DAY 10/11

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Wir sitzen gefühlte Stunden schon auf einer überfüllten Autbahn fest. Bisher haben wir noch kein Wort miteinander gewechselt. Jeder ist in seinen eigenen Gedanken gefangen. Ich habe seit längerem meine Beine angezogen und sehe mit verschränkten Armen aus dem Fenster neben mir.
Mir geht einfach nicht aus dem Kopf, dass dieser verdammte Idiot mich stehen lassen hat. Da war etwas zwischen uns, das konnte er doch nicht leugnen oder? Und nicht nur heute. Die letzten Tage waren alle anders.
Ich traue mich nicht mal mehr ihn anzuschauen.
Seufzend schlinge ich die Arme fester um mich selbst. Im Hintergrund läuft irgendeine entspannende Ballade die es wirklich schafft mich ein kleines bisschen zu beruhigen. Doch Jayden macht mir erneut einen Strich durch die Rechnung indem er seine warme Hand auf meinen Oberschenkel legt. Meine Haut fängt darunter an zu brennen und ich überwinde mich ihm endlich mal in die Augen zu blicken.  "Beth." Fängt er vorsichtig an. Ich schlucke und sehe nach vorne. "Versuch' doch ein wenig zu schlafen. Wir haben einen langen Weg vor uns." Irritiert schaue ich ihn an. Zögernd nimmt er seine Hand wieder an sich und sofort ummantelt mich ein kalter Schauer an dieser Stelle. Ich muss Jayden wohl so verzweifelt angeguckt haben, dass er seinen Blick kurz danach wieder abwendet. Draußen ist es bereits dunkel und tatsächlich merke ich langsam wie meine Müdigkeit die Oberhand erlangt. Wie er mir empfohlen hat versuche ich zu schlafen und lehne mich zurück an die Scheibe.
Meinen letzter Gedanke bevor ich einschlafe? 
Was wäre passiert wenn wir uns tatsächlich geküsst hätten?

JAYDEN POV

Ich könnte mir selbst eine verpassen, dafür dass ich sie fast geküsst habe. Nicht das ich es nicht wollte. Ich wollte sie seit der Party von Lewis küssen.
Nur kann und darf so etwas nicht zwischen uns stehen. Nicht solange wir aufeinander angewiesen sind. Solange sie auf mich angewiesen ist.
Auf dem weg zu unserem neuen Ziel bitte ich Elizabeth nach langem unangenehmen schweigen, ein wenig zu schlafen.

Tatsächlich ist sie es irgendwann in den letzten zwanzig Minuten in den wir stehen. Das glaube ich jedenfalls. Ihre wunderschönen Augen sind geschlossen und ihr Körper hebt und senkt sich gleichmäßig beim atmen. Während wir im Stau sitzen verbringe ich lange Zeit damit ihr einfach nur zuzusehen. Dieses kaum erkennbare Lächeln auf ihren Lippen wenn sie schläft ist wunderschön. Erst ihre Gänsehaut lässt mich wissen, dass ihr wohl kalt sein muss. Mein Blick schweift zur vollen Straße und dann wieder zu ihr ehe ich meine Sweatshirt-Jacke ausziehe und diese vorsichtig auf ihr ausbreite. Seufzend ziehe ich mein Handy aus der linken Hosentasche und wähle die einzig gespeicherte Nummer drauf.
"Jayden?" Ertönt seine tiefe Stimme. Ich räuspere mich ein mal.
"Wir sitzen im Stau. Haben Sie unseren nächsten Aufenthalts Ort gefunden?"
"Wo ist Elizabeth?"
"Neben mir. Sie schläft."
"Bist du dir sicher?"
"Ich hätte Sie nicht angerufen wäre es anders."
"Gut. Du hast die Wahl. Entweder bleibt ihr in einer Stadt oder ihr fahrt Richtung Miami Beach."
Ich muss grinsen.
"Miami Beach, klingt gut."
"Du klingst ziemlich erfreut Jayden Wrieth. Warum ausgerechnet Miami Beach?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schaue wieder zu Beth.
"Beth würde mir um den Hals fallen wenn sie an den Strand kommt und es ist sicherer."
"Jayden."
"Ich werde nichts mit ihr anstellen. Wie versprochen."
"Wenn Sie sich in dich verliebt oder du dich in sie verliebst -"
"Ich weiß. Dann werden wir unvorsichtig."
"Du wirst unvorsichtig."
"Meinetwegen, ja und es könnte dazu kommen, dass wir auffliegen. Sie haben mir das oft genug erklärt."
"Man weiß nie bei der heutigen Jugend."
"Ich verspreche Ihnen hiermit, Elizabeth nicht anzurühren."
Mein Herz zieht sich zusammen bei diesem Gedanken. Ich kann seit Tagen an nichts anderes denken.
"Ich schicke dir die wichtigsten Details. Bilder von dem Strandhaus und die Adresse. Alles andere wirst du auch dort finden. Meine Leute waren schon vor Ort."
"Wir haben da noch ein Problem."
Was für eins?"
"Wir haben keine Kleidung mehr, nichts. Das Geld war auch in der Tasche. Bei unseren plötzlichen Abgang mussten wir alles da lassen. Die Polizei stand fast vor der Tür."
"Das ist kein Problem. Ihr werdet im Tresor, der in einem versteckten Boden im Schrank des Schlafzimmers steckt, eine Kreditkarte finden. Style die Kleine komplett neu ein. Das würde sie nicht nur besser tarnen, sondern auch etwas ablenken."
"Geht klar. Eine Frage noch."
"Die wäre Jayden?"
"Wie geht es allen?"
"Wie soll es Ihnen schon gehen? Ihre Kinder werden vermisst. Es gibt nichts schlimmeres für ein Elternteil. Ich muss jetzt auflegen. Beschütze sie mit deinem Leben, Wrieth."
"Nichts lieber als das."
Murmle ich als letztes, den Blick wieder zu der schlafenden Schönheit neben mir gewandt.
Nach dem Telefonat vibriert mein Handy einige male, was wohl heißt, dass die Informationen angekommen sind.

