DAY 5

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Ich werde heute von meinen starken Kopfschmerzen geweckt. Es fühlt sich an als würde jemand mit einem Presslufthammer über meine Stirn fahren. "Guten Morgen, Bethy." Höre ich hinter mir Jayden mit seiner kratzigen Morgenstimme sprechen, nachdem ich mich aufgesetzt habe. Ich massiere mir die Schläfen. "Morgen." Er schmunzelt.
"Hast du was gegen Kopfschmerzen?" Frage ich gereizt und schaue nach hinten. Er liegt in sein Kissen gekuschelt, die Augen noch halb geschlossen. "Ich glaube im Badezimmer ist noch etwas in diesem Schränkchen, links." Seufzend erhebe ich mich.
Im Badezimmer angekommen, schließe ich hinter mir ab. Sofort schaue ich in den Spiegel. Ich sehe blass aus. Nicht viel anders als sonst aber dennoch verändert.
Im Schrank stehen tatsächlich zwei Döschen mit schmerzlindernden Mitteln. Ich greife nach dem ersten doch es ist leer. Augen verdrehend stelle ich es zurück und nehme das zweite. Bei meinem Glück ist es allerdings auch schon aufgebraucht. "Wer stellt leere Packungen zurück?" Murmle ich vor mich hin und stütze mich mit beiden Händen am Waschbecken ab.
Wäre ich zuhause, würde ich einfach in die Küche gehen, und mir eine Tablette holen.
Bin ich aber nicht.
Ich erinnere mich an die tadelnden Wörter die meine Mutter ausgesprochen hat, wenn ich mal eine nahm. Mom war schon immer übervorsichtig wenn es um Medikamente ging.
Mommy
Ich vermisse sie. Das ist mein fünfter Tag ohne sie und auch wenn es erst wenige Tage sind, fehlt sie mir. Zu wissen, dass ich sie vielleicht nie wieder sehe ist schlimm. Was aber noch schlimmer ist, ist der Gedanke daran was sie wohl gerade durchmacht. Ich mustere mein Gesicht. Wir ähneln uns sehr.
Augen, Nase, Lippen selbst die Augenbrauen erinnern an meine Mutter.
Gott, wie ich sie vermisse.
Zögernd ziehe ich mir mein Shirt über den Kopf. Shorts und Unterwäsche folgen. Ich steige in die Dusche und lasse das erstmals kalte Wasser auf meine Haut prasseln. Die strahlen tun gut, und ich massiere meine Kopfhaut ein wenig.
Was ist wenn ich nicht mehr nachhause komme?
Und was ist mit meinem Schulabschluss?
Nur noch vier verdammte Monate wären es gewesen. Ich bin - war eine Musterschülerin. Danach wollte ich nach New York, dort studieren. Mit meiner besten Freundin. Grace.
Ob es ihr gut geht?
Es ist ziemlich traurig wie wir auseinander gegangen sind. Ich kenne Grace. Sie wird sich bestimmt die Schuld geben. Grace und ich haben uns noch nie wirklich gestritten. Nichts, was nicht innerhalb von zwei, drei Stunden wieder vergessen war.

Nach dem duschen ziehe ich mir frische Kleidung an. Ich putze mir die Zähne und verlasse dann noch trauriger das Bad. "Jayden, da sind keine Tabletten mehr. Kannst du mir welche holen?" Jayden hat sich bereits aufgesetzt und notiert mal wieder was in seinem Notizblock. Andere Tage hätte es mich womöglich neugierig gemacht, heute allerdings nicht im geringsten. "Ist es so schlimm?" Seufzt er mit einem prüfenden Blick. Ich lehne meinen Kopf gegen den Türrahmen und verschränke meine Arme ineinander. "Würde ich dich sonst fragen?" Zische ich genervt als Antwort. Er erhebt sich und kommt auf mich zu. Mitleidig weilt sein Blick auf mir. "Ich gehe mich kurz frisch machen und dann fahre ich, okay?" Fragt er mich ruhig. Stumm nicke ich und schaue zu Boden.
Heute geht es mir einfach nicht gut.
Sowohl körperlich als auch psychisch.
"Gut" gibt er als letztes von sich, bevor er im Bad verschwindet. Jammernd lasse ich mich im Bett fallen.
Was soll das denn für ein Leben sein?
Gefangen in einer Waldhütte, im nirgendwo.

Jaydens Geruch steigt mir in die Nase, was mir eine leichte Gänsehaut bereitet. Ich weiß nicht genau wann es angefangen hat aber ich empfinde seinen Eigengeruch als sehr angenehm.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mittlerweile im Halbschlaf auf Jaydens Seite liege, kommt er endlich zurück ins Zimmer. "Ich fahre jetzt los, Bethy." Er bekommt keine Antwort von mir. Ich würdige ihm nicht mal einen Blick. Erst als er sich an das Bettende setzt und seine Hand auf meinen Oberschenkel legt, blicke ich auf. "Ich versuche so schnell wie möglich wieder da zu sein, aber es wird dauern, okay? Sei vorsichtig und denk bitte an die Regeln." Mir entfährt nur ein seufzen. "Beth, hast du mich verstanden?" Nickend schließe ich meine Augen. Vielleicht kann ich ja noch ein wenig schlafen. "Bis später." Mit den Worten verlässt er den Raum und geht.

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