DAY 4

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Der nächste Tag beginnt nicht in der Früh.
Meine Blase drückt, weshalb ich notgedrungen meine Augen öffne. Jayden liegt keine zehn centimeter von mir entfernt. Mein Blick wandert zu seinem Gesicht. Wie kann man nur so friedlich beim schlafen aussehen?
Langsam erhebe ich mich und werfe ihm die ganze Zeit unschuldige Blicke zu, da ich angst habe ihn zu wecken. Alles ist still bis ich an die Tür gelange und sie beim aufmachen mit aller Kraft gegen meinen großen Zeh stößt. "Scheiße!" fluche ich so leise es geht und fasse mir an die schmerzende Stelle.
Jayden räuspert sich. Erschrocken warte ich ab.
"Es bringt nichts da rum zu stehen, ich bin wach." Brummt er mit seiner rauen Morgenstimme. Ich verziehe mitleidig das Gesicht. "Tut mir leid." Mit roten Wangen verlasse ich den Raum und ziehe vorsichtig die Tür wieder hinter mir zu. Mein Zeh schmerzt immer noch aber dagegen kann ich jetzt nichts mehr machen.
Im Badezimmer angekommen schließe ich hinter mir die Tür zu und mache das was ich eigentlich geplant hatte.

Beim Hände waschen schaue ich in den Spiegel.
Finde ich gut so wie alles jetzt ist?
In einer Hütte im Wald, wer weiß wo auf diesem Planeten.
Zuhause - was vielleicht nie wieder mein Zuhause sein wird, streit mit meiner Mutter, meiner besten Freundin.
Ich atme tief durch.
Ich werde verfolgt von einem Fremden der weiß Gott was mit mir machen will und Jayden, der mich einfach entführt hat. Irgendwo hingebracht hat.
Zur Sicherheit sagt er, aber kann ich ihm glauben? Zwar hat er sich in letzter Zeit als Person erwiesen die vertrauenswürdig ist, aber es könnte auch alles nur Fassade sein.
Meine Güte, nie im Leben hatte ich eine Ahnung das Jayden zu sowas in Stande wäre.
Ich schließe die Augen und schüttele den Kopf. Seufzend nehme ich die Zahnbürste in die Hand und bestreiche sie mit der Zahnpasta.
Mein Blick wandert zur Badewanne und nach kurzem überlegen entscheide ich mich unter die warmen, guttuenden Wasserstrahlen zu stellen. Der CD-spieler bleibt diesmal aus.
Vielleicht ist Jayden wieder eingeschlafen.
Unter der Dusche kommen mir alle möglichen Gedanken in den Kopf.
Ich lasse alles Revue passieren, außerdem denke ich auch an die Schule.
Noch vier Monate und dann hätte ich meinen Abschluss. Ich würde meine Träume verwirklichen. Würde raus aus Portland und rein in die Metropole. Ob ich meinen Abschluss noch machen kann? Und was ist eigentlich mit Jayden? Was wird er machen? Ein ganzes Leben mit Jayden in diesem Wald? Schmunzelnd stelle ich das Wasser wieder aus und trockne mich ab. Das würden wir nicht aushalten. Früher oder Später würde einer von uns dem anderen an die Gurgel gehen. Ich sehe den Tag schon vor mir. Mit Unterwäsche schaue ich wieder in den Spiegel. Dieses mal aber mit einem Lächeln. Die Ironie an der ganze Sache ist einfach zu amüsant. Wer hätte gedacht das Jayden Writeh, der Badboy der Gorham High,- für den ich immer nur Luft war, eines Tages mein Entführer sein wird und dann auch noch mit mir in einem Bett schläft. Im selben Haus wohnt. Das ist einfach zu komisch.
Ich wickle meine Haare aus dem kleinem Handtuch und kämme sie durch. Die nassen Haarspitzen hinterlassen auf meiner Haut ein unangenehmes Gefühl, worauf ich mir schleunigst mehr als nur Unterwäsche suche die ich tragen kann. Grinsend schaue ich mir ein T-shirt an. Es ist enfach nur weiß und ich glaube Jayden hat es vorgestern getragen. Ich schnuppere kurz daran aber es riecht gut. Einzig und allein sein Eigengeruch haftet am Shirt. Ich atme tief ein. Wenn er wüsste was ich hier tu.
Ob ich ihn vielleicht provozieren sollte?
Ich ziehe es mir über.
