.38 - Metallgeschmack Teil 2

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Stürmisch legte er seine weichen Lippen auf meine und wir verloren uns in einem Zungenkuss. Keiner bekam genug und die Raumlufttemperatur um uns herum stieg drastisch. An diesem kalten Novembertag entfachten sich zig Schmetterlinge um uns herum und verdeckten die Kälte. Sie schmetterten mit ihren Flügen, während wir uns ineinander verloren. Erlöst von dem langen Kuss, neigte er kurz seinen Kopf nach hinten und legte anschließend seine Stirn an meine.

„Du bist wahnsinnig", hauchte er schweratmend.

„Du bist der Wahnsinn", kicherte ich, wie ein kleines Mädchen. „Nein, nein", widersprach er und biss mich auf die Unterlippe. „Deine Lippen schmecken nach Honigmelone", informierte er mich.

„Und deine Lippen nach geschmolzener Schokolade." „Dein Geschmack ist nicht schlecht." „Oder du bist nicht schlecht", sagte ich lachend und gab ihm einen flüchtigen Kuss, ehe ich mich langsam aufhob und Yigits Körper automatisch mit hoch ging. „Nun, aber sollte ich nach Hause."

„Asli, wir werden ab sofort jeden Abend in den Keller gehen, bis deine Angst für immer vergeht", kündigte er an und für eine kurze Zeit, erschwerte mir mein Herz das Atmen. „Je-den Tag?" „Jeden Tag", sagte er selbstbewusst und half mir auf die Beine.

‚Jeden Tag', hallte im Hinterkopf Yigits Stimme, als ich gerade dabei war meine Tasche für morgen zu packen und die nötigen Skripte sortierte. Würde ich die Angst für immer besiege können? Ich glaubte nicht an mich, aber Yigit sprach das Gegenteil, er glaubte an mich. Von Tag zu Tag verging die Angst wirklich, es war nur die Frage der Zeit. Bei jedem abgeschlossenem Tag schenkte er mir einen Kinder-Überraschungsei. Von der Autopsie bekamen wir mit, dass der Opa schon seit vier Tagen tot in seiner Wohnung war und an einem Herzinfarkt verstorben war.

Als ich eines Tages vom Auto ausstieg und mich in die Richtung des Universitätsgebäudes bewegte, tauchte urplötzlich Bulut vor mir auf und meine Zeichnungsmappe fiel auf den Boden, auf Grund des Schocks ihn erneut so nah zu sehen. „Bu-lut", sprach ich etwas schüchtern seinen Namen aus.

 „Asli", begrüßte er mich und lief auf mich zu. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, wie ich zu handeln hätte. Normalerweise umarmte ich ihn, aber nun wusste ich, dass er verliebt in mich war und eine gewisse Distanz hatte sich in derzeit zwischen uns gebildet. „Darf ich dich umarmen?", fragte er mich, als hätte er gerade meine Gedanken gelesen. „J-a", antwortete ich und öffnete langsam meine Arme. Bulut legte mit aller Vorsicht seine Arme um meinen Körper und ich bemerkte, wie er den Duft meiner Haare einatmete. Die wöchentliche Sehnsucht wurde unter einer Umarmung freigesprochen. Wie sehr ich ihn doch vermisst hatte... Eine Freudenträne bildete sich ungewollt und spazierte meiner Wange entlang. Allmählich löste sich Bulut von mir und drückte mich wieder zu sich. Auch er hatte mich vermisst. Sehr sogar. „Wie geht es dir?", fragte er mit Rücksicht und wich ein Schritt zurück. Er sah ausgeruht aus und strahlte wieder. Ganz der Alte. „Ganz gut und dir?" Ich kam mir wie zwei Fremde vor, obwohl wir beste Freunde waren. Es immer noch sind? „Auch gut, hast du Zeit?" Ja, ich hätte Zeit... Beziehungsweise ich musste mir etwas Zeit borgen. „Ja, habe ich", antwortete ich trotz dessen und meine Mundwinkel hoben sich an. „Sollen wir ins Café?" „Ja", bekam er meine Antwort zu hören und langsam bewegten wir uns zu seinem Auto. Er wartete erst, dass ich einstieg und setzte sich anschließend auch in den Wagen.

Die Fahrt verlief sehr still. Im Hintergrund lief das Radio und Buluts Augen waren nur auf die Straße gerichtet. „Wie war dein Kurzurlaub", fragte ich ihn und unterbrach somit die Stille. „Ganz schön. Hatte viel Zeit zum Nachdenken", äußerte er sich kurz zu seinem Urlaub und schaute für einen Augenblick in meine Augen. War er verliebt in mich? Wie sahen rosarote Brillen aus? Und wieder umhüllte uns die Stille. Im Café angekommen, setzten wir uns nicht wie üblich auf unsere Stammplätze, sondern Bulut lief auf einen anderen Platz. Ich zuckte gleichgültig mit meinen Schultern und folgte ihm bei seinen Schritten. Ein Thema nach der anderen wurde eröffnet und langsam fühlte ich mich wieder in seiner Umgebung wohl. Ab und zu lachte ich sogar und ich konnte das Leuchten seiner meeresblauen Augen auch erkennen. Er schien ganz der Alte zu sein, aber trotzdem mit einer gewissen Distanz. „Bulut, stimmt es, dass du in mich verliebt bist?", plapperte ich auf einmal und Bulut verschluckte sich an seinem Kaffee. Er musste schwer husten und klopfte sich selbst auf die Brust. „Wie-wie kommst du denn darauf?" Seine Augen schienen ertappt zu sein. „Ob du mich liebst, nicht auf der freundschaftlichen Ebene, sondern eine höher", führte ich fort und legte meine Tasse zur Seite.

Nicht ohne dichOù les histoires vivent. Découvrez maintenant