Der Verkehr hat nachgelassen und wir fahren seit genau 16 Stunden. Zwischen durch war Elizabeth wach. Zum Beispiel vor zwei Stunden an einer Raststätte. Gesagt wo es hingeht, habe ich ihr nicht. Wir reden nicht viel. Dank der Musik ist es allerdings nicht ganz so schlimm.
Es ist bereits wieder Tag und langsam überkommt mich die Müdigkeit. Ich gähne zum gefühlt tausendsten mal als Beth neben mir genervt aufstöhnt. "Jayden halt an. Ich fahre. Du brauchst Schlaf. Wie weit ist es noch?" Ich schaue auf meine Armbanduhr. "Noch ungefähr zwei Stunden aber es ist alles in Ordnung. Ich fahre weiter." Sie verschränkt ihre Arme ineinander und verdreht die Augen. "Na schön, aber wehe wir bauen einen Unfall!" Sie sieht mit zusammengezogenen Augenbrauen nach draußen. Ich muss schmunzeln. "Bethy, beruhig dich. Ich hab noch nie einen Unfall gebaut." Zwinkre ich ihr zu, sodass sie verlegen den Blick senkt.  Als ich von weitem ein Schild sehe, worauf bestimmt unser Ziel drauf steht öffne ich die Klappe über dem Lenker. Sofort fällt ein Badana ähnliches Tuch auf meinen Schoß. "Binde dir das um die Augen." Ich halte ihr, - ohne sie anzusehen, dass Tuch hin. "Vergiss es!" Schnaubt sie mich an. "Bethy, bitte."  Keine Reaktion. Ich lege es auf ihren Schoß. "Tu mir den Gefallen." Bitte ich sie mit einer ruhigen Stimme. Wieder höre ich nur ein schnauben. "Ein scheiß werd' ich. Jayden ich bin es satt." Nun bin ich der die Augen verdreht. Kurz blicke ich zu ihr. "Elizabeth, ich meine es ernst. Es hat seine Gründe und die sind einzuhalten." Antworte ich ihr deutlich angespannt.
Warum gönnt sie mir ihre Überraschung nicht einfach?
"Was bringt das?" Ich beschleunige den Wagen um einen anderen zu überholen. "Tu es einfach." Befehle ich ihr schon fast. Zögernd nimmt sie dann doch das Tuch in die Hand und bindet es sich um den Kopf. Ich teste kurz ob sie wirklich nichts sieht und atme dann zufrieden durch.

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Na, wie findet ihr das Kapitel aus Jaydens Sicht? :)

Und wer war die Person mit der Jayden gesprochen hat? :o

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen

Überarbeitet am 07.01.2018
Instagram: @ vicky_vas

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