.10 - Die Krankenschwester

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„Ja-ja, ich höre dir zu."

„Gut, sei in zehn Minuten fertig." Diese sechs Wörter waren das Letzte, was er sagte, ehe er das Zimmer und mich alleine verließ. ‚Draußen ist es bestimmt kalt', summte eine Stimme in mir. ‚Sicherlich, wir sind nun mal in Deutschland', stimmte eine andere Stimme zu.

Aber für eine Jeans wäre es zu warm. Hmm. Und für kurze Shorts zu freizügig.

Am Ende hatte ich mich doch für eine dunkelblaue Jeans entschieden und als Oberteil zog ich ein einfaches, weißes Basic Top an. In dem Moment klingelte es schon an der Tür. Hampelnd schlenderte ich durch das Zimmer und öffnete überanstrengt die Tür.

Ein Schweißtropfen, der sich an meiner Stirn gebildet hatte, kullerte langsam über mein ganzes Gesicht und sickerte auf den Boden. „Asli?", ertönte die Stimme von der Gestalt, die vor mir stand. „Mir geht's gut", brachte ich freudlos heraus und drehte ihm meinen Rücken zu.

Mein Herz beschleunigte sich und ich fühlte mich plötzlich schlapp. Zur sicherheitshalber hielt ich mich an der Küchentürlehne fest und atmete tief ein und aus. Er schloss die Tür hinter sich und stellte sich genau vor mich hin. Er hatte seine Augenbraue in die Stirn gelegt und kam mir mit seiner Hand langsam näher. Ich zuckte leicht zusammen, als er sein Handrücken auf meine Stirn legte. „Du hast Fieber", stellte er besorgt fest. Während er tief in meine Augen schaute und ich mich in denen verlor, strich er mit seinem linken Daumen über meine Wange. In mir pochte es. Mir war warm und kalt gleichzeitig. Seine Berührung brachte mich zum Verschmelzen. ‚Was geschieht hier gerade? Asli, beherrsche dich!', sagte eine Stimme ernst in meinem Hinterkopf. Mein Verstand holte mich wieder ein und abrupt schob ich seine Hand weg. Er entschuldigte sich für sein Verhalten und trat einen Schritt zurück.

„Hast du deine Krankenversicherungskarte?", fragte er wieder ganz monoton. „Nein, ist in meinem Portmonee. Könntest du sie eventuell holen?" Ohne eine Antwort von sich zu geben, lief er in meinem Zimmer und kam in weniger als 30 Sekunden wieder zurück.

„Kannst du gehen?", fragte er grinsend. „Klar, ich kann sogar rennen!", zischte ich in einem sarkastischen Ton, der nicht zu überhören war. „War doch nur eine normale Frage", nahm er sich selber in Schutz. „Mhm, ja. Schon klar!"

„Also, du möchtest unbedingt, dass ich dich wieder trage?", fragte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Nicht das ich wüsste!", meinte ich diesmal sauer. Bückte mich kurz runter, hob das ein Paar Sandalen auf und warf es zu ihm. Er wich ein Schritt zur Seite und somit traf die Sandale den Boden.

„Wann wirst du aufhören mit Gegenständen herumzuwerfen?", fragte er weiter grinsend.

„Dann, wenn du nicht mehr existierst!"

Er lachte höhnisch und kam mir wieder näher.

„Gestattest du mir, nun dich zu tragen?", fragte er wieder ganz weich, wobei mein Herz kurz aussetzte. Ein stummes Nicken bestätigte ihm und er verlor keine Sekunde und hob mich hoch.

„Warte, ich muss mir noch meine Schuhe anziehen!" „Als ob du gehen wirst. Wir gehen jetzt", sprach er dominant und öffnete die Tür. „Meine Schlüssel!"

„Habe ich schon eingepackt", beruhigte er mich.

In welcher Zeit das denn? Ich war doch die ganze Zeit bei ihm, wieso hatte ich nicht mitbekommen, wie er meine Schlüssel eingesteckt hatte?

Während er die Treppen herunterstieg, befestigte ich meine Lage, indem ich meinen linken Arm auf seine Schulter legte und mit der rechten Hand ihn an seinem T-Shirt festhielt.

Mein Kopf schmiegte sich automatisch an seiner rechten Brust. Sein atemberaubender Geruch stieg mir in die Nase. Die Müdigkeit sprach wieder von sich selbst, aber ich konnte jetzt nicht einschlafen. Erstens ein falscher Ort und zweitens ein falscher Zeitpunkt.

Nicht ohne dichWhere stories live. Discover now