Nachhilfe mit Störfaktor!

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Grace hat mich solange getröstet bis ich nicht mehr geweint habe. Es ist gut jemanden wie Grace zu haben. Sie ist zwar einer der emotionalsten Menschen die ich kenne aber sie hört einem immer zu. Ich war noch lange wach nachdem Grace gegangen ist.
Vielleicht bis drei Uhr morgens?
Erst um vierzehn Uhr wurde ich heute wieder wach. Mittlerweile haben wir es aber schon 20:17 Uhr.
Ich habe heute noch nichts gegessen. Das Abendessen habe ich einfach ausgelassen. Ich kann einfach nichts essen im Moment. Morgen wird es sich wieder legen. So ist es immer bei mir.
Es klingelt.
Erwarten wir Besuch?
„Elizabeth, mach die Tür bitte auf, ich muss mich noch anziehen." Ruft Dave aus seinem Zimmer. Er hat bis eben Schicht gehabt und hat gerade erst geduscht. Schwerfällig erhebe ich mich vom Wohnzimmersofa und schlendere zur Tür. Anschließend sollte ich mich vielleicht für die Schule morgen vorbereiten. Von nichts kommt nichts.
Schule.
Der Gedanke ist schon zum kotzen.
ch öffne die Tür und halte augenblicklich Inne.
"Was willst du hier?" Frage ich mit bebender Stimme. "Ich muss was klären, Mr. Lease hat mich hergebeten."
Aha.
"Komm rein." Murmle ich und lasse ihn eintreten. Er lächelt mir kaum merklich zu. „Ich mag deinen Teamgeist." Ich schaue an mir runter und entdecke auf meiner Jogginghose, das Logo unserer Schule. „Verschwende nicht meine Zeit, Wrieth." Seufze ich und sehe ihn dabei zu wie er seine Schuhe auszieht.
"Du kannst hier im Flur warten. Dave wird gleich runter kommen." Er begleitet mich bis zur Treppe. "Okay, Danke." Unsere Blicke verfangen sich ineinander. "Danke Elizabeth, entschuldigst du uns jetzt kurz?" Ich zucke zusammen. Dave kommt frisch geduscht, in Jogginghose und T-Shirt die Treppe runter. Ich nicke und gehe an ihm vorbei. In meinem Zimmer angekommen lasse ich mich einfach ins Bett fallen und starre an die Decke.
Dieser verdammte Mistkerl.
Was denkt er sich eigentlich hier aufzutauchen und so zu tun als wäre alles okay.
So ein Blödmann.