Das T-shirt endet bei der Hälfte meiner Oberschenkel und ist auch an der Seite und den Ärmeln viel zu lang. Trotzdem gefällt es mir irgendwie. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen um mich im kleinen Badezimmerspiegel genauer zu bestaunen, doch auch dieses Mal vergeblich. Zögernd verlasse ich das Bad und höre schon im Flur den Fernseher laufen. Komischer Weise ist die Haustür sperr weit aufgerissen. Ich erinnere mich an den Elch den wir vor zwei Tagen im Haus hatten. Verwirrt schließe ich die Tür wieder.
Noch einmal Tief durch atmen.
Tu einfach so als wäre nichts, Elizabeth.
Es Ist alles ganz gewöhnlich!
Ich öffne strahlend die Tür, widme ihn allerdings keines weges einen Blick. Zielstrebig mache ich mich auf den Weg zu den Fenstern um die Vorhänge aufzureißen und Licht rein zu lassen. "Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich mir ein T-shirt von dir geliehen hab? Es sah so bequem aus." Lächelnd öffne ich als nächstes eines der Fenster. Warum kommt nichts von ihm?
"Außerdem, große reden schwingen kannst du, aber dich selber dran halten und die Tür zu machen, das kann der Herr nicht." Ich schüttele gespielt eingeschnappt den Kopf. "Ich will nicht wieder Besu- SCHEIßE Jayden?" W ich die letzten beiden Wörter. Vor mir liegt ein blutender Jayden. Ein blutverschmiertes Messer liegt auf dem Boden.
Ich laufe zu ihm. "Jayden? Jayden, mach kein Scheiß. Bist du okay?" die Ironie in minem Satz fällt mir sofort auf. "Jayden!" Ich rüttel an ihm. "Bitte Jayden, werd' wach. Was ist passiert?" Mir steigen Tränen in die Augen. "Steh auf verdammt! Das ist nicht witzig." Voller Zorn haue ich ihm reflexartig gegen den Oberarm. Sofort fasse ich an die Stelle. "Tut mir leid." schniefe ich. Kurz versuche ich mich zu fassen und denke nach. Voller Panik fällt mir aber nichts ein. Ich schaue nach seinem Puls, er ist zwar Vorhanden aber dennoch kann ich mich nicht abreagieren. "Jayden, verdammt! Du kannst doch nicht einfach sterben, was soll ich denn hier machen ohne dich!" Ich weiß nicht genau wieso das die Worte sind die mir in den Sinn kommen. Ich rüttel erneut an ihm. Immer noch keine Reaktion. „Konzentrier' dich Elizabeth. Du musst jemanden anrufen." Mit ganzer eifer schmeiße ich mich auf den Rand des Bettes. Mittlerweile ist das schöne weiße T-shirt und meine Hände auch voller Blut. Ich rüttel immer wieder an ihm, und Tränen laufen über meine Wangen. "Wo ist dein Scheiß Handy, Weieth?" Knurre ich und suche die Taschen seiner Jogginghose ab.  Ich beuge mich über ihn und tätschle sein Gesicht ab. Immer wieder haue ich ihn leicht auf die Wangen. Bis er auf einmal die Augen aufmacht und meine Arme packt.
Schreiend taumle ich nach hinten und falle zu Boden. Meine Augen sind weit aufgerissen und ich kann es einfach nicht fassen, dass er sich jetzt über mich lustig macht. "Das, -Das, - Du h-hast mich ver-verarscht?" Frage ich mit zittriger Stimme. Er fässt sich lachend an den Bauch. "Und wie ich das hab, Ich kann nicht mehr. Du hättest dich sehen sollen!" Ich schüttel immer wieder den Kopf. "A-aber das Blut?" Er holt hinter seinem Kissen eine große Flasche Kunstblut raus. "Woher, - woher hast du das?" Frage ich verwirrt und schluchze. "Am Samstag, die Party von Ginger war eine Motto Party. Weißt du noch? Ich habe dich eingeladen. Ich sollte Kunstblut mitbringen." Einen Moment lächelt er mich schweigend an. "Aber dann haben sich unsere Pläne ja geändert." Nachdem beenden seines Satzes fängt er erneut an zu lachen. Ich atme einige male tief durch. "Das ist nicht lustig du Arsch! Ich hatte Todesangst!" Schmunzelnd legt er sich mit Armen hinter den Kopf verschränkt zurück. "Rache ist süß meine liebe Bethy. Rache ist süß." Wieder kann ich nur fassungslos den Kopf schütteln. "Was ich gemacht hab war dich erschrecken. Ich dachte du wärst tot Jayden. Darüber macht man keine Witze. Vor allem nicht in so einer Situation." Ich beobachte ihn verständnislos. "Es steht 1:1. Leg dich nie wieder mit mir an, Bethy!" Ich fahre mir mit meinen dreckigen Händen durch mein Gesicht und verharre einwenig so.
Versteht er es nicht?
Er will spielen? Dann spiele ich.

Save MeWhere stories live. Discover now