.25 - Arda

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Mr. Arschloch hielt mit meinem Blick Halt und zuckte nicht ein einziges Mal seine Wimpern.

„Die hatte noch gefehlt", hörte ich ihn genervt sagen, als wir beide die Bühne erreicht hatten. „Wie bitte?", fragte ich nach, um ihn noch mal deutlich zu verstehen.

„Schon okay", meinte er nur und stand von seinem Fleck auf. Cemre und ich schauten uns verwundert an. Wir liefen um die Bühne herum, die fünf Treppen hoch zum Theaterleiter und zu den all anderen, die aufmerksam dem Leiter am Zuhören waren.

„Also, wir werden ein Theaterstück von Shakespeare Much ado about nothing vorführen. Vielleicht kennen es einige von euch oder auch nicht. Da hinten liegen lose, freie Blätter, bitte nimmt sie mit und schreibt am besten die Rolle auf, die ihr gerne spielen würdet. Außerdem liegt da noch eine Liste, welche Charaktere zu spielen gibt und eine Inhaltsangabe von dem Stück. Ich werde die Blätter einsammeln und die Rollen nach Loseverfahren verteilen. Da wir heute Donnerstag haben, denke ich, dass wir uns erst am Montag, wieder um dieselbe Uhrzeit sehen werden", bekam ich zu hören und studierte die verschiedenen Gesichter der anderen Studenten aus. Cemre zog mich am Arm zum hinteren Tisch, als der Leiter zu Ende gesprochen hatte. Viele verschiedene Charaktere bekam ich auf der Liste zusehen. Ich überflog schnell die Inhaltsangabe, schnappte mir ein Blatt in die Hand und schrieb eine Rolle, die ich vom Namen her sympathisch fand, auf.

„Und wen hast du aufgeschrieben?", fragte mich Cemre kichernd hinter meinen Rücken. „Geheim, geheim. Siehst du dann am Montag, falls er mich für die Rolle nehmen würde. Sag Mal was suchen eigentlich diese fünf Banditen hier? Und seit wann haben sie Interesse fürs Schauspiel?", fragte ich Cemre und deutete mit meinen Augen auf die Jungstruppe hin. Yigit, darunter auch der Angeber, Umut, und ihre weiteren, drei Freunde standen in der Ecke desinteressiert und stumm.

„Weiß ich ehrlich gesagt nicht und ich könnte mir echt schlecht vorstellen, dass Yigit freiwillig an einem Theaterstück mitmachen würde oder es könnte auch sein, dass in der letzten Nacht ein harter Brocken auf sein Kopf gefallen ist und er auf einmal ein großes Interesse fürs Schauspielen entdeckt hat."

Yigit und schauspielern, war und könnte einer der schlechtesten Kombinationen sein. Der Theaterleiter, der höchstwahrscheinlich mindestens fünfzehn Jahre älter als ich war, lief auf die Truppe zu und klatschte mit seinen Händen.

„Habt ihr euch denn für eine Rolle eingetragen?", stellte er die Frage an die Truppe. Sie schüttelten lustlos die Köpfe und aus meinem Blickwinkel sah ich, wie Yigit müde, genervt gähnte. „Dann los, tragt euch ein oder sonst entscheide ich, welche Rollen für euch am besten passen würde."

„Können Sie gerne machen, wenn wir jetzt gehen dürften", ertönte Yigits Stimme sauer. Er war wütend, aber warum? Und auf wen? Ohne noch einen Blick nach hinten zu werfen, sprang er von der Bühne runter und lief zwischen den Zuschauersitzen, hoch zum Ausgang. Umut und die restlichen liefen stumm hintereinander.

Das wird gar nicht gut enden', flüsterte eine Stimme leise in mir zu.

„Gut, wenn sich jeder eingetragen hat, dürft ihr gehen. Die weiteren Informationen werde ich euch am Montag vermitteln", sprach er uns an und wendete sich wieder mit seinem Kopf in unsere Richtung. Ich empfand die Situation mehr als merkwürdig.

Cemre und ich liefen, nachdem wir uns kurz den anderen Studenten vorgestellt hatten, raus zur U-Bahn Station. Die Abenddämmerung rückte näher und die Sonne ging langsam allmählich unter. Auf der Straße erblickte ich Kaans Auto, aber er selbst war nirgendwo zu entdecken.

„Ist das nicht Kaans Auto?", fragte ich Cemre. Sie schaute sich um und nickte eifrig, „und wo ist er selbst?", stellte ich noch eine weitere Frage, die von einer bekannten Stimme beantwortet wurde: „Hier."

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now