Eine halbe Stunde später, in der ich mich wirklich dazu entschlossen habe, wenigstens meine Schultasche zu packen, fällt mir auf, dass ich meinen Block noch unten irgendwo liegenlassen habe. Zuerst schaue ich im Wohnzimmer nach, doch er ist nicht aufzufinden. Auch in der Küche ist er nicht obwohl ich mir sicher war ihn hier liegen gelassen zu haben. Als letztes klopfe ich an der Bürotür von Dave. Beide schauen mich an als ich die Tür öffne. "Äh, tut mir leid ich wollte nur schauen ob mein Block hier ist." Nervös schaue ich mich um, auch hier macht er sich nicht erkennbar. "Hier, ich hab ihn vorhin gebraucht." Lächelt Dave und reicht ihn mir. Gleichzeitig bemerke ich allerdings wie er einige Papiere die vor ihm liegen, umdreht. Um an den Block zu kommen muss ich mich neben Jayden strecken.
Nicht gerade angenehm, wenn er mich nicht aus den Augen lässt. Ich bedanke mich mit einem Nicken und senke angespannt den Blick. "Wir sind fertig Jayden, danke für deine Meinungsänderung. Das bedeutet mir sehr viel." Ich verlasse das Büro.
Meinungsänderung? Wovon spricht Dave?
Ich will gerade die Treppe hoch steigen als mich jemand am Oberarm fest hält. Verwirrt drehe ich mich um und bin noch verwirrter als ich in Jaydens dunklen Augen starre. "Ich wollte-" abwartend runzel ich die Stirn. "Was wolltest du?" Frage ich und entziehe ihm meinen Arm. "Ich wollte, wegen Gestern also-" Seufzend verdrehe ich die Augen und will kehrt machen. "Vergiss es, einfach." Nuschle ich. "Nein, ich kann das nicht vergessen. Das war dumm und kindisch von mir so etwas über deinen Vater zu sagen. Ich wusste nicht das er- Ich dachte du wärst ein übliches Scheidungskind und selbst das rechtfertigt mein Verhalten nicht. Ich bin der letzte der etwas sagen sollte. Tut mir leid, kommt nie wieder vor."
Wow.
"Äh, okay." Sind die einzigen Worte die ich hervorbringen kann. "Das war wirklich respektlos."
Jayden Wrieth hat sich bei mir entschuldigt.
"Du hast recht. Ist alles wieder gut zwischen uns?" Fragt er vorsichtig und fährt sich unsicher durch die Haare.
Ist ihm das peinlich?
"Zwischen uns war noch nie alles gut." Antworte ich trocken worauf er mich mit seinem mir all zu bekannten Lächeln anstrahlt und erleichtert ausatmet. "Was machst du jetzt?" Fragt er nach kurzer Stille.  "Meine Tasche für morgen packen und mich für den Unterricht vorbereiten. Solltest du vielleicht auch mal in Erwägung ziehen."
Wir schmunzeln, bis mir nach wenigen Sekunden klar wird was ich da tue und es sofort wieder einstelle. "Vielleicht könntest du mir ja dabei helfen? Mich besser vorzubereiten, meine ich. Wenigstens auf Mathe." Murmelt er verlegen. Ich schnaube. "Ich habe immer noch kein Interesse an dir, Wrieth. Such' dir jemand anders der dir in Mathe hilft." Antworte ich ihm bissig und setze die letzten drei Wörter in Anführungszeichen. Jayden lacht. "Bethy, ich möchte wirklich Mathe lernen. Wenn ich so weiter mache falle ich durch und dass darf nicht passieren." Ich beäuge ihn misstrauisch. "Bitte." Fügt er mit einem Lächeln hinzu bei dem jeder schwach werden würde. "Du hast nicht mal deine Mathe Sachen hier." Versuche ich zu protestieren aber er zuckt nur grinsend mit den Schultern. "Du aber bestimmt." Ich nicke langsam.
kann ich ihm wirklich trauen?
"Na gut, komm mit aber wehe du versuchst irgendwas, dann schrei ich nach Dave und er verprügelt dich!" Er hebt abwehrend die Hände. "Das glaube ich dir sofort. Ich werde mich benehmen." Als er lacht verdrehe ich die Augen und signalisiere ihm, dass er mir folgen darf.
Oben angekommen, schreite ich zu meinem Schreibtisch um mich Kurz zu sammeln.
Was mache ich hier?
"Also, wie hast du dir das denn jetzt vorgestellt?" Frage ich ihn beim umdrehen. Jayden lässt sich auf mein Bett fallen. "Du zeigst mir wie es geht, und ich versuche es in meinen Kopf zu bekommen." Mit hochgezogen Augenbrauen mustere ich ihn. Er lächelt leicht verlegen und stützt die Ellbogen auf die Knie ab. "Oder so ähnlich." fügt er leise hinzu.
Oder so ähnlich, hm...
Ich nehme mein Mathebuch aus meiner Tasche und den karierten Block den ich von unten geholt habe. Beide Sachen werfe ich mit mit meiner Federtasche auf das Bett. Im Schneidersitz mache ich es mir neben Jayden gemütlich. Abwartend sieht er mich an.
Oh oh.
Mit roten Wangen blättere ich im Buch und suche nach unserem Thema. Als ich die Seite, die wir in der letzten Stunde bearbeitet haben finde, atme ich erleichtert aus. "Was verstehst du denn daran nicht?" Frage ich in ruhiger Tonlage. Er sieht in das Buch und presst die Lippen zusammen. "Alles?" Am Anfang halte ich es noch für ein Witz aber als ich dann in sein ernstes Gesicht blicke, seufze ich mitleidig. "Dann haben wir wohl ein großes Stück arbeit vor uns." Stelle ich nachdenklich fest und blättere auf die Startseite des Themas. 

Save MeWhere stories live. Discover now