DAY 19 Part II

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Das erste was ich heute wahrnehme ist das regelmäßige Atmen gegen meinen Nacken. Lächelnd versuche ich mich an gestern zu erinnern, doch ich kriege es nicht hin. Verwirrt nehme ich Jaydens Arm von mir und setze mich auf.
Leichte Verspannungen sind zu spüren.
Hab ich einen Kater?
Ich schaue an mir runter und bemerke, dass ich Jaydens T-shirt trage.
Wieso?
Ich drehe mich zu ihm um doch er wälzt sich im Schlaf nur auf die andere Seite.
Leise gehe in das Schlafzimmer meiner Eltern und nehme mir frische Unterwäsche um zu duschen.

Unter der Dusche versuche ich den gestrigen Abend nochmal Revue passieren zu lassen. Nach und nach kommen immer mehr Erinnerungen.
Wie ich mich zugeschüttet habe.
Wie ich mit einem fremden Mann getanzt habe.
Wie wütend Jayden war.
Wie er mich hier her getragen hat.
Wie ich mich an ihn ran geschmissen habe.
Warte was?
Sofort wird mir schwindelig und ich lehne mich an die Wand hinter mir.
Ich hab mein Top ausgezogen.
Ich hab ihn ausgezogen.
Er hat mich abgewiesen.
Ich schließe meine Augen und atme tief durch.
Das habe ich nicht getan.
Doch das hast du!
Gott, ich bin ihm an die Wäsche gegangen!
Und Jayden hat mich auch noch ablitzen lassen.
Allerdings bin ich froh, dass meine Jungfräulichkeit noch erhalten geblieben ist. Wäre es anders, würde ich es Jayden nie verzeihen. Er hätte mich entjungfährt und ich würde noch nicht mal eine Erinnerung daran besitzen.
Wie soll ich ihm denn jetzt noch unter die Augen treten?
Ich bin so wütend.
Wütend auf mich selbst. Ich habe mich für immer vor ihm blamiert. - Und was ich ihm alles an den Kopf geworfen habe.

Nach dem duschen, ziehe ich mir meine Unterwäsche an und streife mir ohne zu überlegen Jaydens Shirt wieder über den Kopf.
Es riecht so gut nach ihm.

Ich weiß nicht wie lange ich noch vor der Tür stehe bevor ich endlich den Mut habe ihm unter die Augen zu treten. Glücklicherweise schläft er noch, also setze ich mich draußen auf die Terrasse, auf den kühlen holzigen Boden.
Niemand kann sich vorstellen, wie peinlich mir meine Aktion von gestern Nacht ist.
Am liebsten würde ich weinen, schreien und etwas kaputt schlagen aber das ist wohl keine so gute Idee.

