.17 - Club Havanna

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Der Tag wollte einfach nicht enden. Immer wieder schaute ich auf die Uhr, die bei mir im Wohnzimmer auf der einen Wandseite hing und mir kam das Warten wie Jahre vor.

Ich wollte doch nichts anderes, als nur Bulut um Punkt zwölf Uhr zu gratulieren und dann mich schlafen hinlegen. Die Sekunden verstrichen wie Minuten, die Minuten wie Stunden und die Stunden wie Tage.

In der Zeit hatte ich meinen Thriller zu Ende gelesen und hatte diesmal zur Abwechslung einen Liebesroman begonnen. Mein Handywecker klingelte und ich bemerkte, dass ich eingedöst war, da ich aber sicherheitshalber einen Wecker eingestellt hatte, wurde ich wieder hellwach und rief auf der Stelle das Geburtstagskind an.

„Asli?", ertönte Buluts verschlafene Stimme, „Herzlichen Glückwunsch mein lieber Bulut. Nun bist du ein Jahr älter. Na, wie ist es so 21 Jahre alt zu sein? Wünsche dir viel Erfolg und Segen. Und natürlich vom tiefsten Herzen, dass unsere Freundschaft nie endet", sprach ich in das Telefon und lief durch die ganze Wohnung, während ich mit ihm plauderte. Er freute sich riesig, dass ich ihn angerufen hatte und bat mich nun ins Bett zu hüpfen, um den voranstehenden Tag gut zu überstehen.

Der neue Tag hatte bereits gut angefangen - mit den Anrufen von meinem Vater.

„Ja, Papa. Ich werde auf mich aufpassen, keine Sorge. ... Ich liebe dich auch Papa. Tschü-üss."

Nach einem ausgiebigen Frühstück und meinem morgenstündlichen Kaffee legte ich mich ans Werk. Zuerst zog ich mich bis auf meine Lingerie aus und zog mir darüber meinen schwarzen, dünnen Kimono, der aus Seide angefertigt war und mir bis zu den Knien reichte, an.

Da ich die Zeit aller Welt hatte, nutzte ich auch diese und führte jeden Schritt ausführlich fort.

Von Foundation bis auf Puder, vom Augen-Make-Up bis auf Rouge. Jede einzelne Gesichtspartie schmückte ich achtsam, weder bemalt noch mit Farben zugekleistert, sondern mit zarten und weichen Nuancen aus.

Nach ein Drittel der Arbeit lief ich mit einer neuen, heißgekochten Tasse Kaffee, der mir reichliche Energie schenken sollte, barfuß auf den Balkon.

Asli, du musst dir noch deine Zehennägel lackieren!', erkannte ich, dabei stützte ich mich mit einer Hand an der Balkonstange ab und trank noch Mal einen Schluck von dem Kaffee, während ich den Sonnenuntergang beobachtete.

Wie sehr ich Sonnenuntergänge liebte. Einen entspannten Seufzer ließ ich raus und blickte nach links, wo ich auf einmal Yigit im Augenwinkel zu sehen bekam. Er hatte nur eine dunkelblaue Jeans an, über die Hose war der Bund seiner Calvin Klein Boxershorts zu erblicken. Mit der Stirn hatte er seinen Kopf an die Stange angelehnt und die Augen hielt er geschlossen, gleichzeitig hatten seine beiden Hände die Stange fest umrandet. Weshalb sah er so nachdenklich, aber auch überfordert aus? Als hätte er meine Anwesenheit gespürt, hob er seinen Kopf abrupt hoch und starrte mich erst finster, dann mit weichen Gesichtszügen an.

Bei seinem Lächeln schmolz ich förmlich hin und ergriff die Tasse fester, um meine Nervosität zu unterdrücken.

„Bist du heute auf der Jagd?", fragte er mich und hob eine Augenbraue hoch. Sein Grinsen wurde breiter und kam mit einem Schritt näher an meinem Balkon ran.

„Wie- wie meinst du das mit der Jagd?", stemmte ich die Wörter zusammen.

„Na, wie viele Männer du heute verführen wirst", antwortete er, dabei strich er mit seinem Zeigefinger über seinen drei Tage Bart. „Was für ein-"

„Was für einen lieben, attraktiven, aber auch arroganten Nachbar du hast? Stimmt, da gebe ich dir ausnahmsweise Recht", erbrachte er mein Statement zu Ende und schaute mich provokant an.

Nicht ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt