunde mit einem festen Griff meinen Arm.

„Lass mich los!", warf ich ihm vor und versuchte aus seinem Griff zu entkommen.

„Es ist wirklich nicht so, wie du es dir vorstellst!", versuchte er mir zu erklären, wobei seine Augen in meine durchdrangen.

„Wie stelle ich mir das denn vor?!", fragte ich entsetzt nach, und bemühte meinen innerlichen Schmerz zu unterdrücken. Den Schmerz, der sich schwer in meinem Brustkorb anfühlte, als hätte man auf meinem Herz einen tonnenschweren Stein gelegt und mein Herz gnadenlos dagegen wimmerte.

„Es ist ein Missverständnis."

„Was ist daran bitte ein Missverständnis?!" Mein Inneres bebte, kochte vor Wut.

„Ich habe das nicht gesagt, weil ich schlecht über dich denke."

„Warum dann? Sag es doch, warum dann?" Er verstummte und brachte kein einziges Wort er über seine Lippen. Nach schweigsamen Sekunden unterbrach ich diese und sagte letztendlich:

„Siehst du es ist wohl so."

Mit hastigen großen Schritten erreichte ich mein Auto, stieg ohne einen Blick nach hinten zu würdigen, ein und verließ enttäuscht den Parkplatz. Yigit kickte ein Steinchen, der auf seinem Weg lag, in die Ecke und ging mit einer angespannten Körperhaltung ins Gebäude zurück.

Asli, es ist nicht so wie du es dir denkst.' Wie war das denn zu verstehen? Und wieso verdammt, schwebte seine Stimme in meinem Kopf? In meinen Gedanken? Jemand drückte andauernd auf die Replay-Taste und die Aussage wurde ohne eine Unterbrechung wiederholt.

Geistig gestörtes Mädchen.' Ich fasste es nicht.

Während der Autofahrt kullerte eine warme, einzige Träne über meine Wange herunter und plumpste auf mein weißes T-Shirt. Eine einzige Träne, die aufgrund Yigits entstanden war. Der einzige Tropfen widerspiegelte nichts Weiteres als die Enttäuschung.  

Meine Gefühle mischten sich mit dem Wetter, das einerseits mit warmen Sonnenstrahlen bestrahlt wurde, anderseits mit einem kühlen Wind entgegen kam.

Ein Mischmasch von allem. So wie meine Gefühle.

Mit etlichen Gedanken überhäuft, schaltete ich meinen Motor aus und ließ einen Seufzer heraus. Umuts Stimme schwirrte um meinen Kopf herum und der Anblick auf den sprachlosen genauso überraschten Yigit erschien mir vor den Augen. Weshalb sollte er so etwas über mich gesagt haben? Wieso hatte er schlecht über mich geredet? Was für ein Problem hatte er mit mir? Wieso, fragte ich mich selbst und stieg vom Auto aus. Die kalte Brise kam mir entgegen und es breitete sich eine Gänsehaut auf meinen ganzen Körper aus.

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now