Im Hintergrund kriege ich mit wie Jayden aufsteht und die Kaffeemaschine bedient.
Er ist wach.
Mein Herz fängt an zu rasen.
Was soll ich bloß tun?
Ich höre seine Schritte näher kommen und spüre seinen Blick einige Sekunden auf mir als er stehen bleibt und mich höchst wahrscheinlich mustert.
Dann setzt er sich plötzlich mit einer ausdruckslosen Miene zu mir.
Obwohl er mich nicht ansieht, fühle ich mich beobachtet. So durchschaut. Ich schaue in die entgegengesetzte Richtung von Jayden und verkneife mir ein seufzen.
"Kannst du dich noch an gestern erinnern?"
Ich halte die Luft an.
"Ich möchte nicht darüber reden."
"Elizabeth."
Warum nennt er mich so? Ich bin Beth. Oder Bethy. Von vorne rein, war ich bei ihm Bethy und auch wenn ich diesen Namen hasse, wünsche ich mir nichts lieber als ihn in dem Moment aus seinem Mund zuhören. Mein voller Name klingt distanziert.
"Jayden, bitte."
"Gut, in Ordnung. Sag nichts aber ich muss darüber reden." Ich antworte ihm nicht. „Du bist betrunken gewesen, deshalb bin ich nicht mehr sauer aber ich muss wissen ob du wirklich so über mich denkst." Ich versuche mich zu erinnern. „Filmriss." Er seufzt. „Als wir, du weißt schon." Er fährt sich durch die Haare. „Du hast gesagt es würde mir sonst auch nichts ausmachen, betrunkene Mädchen abzuschleppen." Ich schließe die Augen und schüttele langsam den Kopf. „Du weißt hoffentlich, dass ich dich nie ausnutzen würde. Dafür bist du mir zu wichtig." Er macht eine kurze Pause. „Die Mädchen, mit denen ich mal was hatte, waren auch ab und zu betrunken, ja. Aber sie wussten worauf sie sich einlassen. Ich hab es immer klar gestellt, gleich zu Anfang und selber bin ich dann auch nicht der nüchternste." Ich atme tief durch. „Okay." Er sieht mich irritiert an. „Mehr sagst du nicht?"  Ich zucke mit den Schultern.  „Was soll ich dazu sagen, Jayden?" Er trinkt einen Schluck. „Ich weiß nicht, ich habe einfach mit mehr gerechnet als einem dämlichem Okay."
„Lass mich in Ruhe." brumme ich und wende meinen Blick wieder ab.
"So wie du mich gestern in ruhe gelassen hast?"
Ich schnaube und straffe dann meine Schultern ehe ich auf meine Hände sehe.
"Arschloch." Zische ich und erhebe mich schnell.
Der Idiot kann mich mal.
"Elizabeth, warte."
Doch ich warte nicht. Ich knalle einfach die Tür hinter mir zu und gehe ins Wohnzimmer ehe ich mich mit unterdrückten Tränen umsehe.
Ich kann nicht mehr mit Jayden hier zusammen leben. Dafür fühle ich mich viel zu gedemütigt.
Wie gerne würde ich jetzt mit Grace sprechen. Sie wüsste weiter. Sie weiß immer weiter.
Eine Träne kullert meine Wange entlang, die ich schnell wegwische.
Da mir bewusst ist, dass ich nicht wirklich verschwinden kann beschließe ich zumindest nicht mehr mit Jayden ein Bett teilen zu wollen.
Wahrlos fange ich an das saubere Geschirr in die dazu gehörigen Schränke zu räumen. Diese unerklärliche Wut steigt immer mehr und nun bin ich auch auf Jayden sauer.
Wie kann er sich einfach darüber lustig machen?
Ich möchte gerade einen Teller einräumen als ich hinter mir ein räuspern höre und deshalb zusammenzucke. Der Teller fällt mir aus der Hand und landet, - wie soll es anders sein, auf den Boden.
"Fuck." Fluche ich leise vor mich hin und mache mich drauf und dran die Scherben aufzuheben.
Warum beobachtet er mich immer noch?
"Kannst du bitte, das Bett im Schlafzimmer reparieren? Ich möchte heute Abend dort schlafen." Murmle ich als ich die größten Scherben in den Müll werfe. Natürlich schaue ich ihn dabei nicht an.
"Das ist lächerlich." Antwortet er in der selben Tonlage. Wieder entfährt mir ein schnauben. "Tu mir den Gefallen. Bitte." Zögernd blicke ich auf und treffe gleich auf seine wunderschönen dunkle Augen. "Elizabeth, du musst nicht in diesem Zimmer schlafen. Es-" Weiter kommt er nicht weil ich ihn wütend unterbreche. "Doch, Jayden. Ich muss im anderen Zimmer schlafen. Weg von dir. Ich kann mich für gestern nur entschuldigen. Ich war betrunken und ich wusste nicht was ich tu."
„Entschuldige dich nicht."
„Jayden lass es. Ich kann dir nicht mal mehr in die Augen schauen. Ich schäme mich so abgrundtief. Das kommt nie wieder vor. Ich verspreche es dir aber-" Jayden kommt die paar Schritte die uns trennen auf mich zu und greift nach meinen Armen. "Versprich' mir das nicht." Irritiert sehe ich in seine leuchtenden Augen. "Reparier' das Bett." Er verdreht die Augen. "Nein." Ich streife seine Arme von mir. "Jayden mach' es einfach. Ich brauche Abstand. Das was gestern passiert ist war falsch." Ich wende mich zum gehen. "Ich gehe ein wenig frische Luft-" Weiter komme ich nicht, da Jayden nach meinem Handgelenk greift und mich schwungvoll wieder umdreht. So schwungvoll, dass ich gegen seine Brust knalle. Verwirrt möchte ich hoch schauen doch im nächsten Moment, spüre ich wie er seine Lippen gegen meine drückt. Ohne zu zögern erwidere ich seinen Kuss und lasse meine Hände durch seine Haare fahren. Jayden hat seine Arme fest um meine Taille geschlungen, als hätte er angst ich würde fliehen. Der Kuss geht lange. Erst unsere unregelmäßige Atmung lässt uns auseinander fahren. Wir lösen unsere Lippen kurz voneinander und ich kann nur gebannt auf seine starren.
