.31 - Stürmisches Gewitter

27.8K 1.1K 253
                                    

Entrüstet, von der Wahrheit in die Tiefe geschlagen, erreichte ich meine Tür und lief hinein. Ich schmiss wütend meine Tasche in die eine Ecke des Flurs und latschte ins Badezimmer, klatschte mir das eiskalte Wasser ins Gesicht, aber die Wahrheit konnte nicht mal das reine Wasser wegwischen, denn seine Worte waren wie ein fester Schlag ins Gesicht, dass Spuren hinterließ.

Mein Herz hämmerte vor Wut, vor Enttäuschung. Das könnte er doch wirklich nicht bringen. Nicht doch zwei Wochen vor der großen Aufführung... Woher sollten wir eine andere Person finden, die die Rolle Benedick ersetzte?

Ruhe. Ich bräuchte Ruhe, um mich mit der Tatsache abzufinden. Weshalb entschied sich dieser Idiot kurz davor abzuspringen? Hätte er es doch von Anfang an gemacht!

Sauer öffnete ich meine Balkontür und entdeckte ihn relaxed auf seinem Stuhl, wie er von dem Schlauch Shisha in sich hinein zog. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders, denn seine Blicke wanderten über den Rhein entlang.

„Sag mal spinnst du?!", schrie ich ihn an und trat neben den Balkonstangen auf. „Nein, warum sollte ich das", antwortete er ganz ruhig. ‚Die Ruhe in Person', dachte ich ironisch und stampfte mit meinem rechten Bein auf dem Beton.

„Siehe mich an, wenn ich mit dir rede!"

„Nö."

Er provozierte mich, er machte das sicherlich mit Absicht! Aber wozu?! Ich lief zurück in die Wohnung, ins Badezimmer, füllte ein Eimer mit eiskaltem Wasser und trat wieder auf dem Balkon auf. „Siehe mich an!", orderte ich ihn an. Er atmete gerade den Rauch aus, als ich den Eimer hochhielt und das kalte Wasser auf ihn schüttelte. Sein Verstand schien zugefroren zu sein, denn er blieb festgesteinert auf seinem Fleck stehen, schüttelte kräftig seine Haare hin und her und die Wassertropfen verteilten sich auf seinem Fußboden. Nun stand er auf, schlug wütend den Stuhl zur Seite und kam auf mich zu.

„WAS?", donnerte er. In dem Moment verschluckte ich meine Zunge und mein Selbstbewusstsein verließ mich auf der einsamen Wüste.

„Du kannst nicht einfach aus dem Theaterstück abspringen! Wir haben eine Vorführung! Und das in der übernächsten Woche!"

„Oh doch und wie ich es kann! Warst du am Schlafen, als ich den einzigartigen Auftritt vorgeführt hatte?! Sieh es endlich ein, ich mache bei dieser Scheiße nicht mehr mit!"

„Das kannst du aber nicht machen! Woher sollen wir in diesen zwei Wochen eine andere Person finden?! Reg mich nicht auf!"

„Asli!", warnte er mich und hielt mir seinen Zeigefinger zu. „Verschwinde! Ich wollte von Anfang an nicht mitmachen!", erklärte er mir wutbetäubt.

„Ach, und wieso hast du doch mitgemacht?! Dann hättest du dir doch eine andere Rolle aussuchen können! Sollen wir nur deinetwegen, auf Grund der Tatsache, dass du keine Verantwortung tragen kannst, die ganze Vorführung streichen? Die ganzen Kosten, die wir investiert haben? Zuschauer, die ihre Tickets für die Show schon bezahlt haben. Was sollen die machen? Nur deinetwegen lasse ich die Vorführung nicht streichen. Hörst du mich?"

Mein Inneres bebte, eine Rakete, die sich auf ihren Start konzentrierte und kurz vor dem Durchbruch war.

„Weil ich es musste. Verdammt noch Mal! Wer würde schon freiwillig bei einem Theaterstück mitmachen? Sehe ich etwa so aus? Nein! Ich habe meine Rolle nicht ausgesucht, sie wurde verteilt, durch namens Herrn Frank, heule dich bei ihm aus! Es ist mir egal, wie ihr das organisieren werdet, aber ich werde definitiv nicht auftreten!", warf er mir vor und schloss für einen Moment seine Augen zu. Er verinnerlichte seine Worte und ging genervt mit seiner Hand durch seine Haare.

„Und warum musstest du es?", fragte ich diesmal etwas zurückhaltender.

„Weil ich es eben musste! Dafür gibt's keine Erklärung, und wenn, es geht dich nichts an..."

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now