Fahrt ins Ungewisse

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Ein ständiges auf und ab Wippen, weckt mich. Das erste was ich spüre sind die stechenden Kopfschmerzen. Ich will mir die Schläfen massieren doch etwas hält mich ab. Um genau zu sein Handschellen an meinen Handgelnken.
Haben sie sich in meine Haut reingeschnitten oder warum schmerzt es so?
Mein Mund ist geknebelt mit einem Tuch. Ich kann nicht reden, dazu fühlt sich mein Mund viel zu trocken an und mir wird übel.
Musik läuft leise im Hintergrund. Wieder wippt es. Ich sitze in einem Auto.
Meine Augen sind ebenfalls mit einem Tuch bedeckt.
Was passiert mit mir?
Ich hebe meinen an den Sitz gelehnten Kopf aber es ist nichts zu erkennen. Das Tuch wird mir von den Augen gezogen und ich muss mich an das grelle Licht der untergehenden Sonne gewöhnen.
War es eben nicht noch dunkel?
Mein Blick wandert nach draußen. Nur Bäume.
Ich blinzle weiter. Das Tuch hat mir die Tränenflüssigkeit geraubt. Vor mir liegt eine unebene Straße. Das erklärt das Wippen.
Ich schaue auf meine Hände.
Sie sind tatsächlich mit Handschellen an der Autotür fest gemacht. Meine Kleidung ist unverändert. Ich atme tief durch. Langsam schiele ich in die Richtung des Fahrers.

Mein Herz bleibt stehen. Ich schlucke die nicht vorhandene Spucke runter und sehe mir den Fahrer genauer an. Er schaut einfach gerade aus. Auf die Straße die vielleicht ins nichts führt.
Ich weiß es nicht.
Braune Haare. Sonnenbrille.
Jedes Detail sitzt perfekt wie bei keinem anderen. Sein Blick senkt sich für einige Sekunden, er hat meinen Blick also bemerkt. "Wie geht es dir?" fragt er und schaut wieder zur Straße. Ich antworte nicht. Der Schock sitzt zu tief. Er macht das Radio aus. "Hör zu, du magst jetzt verwirrt, wütend und alles drum und dran sein, - ich kann das verstehen aber ich kann dir das zur Zeit nicht richtig erklären."
Was Verdammt?
Sein Blick ruht auf mir, er nimmt seine Sonnenbrile ab. Der Glanz der seine Augen sonst umspielt wird von seiner Müdigkeit übertrumpft. "Schau' mich bitte nicht so an." Bittet er mich und lenkt seinen Blick kurz auf die Straße ehe er wieder mir gilt. "Es ist nur zu deinem besten." Seufzt er. Ich nuschle böse Dinge ins Tuch. "Wie bitte?" Wütend hebe die Augenbrauen. "Ish da en enst?" Nuschle ich ein zweites mal und wenn ich könnte, dann würde ich ihn jetzt mit meinen Blicken töten. Er versucht es mit einem Lächeln. "Tut mir leid, ich darf dir das Tuch nicht abnehmen, die Gefahr ist zu groß dass du anfängst zu schreien. "un wä soll as hören?" frage ich ihn spöttisch und schaue nach draußen. Auf seiner Seite ist ein nicht endendes Maisfeld und auf meiner Seite ein Wald ohne Sicht auf eine Lücke. "Also gut aber versprich mir nicht los zu schreien." Ich starre ihn weiterhin wütend an. "Okay." Murmelt er und zieht mir das Tuch aus dem Mund, sodass es auf meinen Hals herunter gleitet. Ich hole tief Luft. Es fühlt sich an als könnte ich nicht richtig atmen. "Warst du es mit den Rosen?" Frage ich mit kratziger Stimme und räuspere mich. „Bist du irgendein Psychopath?" Er schüttelt den Kopf und sieht wieder nach vorne. "Nein." Antwortet er. "Arbeitest du mit der Person zusammen? Ist die Person dein Boss oder sowas?" Er hält kurz die Luft an. "Nein." Ich schnaube. "Warum um alles in der Welt arbeitest du mit Menschen zusammen die jemanden entführen? Wie kannst du sowas übers Herz bringen?" Er presst die Lippen aufeinander. "Ich musste es tun." murmelt er. Ich bin verwirrt. "Wer hat das gesagt?" Er schüttelt den Kopf. „Ich kann dir darauf nicht antworten. „Jayden, rück' mit der Sprache raus." Er fährt sich durch die Haare. „Eine Person die nur das beste für dich will." Ich lehne meinen Kopf zurück weil die Kopfschmerzen immer schlimmer werden. „Wer Jayden? Sag es mir!" Er Antwortet nicht. Eine bekannte Panik überkommt mich und ich halte die Luft an. „Jayden?" Er Antwortet nicht. „Ich krieg' eine Panikattacke." Verwirrt sieht er mich an.