In diesem Kuss steckte eben so viel Gefühl und Leidenschaft, dass es fast weh tut.
Jayden hebt leicht mein Kinn um mir in die Augen zu schauen. Ich spüre seinen schweren Atem gegen meine Haut schlagen. "Ich wollte nicht mit dir schlafen, weil du dich an dein erstes mal erinnern sollst." Mein Herz springt wie wild in meiner Brust und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen.
Ich will ihn so sehr.
"Außerdem sollte dein erstes Mal mit jemadem besonderen sein." Es klingt so abwertend, dass ich Mitleid bekomme.
Er ist was besonderes.
Fragend sieht er mich an. "An was denkst du?" Ich schaue kurz in seine Augen und dann zurück auf seine Lippen, ehe ich anfange ihn wieder küssen. Ich lege so viel Leidenschaft rein wie ich nur kann und vergrabe meine Fingerspitzen wieder in seinen Haaren. Jayden sieht es wohl als Einladung, denn langsam drückt er mich auf das Bett.
Als ich unter ihm liege, unterbricht er unseren Kuss. "Bist du dir sicher?" Haucht er gegen meine Lippen. "Ich war mir noch nie so sicher wie in diesen Moment." Antworte ich ihm heiser und lasse ihn kurz darauf sein Shirt und dann das was ich trage über unsere Köpfe ziehen.
In Gegensatz zu den anderen malen,
fühle ich mich wohl mit so wenig Kleidung vor Jayden. Er küsst sachte meine Lippen bevor er sich langsam von meinem Kiefer bis zu meinem Hals runter arbeitet. Immer wieder hinterlässt er kleine Küsse an diesen Stellen, was mich fast in den Wahnsinn treibt. Ich streiche ihm über den Rücken, fahre über seinen trainierten Bauch und lasse meine Hände dann wieder hoch zu seinen Nacken wandern. Jaydens Muskeln spannen sich jedes mal unter meinen Fingerspitzen an wenn ich den Vorgang wiederhole.
Ich erschrecke mich kurz als ich seine Erektion durch seine Boxershort spüre, lasse mir aber nichts anmerken. Tatsächlich freue ich mich sogar darüber, so eine Wirkung auf ihn zu haben.
Er öffnet in einer fließenden Bewegung meinen BH und streift ihn mir von den Schultern. Aufgeregt beobachte ich ihn wie er meine entblößte Oberweite betrachtet. Jayden fängt leicht an zu lächeln und sieht mir dann wieder in die Augen. "Perfekt." Flüstert er und gibt mir einen weiteren Kuss auf die Lippen. Als er anfängt meine Brüste vorsichtig zu liebkosen verlässt ein leises stöhnen meinen Mund und ich schließe meine Augen. "Willst du es wirklich?" Fragt er während er mit einer Hand, eine mir ins Gesicht gefallene Strähne zurück streicht. Ich nicke nervös.
Ich verliere also meine Jungfräulichkeit.
"Warte einen Moment." Nuschelt er aufgeregt und küsst mich flüchtig. Schnell springt er auf und kramt in irgendeiner Tüte. Als er eine Schachtel findet und sie öffnet schlucke ich.
Kondome. Natürlich.
Aber woher hat er sie?
Hat er es kommen sehen?
Verwirrt sehe ich ihm zu wie er mit einem frechen grinsen im Gesicht auf mich zukommt. "Man muss immer gewappnet sein." Schmunzelnd schüttele ich den Kopf. "Idiot." Er kniet sich auf das Bett. Ich lege mich weiter nach oben weil wir ziemlich weit unten an der Kante liegen, sogar meine Füße hingen bis eben noch in der Luft. "Es doll nicht rüber kommen als hätte ich es geplant, denn eigentlich hat dein Stiefvater mir das verboten aber ich musste auf Nummer sicher gehen." Verteidigt er sich. „Könntest du gerade nicht über meinen Stiefvater reden?" Wir schmunzeln. „Einverstanden." Zwinkert er mir zu als er sich wieder über mich beugt. Ich schlinge meine Arme grinsend um seinen Hals." Ich küsse ihn vorsichtig. Grinsend erwiedert er den Kuss.
Vorsichtig zieht er mir den Slip aus und verabschiedet sich dann selber schnell von seiner Shorts. Er stülpt sich das Kondom über, was mich noch etwas nervöser werden lässt. Dann nimmt er mit einer Hand mein Gesicht in Gewahrsam. "Bereit?" Haucht er mir gegen die Lippen. Ich schlucke schwer und drücke mich noch fester an ihn. "Bereit." Antworte ich unsicher. Er sieht mir mit einem sanften Lächeln in die Augen. "Du wirst es nicht bereuen." Ist das letzte was er sagt bevor er langsam in mich eindringt.

In vielen Geschichten ist es so, dass das erste Mal kaum weh tut. Aber im echten Leben ist es anders. Bei mir auf jeden Fall. Ich beiße mir so fest auf die Lippe, dass ich irgendwann das Gefühl habe Blut zu schmecken. Ich bin den Tränen näher den je und mein Körper fühlt sich total angespannt an. Es ist der schlimmste Schmerz den ich bis jetzt in meinem Leben durchmachen musste. „Du musst dich entspannen, Beth. Lass einfach locker." Ich atme tief durch. "Wir können auch aufhören." bietet Jayden mir aufmunternd an doch ich schüttle schnell meinen Kopf. "Nicht aufhören." Versichere ich ihm leise und versuche mich zu entspannen.
Obwohl es nach wie vor ziemlich weh tut genieße ich es. Ich genieße jede einzelne Berührung die er mir schenkt und versuche sie alle genau so gut zurück zu geben.
Ich habe mich in Jayden verliebt.

***

Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel und ihr könnt euch das halbwegs gut Vorstellen was da zwischen den beiden passiert ist.

Überarbeitet am 14.01.2019

Instagram: @ vicky_vas

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