.21 - Ein Jemand

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Yigit schaute mich an. Ich schaute ihn an. Er stand allmählich auf und schlenderte locker zur Haustür. Der Gedanke, dass Bulut es sein könnte, fraß mich innerlich auf. Allein der Name löste etliche Feuerflammen in mir aus. Ich war sauer auf ihn, auf ihn und auf den Rest. Und auf mich.

Als ich die Tür, nach einer Endlichkeit, auch erreicht hatte, versteckte ich mich zurückhaltend hinter Yigits Rücken, der mich hinter ihm erst einmal kaum wahrnahm. Erst als er die Tür geschwind öffnete, über meinen Fuß stolperte, nahm er mich endlich in seiner Umgebung wahr. Aus seinen Augen funkelte der Bösewicht heraus. Unschuldig zuckte ich mit meinen Schultern und lächelte ihn warmherzig an.

Er blieb kalt und drehte sich mit dem Kopf wieder in die andere Richtung, wo auf dem Fleck nun ein alter, süßer, kleiner Mann mit einer runden Brille stand und seine Hand in seine Jeanstasche steckte. Das Rascheln konnte ich zunächst einmal nicht zuordnen, aber als er seine Hand wieder rausstreckte und aus dem Schlüsselbund nach einem bestimmten Schlüssel suchte, machte es auch in meinem Gehirn einen Klick.

„Herr Kayaoglu, Sie hatten Glück, dass ich einen Ersatzschlüssel für die neue Wohnung habe. Ich habe diesen hier vorgestern von dem Vermieter bekommen", sprach dieser Mann in einer rauer Stimmlage und überreichte Yigit einen von den tausend Schlüssel.

„Danke Ihnen Hausmeister und tut mir Leid, dass ich Sie an Ihrem freien Tag gestört habe, aber leider konnte ich diese nervige Dame hier nicht länger aushalten. Ich muss sie einfach loswerden, sonst drehe ich bald in meiner eigenen Wohnung durch", meinte Yigit und benahm sich, als ob ich Luft wäre. Ich zwickte ihn an der Seite, um ihm zu erinnern, dass ich hier, neben ihm stand. Er zuckte ganz leicht am ganzen Körper und nahm mich wieder in Betracht. „Die kleine Dame wollte sich bei Ihnen auch persönlich herzlich bedanken", führte er fort und trat einen Schritt zur Seite.

„Äh-m, danke Ihnen Hausmeister, ohne Sie wäre ich wirklich verloren oder ich hätte als Mörderin geendet, wenn Sie mich nicht aus dieser Qual gerettet hätten", plapperte ich leicht überfordert einige vernünftige Sätze und warf Yigit einen trotzigen Blick zu. Er grinste frech und schlug mir auf den Kopf.

„Sag Mal geht's dir gut oder soll der Hausmeister einen Notarzt herholen?!", fragte ich ihn und zwickte ihn diesmal an seinen Bizeps.

„Ich nehme an, dass hiermit mein Job erledigt ist. Und freut mich, dass ich somit die neue Mieterin auch kennenlernen konnte. Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Auf Wiedersehen."

„Auf Wiedersehen", sagten wir beide gleichzeitig und hielten uns mit den Blicken stand, jedoch unterbrach ich diese kurze, aber langwirkende Stille und trat einen Schritt außerhalb der Wohnung heraus. Als der Hausmeister im Treppenhaus nicht mehr zu sehen war, wollte ich wieder in die Wohnung hineintreten, aber Yigit schloss die Tür auf mein Gesicht zu.

„Yig-it", flüsterte ich seinen Namen und klopfte wild an der Tür. „Yig-it", wiederholte ich, aber eine Reaktion von ihm war nicht zu sehen. Ich begann ununterbrochen zu klingeln. „Dir macht es echt Spaß mich zu blamieren oder?!", fluchte ich vor der Tür und schlug mit meiner kleinen Faust auf die Tür.

Langsam gab ich die Hoffnung auf und schränkte genervt meine Arme vor meiner Brust. ‚Warte nur ab!', dachte ich und begann zu überlegen, was für eine Rache ich von ihm nehmen könnte. Eine Tür wurde laut vom oberen Geschoss geschlossen und ich konzentrierte mich ungewollt auf die Stimmen. „Weißt du wohin wir jetzt fahren werden?", sagte eine tiefe, männliche Stimme und näherte sich mit seinen Schritten auf die vierte Etage zu. „Nein, nein, er wird uns gleich abholen", meinte eine andere männliche Stimme und beide erreichten nun die vierte Etage. Sie schauten mich verwirrt, dennoch komisch aber auch widerlich an.

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now