Ich habe keine Lust mit ihm zu reden. Ich bin immer noch zu mitgenommen von dieser Situation. Nachdem ich die Panikattacke hinter mir hatte bin ich aus Erschöpfung wieder eingeschlafen. Nicht lange aber es war nötig um zu verstehen dass Jayden Wrieth mich tatsächlich entführt hat.
Wir schweigen uns an.
Ich schaue mir die Bäume die an uns vorbei ziehen an bis mich ein hysterisches Schmunzeln überwältigt. Ich schüttel immer wieder den Kopf. "Und gerade habe ich angefangen zu denken, dass wir echt Freunde werden könnten." schnaube ich.
Es überrascht mich selber aber er hat es tatsächlich geschafft mit seiner aufdringlichen Persönlichkeit über die Zeit, Pluspunkte zu sammeln. Ich spüre sein Blick auf mir ruhen. "Und jetzt nicht mehr?" Mein Lachen wird lauter. "Gott, Jayden du hast mich verdammt nochmal Entführt!" Fauche ich ihn an. Er atmet tief ein und mustert mich einige Sekunden. „Schau wenigstens auf die Straße, bevor wir einen Unfall bauen." Beschwere ich mich. Ich versuche seinem Blick stand zu halten. "Es ist nicht so wie du denkst." murmelt er. Ich hebe die Augenbrauen. „Du hast dich angeschlichen sie ein Vergewaltiger, hast mich betäubt und gefesselt. Was in aller Welt verstehe ich hier falsch?" Er schaltet die Musik wieder ein.  „Ich gebe dir eine Chance. Wir können jetzt umdrehen und so tun als wäre das hier alles nie passiert. Ich stufe es als ein dummen Witz ein und fertig ist die Sache." Jayden schnaubt. „Glaubst du ich habe nichts besseres zutun? Ich mach das hier nicht freiwillig." Verwirrt sehe ich ihn an. „Hast du eine zweite Persönlichkeit die dich dazu zwingt?" Er verzieht das Gesicht. „Was für einen Müll redest du da?" Ich seufze. „Ich versuche nur eine beschissene Erklärung für als das zu finden." Er atmet tief durch. „Es ist zu deinem Schutz. Sieh es als unbefristete Befreiung von der Schule und allen anderen Verpflichtungen." Ich lehne mich in meinen Sitz zurück. „Was hast du vor? Und vor allem, glaubst du wirklich, dass Dave dich nicht findet? In wenigen Tagen, vielleicht sogar Stunden bist du erledigt." Jayden schüttelt den Kopf. „Er wird uns nicht finden." Ich lehne mich zurück in den Sitz. „Jayden, nur weil du vielleicht Probleme zuhause oder sonst wo hast hast, kannst du nicht einfach Menschen entführen. Das ist nicht der richtige Weg und nur weil wir uns ganz gut verstanden haben, heißt es nicht dass ich mit dir durchbrenne!" Jayden muss grinsen. „Was meinst du überhaupt mit unbefristet? Heißt es, dass ich vielleicht nie wieder nach Hause komme?" Er senkt seinen Blick und nickt. "Das wir nie wieder nach Hause kommen." Verbessert er mich. Ich weite erschrocken die Augen.
Ich habe Streit mit meiner Mutter.
Was ist wenn ich sie nie wieder sehe?
Und Grace.
Wir sind auch nicht gut auseinander gegangen.
Ich atme tief durch, den Tränen nahe. „Wirst du mir wehtun?" Jayden sieht mich schockiert an. "Was?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich würde dir nie wehtun." Er schüttelt den Kopf. „Stell dir einfach vor, dass wir in den Urlaub fahren und du nicht weglaufen darfst." Ich schließe einige Sekunden meine Augen um mich zu beruhigen. „Vielleicht, brauche ich das ja gerade." Ich sehe aus dem Fenster. „Das wars? Du bist nicht mehr wütend?" "Ich bin wütend. So wütend, dass es für uns beide sicherer ist wenn ich weiterhin gefesselt bin." Wieder zucke ich mit den Schultern. Jayden schüttelt stumm den Kopf.
"Du hast mich scheiße nochmal Ent-"
"Jetzt sei doch endlich still!  Ich weiß was ich getan habe aber es ist nur gut für dich. Du brauchst nicht mehr zu wissen." Genervt drehe ich mich von ihm weg und sehe wieder aus dem Fenster.

Save MeWhere stories live. Discover now